L’honneur d’un capitaine / Clochemerle 1982 – von Moskau nach Zypern

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Frankreich  1982  Regie: Pierre Schoendoerffer Buch : Pierre Schoendoerffer, Jean-François Chauvel, Daniel Yonnet Kamera: Bernard Lutic Musik : Philippe Sarde Schnitt : Michèle Lavigne Ausstattung: Frederick Nery, Jean-Pierre Lamboley Produzent: Georges de Beauregard Produktion: Bela Productions, TF1 Films Productions EA: 29.12.1982 Länge: 1h57
Darsteller:
Nicole Garcia (Patricia Caron), Jacques Perrin (Caron), Charles Denner (Maître Gillard), Georges Wilson (Bâtonnier), Claude Jade (Maître Valouin), Robert Etcheverry (Kommandant Guilloux), Georges Marchal (General Keller), Jean-François Poron (Jakez), Jean Vigny (Professor Paulet), Christophe Malavoy (Automarchi), Patrick Chauvel (Schuster), Hubert Gignoux (Richter), Jean-Pol Dubois (Dubois), Harold Minh (Minh), Alain Bastien-Thiry (Pierre Caron), Pierre Fromont (General Garnier), Bhime Souaré (Bhama), Florent Pagny (Sarrouz, „La Ficelle“),  André Peron, Jean Depussé, Pierre Belot, Alain Floret, Éric Baugin, Patrick Baugin, Cyril Barbé, Marc Henry, Pascal Pistacio, Nicolas Tronc, Bruno Du Louvat u.a.

In einer Fernsehdebatte zum 20. Jahrestag des Friedensvertrags von Évian bezeichnet ein Professor den im Algerienkrieg gefallenen Hauptmann Caron (Perrin) als Folterer. Dessen Witwe (Garcia) zieht nun mit Anwälten (Wilson, Jade) wegen Verleumdung vor Gericht. In Rückblenden enthüllt das Gerichtsdrama die Vergangenheit.
Es ist Claude Jades erster Film zur Zeit ihrer Übersiedlung nach Zypern.

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Clochemerle 1982 – von Moskau nach Zypern

capi-claude-jade-moscou-chypre-nicosia-19821982 verlässt Claude Jade nach drei Jahren Moskau.  Damit endet die Zeit als „Botschafterin des Charmes im Land mit dem Messer zwischen den Zähnen“ (François Truffaut).  Als die Auswärtigen Dienste Bernard vorschlagen, nach Los Angeles zu gehen, will sie nicht darüber diskutieren. Los Angeles sei keine Stadt, in der sie leben wolle. Bernard Coste wird zum Kulturberater in Nicosia ernannt. Vom „éxil moscovite“ ziehen die Costes nun nach Zypern.
Während der Jahre auf der Insel, in denen sie ihren Sohn täglich in Französisch unterrichtet, da Pierre eine englische Schule besucht, dreht Claude Jade weitaus weniger als im Moskauer Exil und widmet sich den täglichen Nöten Heranwachsender. Als Pierre zum Karneval ein Kostüm braucht, entscheidet sie sich für die Figur des Pierrot. Sie schneidert ein Kostüm, das an das Pik-As in „Alice im Wunderland“ erinnert und findet Pierre darin niedlich. Doch als alle anderen Kinder als Cowboys oder Zorro verkleidet sind, gesteht Pierre, unglücklich zu sein: Das Kostüm sei lächerlich und er habe sich geträumt, auch ein Cowboy zu sein. „Genau wie meine Mutter, die damals an der Elsass-Tracht festgehalten hatte, habe ich nun geglaubt, es besser zu machen.“ Der Film „L’honneur d’un capitaine“, den sie zur Zeit des Umzugs nach Zypern dreht, zeigt Claude Jade in nur einer Tracht, der schwarzen Robe einer Anwältin.

Claude Jade als Maître Valouin mit Georges Wilson in "L'honneur d'un capitaine"

Claude Jade als Maître Valouin mit Georges Wilson in „L’honneur d’un capitaine“

Claude Jade, Georges Wilson, L'honneur d'un capitaine, A captain's honor, film de guerre, Pierre Schoendoerffer, film de procés, franceDer als Kriegsdramen-Spezialist bekannte Regisseur und ehemalige Kriegsberichterstatter Pierre Schoendoerffer gibt ihr in seinem Gerichts- und Algerienkriegsdrama „L’honneur d’un capitaine“ die Rolle der Maître Valouin.

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vedettes de demain, Cinema francais, Miou Miou, Isabelle Huppert, Claude Jade, Dominique Sanda, Nicole Garcia, Christine Pascal, Anicée Alvina, Catherine Alric, Marie Trintignant, Marie-Hélène Breillat, Evelyne Buyle, France Dougnac, Nicole CalfanErstmals hat ein Film von Schoendoerffer eine Heldin. Die Hauptrolle geht an Nicole Garcia. Die in Algerien aufgewachsene Schauspielerin hatte ihre erste Hauptrolle 1977 in Laurent Heynemanns „La Question“, einem Drama über Folter im Algerienkrieg. Garcia spielte die Frau eines Journalisten, der die Folter überlebt. Heynemanns Film entstand zwanzig Jahre nach den Ereignissen. Und bei Schoendoerffer ist sie die Witwe eines im Algerienkrieg gefallenen Hauptmanns, der zwanzig Jahre später als Folterer beschuldigt wird:  Garcia empfahl sich, wenn auch viel zu jung für die zwanzig Jahre nach dem Tod des Titelhelden.
Damals hatte die Ciné Revue nach den „Stars von morgen“ gefragt und in den Portraits standen Nicole Garcia und Claude Jade nebeneinander. Im Fernsehen hatte Claude Jade seit ihrem letzten Truffaut-Film und der Serie „Die Insel der 30 Tode“, die beide 1979 erschienen, in zwei Jahren in sieben Fernsehfilmen die Hauptrollen gespielt (siehe Filmographie) und im Kino neben einer spannenden Nebenrolle in „Teheran 43“ ebenfalls zwei Hauptrollen („Lenin in Paris“, „Le bahut va craquer“).  Und sie fand daneben noch Zeit, am Theater die Junia in „Britannicus“ zu spielen. Die Anwältin in Schoendoerffers Film war nach dieser Reihe von Hauptrollen ihre erste Nebenrolle: die Umsiedlung nach Zypern bedeutete zudem einen jähen Bruch in ihrer reichen Karriere.

capi_blog_justice_jade-garcia-wilson-poron-thiry_honneur_capitaineClaude Jade schrieb später, auch wenn die Rolle nicht sehr groß ist, habe sie sich gern von den Autoren Schoendoreffer und Daniel Yonnet und der Ernsthaftigkeit des Themas verführen lassen.
Zudem gewann Schoendoerffer neben Garcia und seinem Stammschauspieler Jacques Perrin, mit dem sie  „Home sweet Home“ gedreht hatte und der in Rückblenden den Titelhelden spielt, eine Reihe erlesener Schauspieler. Neben den Stars Charles Denner, Georges Wilson, Georges Marchal, Robert Etcheverry und Jean-François Poron  (→ im Bild ganz rechts) sowie Theatermann Hubert Gignoux ist Christophe Malavoy am Beginn seiner Filmkarriere zu sehen.

links: Claude Jade, Nicole Garcia, Alain Bastien-Tiery, Georges Wilson. Mitte: Jacques Perrin. rechts: Christophe Malavoy, Charles Denner, Jean Vigny

links: Claude Jade, Nicole Garcia, Alain Bastien-Tiery, Georges Wilson. Mitte: Jacques Perrin. rechts: Christophe Malavoy, Charles Denner, Jean Vigny

capi_blog_lise_et_laura_moscou_claude_jade_philippe_poiraud_1982In einem TV-Interview während der Dreharbeiten zum  Fernsehfilm „Lise et Laura“, in dem sie eine Doppelrolle spielt und der ebenfalls 1982 läuft, verabschiedet sich Claude Jade von Gastgeber Philippe Poiraud: „Direction Moscou, oui, directement“.
War es kein Problem, zwischen Paris und Moskau zu pendeln, gib es in den 80er Jahren keine direkten Flüge nach Paris. Claude muss über Umwege reisen, denn während des libanesischen Bürgerkrieges ist der Flughafen von Beirut, sonst Zwischenstopp nach Paris, gesperrt.

Claude Jade, Georges Wilson, L'honneur d'un capitaine, film de Pierre Schoendoerffer, guerre algerie, accords d evian, beirutKleine Fluchten sind die  Dreharbeiten in Frankreich, zu denen sie Pierre mitnimmt, um sein Französisch zu schulen. Während der Dreharbeiten im Palais de Justice bleibt sie in ihrer Wohnung in Boulogne-Billancourt. An einem drehfreien Tag trifft sie sich zum Essen mit ihrem Freund François Truffaut; es ist der 22. April 1982, der Tag des Attentats vor dem Sitz der libanesischen Zeitung „Al Watan al-Arabi“ an der rue Marbeuf. Der Libanon-Krieg ist  auch hier gegenwärtig; zwanzig Jahre nach Évian beeinflusst dieser Krieg die Weltlage.
Eine weiterer Ausflug ist eine Reise nach Athen, wo sie mit Pierre Schoendoerffer „L’honneur d’un capitaine“ präsentiert. Eine Vorführung des Films unter ihrer Anwesenheit erfolgt auch im „Centre culturel français“ von Nicosia.

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capitaine-honneur-claude-jade-1982-aNeben Schoendoerffers Film und Bernard Feries „Une petite fille dans les tournesols“ sowie der Serie „Wie im Flug“ spielt Claude Jade in diesen Jahren nur noch in einem Theaterstück, dessen Titel passend scheint: James Joyces „Die Verbannten“.
Dabei hätte sich eine Neuverfilmung von Gabriel Chevalliers satirischem Roman „Clochemerle“ empfohlen: Ihr Leben auf Zypern beschreibt Claude Jade in Interviews als ein Dasein „in einer geschlossenen Vase“.
Sie tauscht den russischen Winter gegen den mediterranen Sommer und gibt dabei den Zugang zu reichhaltiger Kultur auf. Besuchte sie in Moskau den Kreml, das Bolschoi-Theater, das Mausoleum und den Gorki-Park oder reiste zum Panzerkreuzer und zur Eremitage nach Leningrad, so beschränkt sich das kulturelle Leben in Nicosia auf ein einziges Kino und die wenigen Konzerte beim Sommerfestival. Es gibt keine Theater, dafür aber zahlreiche UNO-Blauhelme, die die Grenze zwischen Nord und Süd bewachen.
capitaine-honneur-claude-jade-1982Seit 1974 ist die Stadt durch die von ihnen kontrollierte „grüne Linie“ geteilt, 1983 wird im türkisch besetzten Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern proklamiert.
In der zweigeteilten Stadt macht sie die Bekanntschaft des französischen Pianisten Cyprien Katsaris, der zypriotischer Abstammung ist, und die des Archäologen Vassos Karagheorgis, dank dem Pierre ein gewisses Faible für die Archäologie entdeckt. Ihre Eltern kommen nur zweimal zu Besuch, denn auch ihre Schwester Annie lebt inzwischen auf einer Insel, die noch weiter entfernt ist: auf La Réunion.
Das Inselleben bleibt bis auf wenige Begegnungen eintönig, es fallen in diesem Mikrokosmos der Diplomaten immer wieder die gleichen Sätze wie „Oh, Sie tragen ein neues Kleid!“ Für Claude Jade fühlt sich diese Welt an wie Chevalliers fiktives Spießerstädtchen „Clochemerle“.

Charles Denner, Georges Wilson, Claude Jade, Nicole Garcia, Jean Vigny, L'honneur d'un capitaine, Pierre Schoendoerffer

Georges Marchal, Nicole Garcia, Claude Jade, Charles Denner, Jean Vigny, Georges Wilson, L'honneur d'un capitaineAuch der Gerichtssaal in „L’honneur d’un capitaine“ ist abgeschottet. Sie teilt ihn sich mit großen Schauspielern: In den Zeugenstand tritt unter anderem Georges Marchal, der neben Abenteuerfilmen mit vier Werken Luis Buñuels Weltruhm errang.  Claude hatte mit Marchals Frau Dany Robin  „Topas“ gedreht, als Marchal und Robin kurz vor der Scheidung standen und war kurz darauf Gast bei Robins Hochzeit mit deren zweitem Mann. 1979 hatte Marchal dann in „Die Insel der dreißig Tode“ den Vater von Claudes Heldin Véronique d’Hergemont gespielt.
Maître Valouin wurde von der Witwe als Anwältin engagiert, doch zur Unterstützung kommt der Onkel der Witwe, ein Batonnier, mit zur Verhandlung. Den spielt ein monstre sacré des französischen Theaters, Georges Wilson, und den brillanten Gegner der Verteidigung gibt Charles Denner.

capi_avocats_claude_jade_georges_wilson_honneur_d_un_capitaineGeorges Wilson (1921-2010) stand mit 15 das erste Mal auf der Bühne. Am Pariser Centre dramatique ausgebildet, schloss er sich nach dem Krieg der Compagnie Grenier-Hussenot an. Seit 1952 spielte und inszenierte er am Théâtre National Populaire, das er von 1963 bis 1972 leitete.
Seit 1950 beim Film, wurde er vor allem 1960 mit „Noch nach Jahr und Tag“ bekannt, als Clochard, der im Krieg sein Gedächtnis verloren hatte. Es folgten nur seltene Hauptrollen wie sein Captain Haddock in „Tintin und das Geheimnis um das goldene Vlies“. Zumeist wurde der hochgewachsene und stets leicht gebückte Wilson als Zyniker besetzt („Das Mädchen und der Kommissar“, „Bar du telephone“).
Sein Sohn Lambert Wilson, der mit 15 unter Papas Leitung am Theater begann, ist seit den 1980er Jahren und André Téchinés „Rendez-vous“ ein Star.

Charles Denner, L'honneur d'un capitaine, Claude Jade, Georges Wilson, Nicole Garcia, Pierre SchoendoerfferCharles Denner (1926-1995) begann nach seiner Schauspielausbildung bei Charles Dullin 1949 am Théâtre National Populaire unter der Leitung Jean Vilars. Dort spielte er mit Vilar und Georges Wilson in Brechts „Arturo Ui“ und unter Wilsons Regie den Matti in „Herr Puntila und sein Knecht Matti“.  Im Kino feierte er seinen Durchbruch  1963 mit der Titelrolle als Frauenmörder in Claude Chabrols „Landru“. Seine Hauptrolle neben Anna Gaylor in „Das umgekehrte Leben“ festigte seine Karriere. François Truffaut besetzte den stets asketisch und ernst erscheinenden Denner als Maler Fergus in „Die Braut trug schwarz“ und als katholischen Rattenbekämpfer Arthur in „Ein schönes Mädchen wie ich“. Fast wäre Claude Jade jenes Mädchen geworden (siehe Charles Denner). Die Krönung seiner Karriere hatte er ebenfalls bei Truffaut: als „Der Mann, der die Frauen liebte“. 

capi_christophe_malavoy_honneur_d_un_capitaine_nicole_garcia_claude_jadeperil-en-la-demeure-1984-christophe-malavoy-nicole-garciaChristophe Malavoy (rechts, *1952) spielt 1982 neben dem Automarchi in „L’honneur d’un capitaine“ und dem Tintin in „La Balance“ seine erste Kinohauptrolle in „Family Rock“. Seinen Durchbruch feiert er 1984 mit Michel Devilles „Péril en la demeure“ (Gefahr im Verzug). Hier spielt Nicole Garcia (vorn links) seine Geliebte (→ siehe Foto). Weitere Erfolge Christophe Malavoys sind Régis Wargniers „Die Frau meines Lebens“, Chabrols „Der Schrei der Eule“ und die Titelrolle in „Jean Galmot“.
capi_jean-francois-poron-faceJean-François Poron (*1936) verfolgt von der Zuschauerbank aus als Garcias Freund Jakez die Verhandlung. Er spielte in den 1960er Jahren Hauptrollen in „Les loups dans la bergerie“, als Marina Vladys romantischer Held  – und Jean Marais‘ Gegenspieler – in „Die Prinzessin von Clèves“, ebenfalls neben Marais in der Doppelrolle Henri / Louis XIV in „Die eiserne Maske“ und als Taras-Bulba-Sohn Andrei war er Held zweier Kosaken-Abenteuer. 1979 war er Jacques Webers Widersacher de Villefort in „Der Graf von Monte Cristo“.

capitaine_honneur_hubert_gignoux_nicole_garcia_jean_vigny_claude_jade Hubert Gignoux (1915-2008), der den Richter spielt, hatte vor seiner Schauspielkarriere Rechtswissenschaften studiert. Gignoux arbeitete auch als Theaterregisseur und gilt als Pionier der Dezentralisierung des Theaters in Frankreich. Im Fernsehen ist er vor allem durch die Serie „Die Eingeweihten von Eleusis“ mit Bernard Alane bekannt.
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Robert Etcheverry (1937-2007) wurde nach seiner Hauptrolle neben Alida Valli in „La fille du torrent“ vor allem im Fernsehen als Titelheld von Abenteuerserien bekannt: 1967 als  François de Recci alias „Chevelier Tempête“ (Chevalier Wirbelwind), 1968 als Schmuggler „Gorri le diable“ und 1974 als „Arpad, der Zigeuner“.

capi_polet_jean_vigny_1982_honneur_d_un_capitaine_nicole_garcia_claude_jadeGehörte die erste halbe Stunde des Films Nicole Garcia, die den Prozess vorbereitet, so agieren mit Beginn der Verhandlung die Zeugen, deren Aussagen in Rückblenden einführen. Garcia hört nur zu – mit präziser Intensität.
Auch Claude Jade als ihre Anwältin ergreift nur selten das Wort – die Arena gehört neben den Zeugen den polemischen Attacken der Herren Denner und Wilson. Claude Jade darf hin und wieder protestieren: „Wir sind nicht hier, um über den Zeugen Schuster zu urteilen – oder über den Algerienkrieg.“ Sie verweist immer wieder auf den entscheidenden Unterschied der 18 oder 19 Tage von Carons Kommando – was schließlich zur Rehabilitation des gefallenen Hauptmanns führt; auch wenn nach dem Urteil Zweifel bleiben.

Zeugen wie Ho Minh (Harold Minh) eröffnen Rückblenden; nur selten ergreift Maître Valouin (Claude Jade) das Wort. "Nous protestons !"

Zeugen wie Ho Minh (Harold Minh) eröffnen Rückblenden; nur selten ergreift Maître Valouin (Claude Jade) empört das Wort. „Nous protestons !“

 

« J’ai fait ce qu’un soldat a l’habitude de faire, pour le reste j’ai fait ce que j’ai pu »

Claude Jade, lettre de Marcel Caron, Jacques Perrin, guerre d'algerie, je suis fatigue, « J’ai fait ce qu’un soldat a l’habitude de faire, pour le reste j’ai fait ce que j’ai pu », Pierre Schoendoerffer, proces, l'honneur d'un capitaineIhren großen bewegenden Auftritt hat Claude Jade erst gegen Ende des Films im Verlesen des letzten Briefes von Capitaine Caron. Ob Pierre Schoendoerffer zuvor ihr Lesen der berühmten Briefe in der Fernsehsendung „Claude Jade liest Madame de Sévigné“ zu schätzen wusste, darf hier nur vermutet werden.
Dieser Brief, in dem Caron oft den Satz „Ich bin müde“ wiederholt und den Krieg als Krieg zwischen Schurken bezeichnet, beendet zugleich den Prozess.  Ein Satz dieses Briefes hatte den Film bereits eröffnet, als Patricias Freund Jakez erkannte, dass Caron Jeanne d’Arcs treuen Ritter La Hire zitierte: „Ich tat, was ein Soldat zu tun pflegte, für den Rest tat ich, was ich konnte“.

Auch aus dem fernen Paris erhält Claude Briefe nach Zypern.
So schreibt François Truffaut am 5. Oktober 1982:
„Meine kleine Claude,
es ist mir unmöglich, deinen Geburtstag zu vergessen; jedes Jahr, wenn der Monat Oktober beginnt, macht sich eine kleine Erwärmung in der Region meines Herzens breit: Ah, Oktober, das ist doch der Birthday von Claude.
Meine kleine Claude,
ich bewahre eine schöne Erinnerung an unser Mittagessen an der rue François 1er am Tage des Attentats  an der rue Marbeuf; wegen dir ist sogar dieser Tag verbunden mit einer guten Erinnerung!
Wo du auch bist, was du auch machst, umarme ich dich sehr zärtlich,
françois“