
Dora Doll (in gelber Regenjacke) als Claude Jades Schwiegermama in „Cap des Pins“
Dora Doll ist gestern im Alter von 93 Jahren gestorben. Als Dorothéa Hermina Feinberg 1922 in Berlin geboren, wächst die Tochter eines russischstämmigen Bankiers in Paris auf. Nach neun Jahren winziger Filmauftritte fällt sie 1947 als Freundin des Schrotthändlers Paulo (Robert Dalban) in Clouzots „Unter falschem Verdacht“ auf und wird 1953 Jean Gabins kleine Freundin Lola in Jacques Beckers „Wenn es Nacht wird in Paris“ bekannt. Sie dreht in der Folgezeit mit Jean Renoir („French Cancan“) Henri Verneuil („Lautlos wie die Nacht“) und Claude Chabrol („Violette Nozière“).

Dora Doll, Arletty, Nicole Courcel, Suzanne Flon, Marcel Carné, Claude Jade, Yves Robert 1987 in Courbevoie. Unter Carné hatte Doll 1938 in „Hôtel du Nord“ als Komparsin ihren ersten Filmauftritt.

„Fernand cow-boy“ (1956)
Ihre prägnanten Nebenrollen sind zumeist die „Huren mit Herz“, lebenslustige leichte Mädchen mit herbem Charme. Eine ihrer seltenen Hauptrollen hat sie 1956 als Mae Mariane in Guy Lefrancs „Fernand cow-boy“.
Am Theater spielt sie hingegen oft große Rollen, als Katharina in „Der Widerspenstigen Zähmung“, als „Madame Sans-Gêne“ und an der Seite von Jean-Pierre Aumont als Clarisse in „Il y a longtemps que je t’aime“. Dora Doll bewahrt sich in diesem „fichu métier“ das Lachen, auch als „Figaro“ 2011 über die verarmte Dora Doll von einem Leben in Elend berichtet. Sie erhielt keine Rente und hatte Sozialversicherungsnachweise nicht einreichen können. Im April 2011 werden ihr die Erlöse einer Soirée gespendet, damit sie einige Schulden begleichen kann.
Eine Zeit der Sicherheit und eine große Popularität bringt ihr die erste französische Soap Opera „Cap des Pins“, in der sie von 1998 bis 2000 die Schwiegermutter von Claude Jade spielt. Als Agathe ist Dora Doll die Mutter des skrupellosen Konzerchefs Gérard Chantreuil (Paul Barge), die sich mit ihrer gedemütigten Schwiegertochter Anna gegen den Sohn verbündet. Für Claude Jade war die Zeit mit Dora Doll „trotz eines ein wenig angespannten Beginns eine immense Freude, sie kennzulernen und mit ihr zu spielen“. Und da die Presse Claude Jade in Anspielung auf „Dallas“ „die französische Sue Ellen“ nannte, war Dora Doll für zwei Jahre ein wenig die französische „Miss Ellie“. Etwas bodenständiger als bei ihrem amerikanisches Vorbild wurden von Dora Dolls Agathe Chantreuil die Sorgen der jüngeren Generation nach einem schwiegermütterlichen Schulterklopfen weggelacht.

Die Stars der ersten französischen Daily Soap. hinten: Marcelline Collard, Jay Benedict, Claude Jade, Dora Doll, Paul Barge. vorn: Manuela Dalle, Raphaël Baudoin, Mélanie Maudran. „Cap des Pins“(1998-2000)