Décès en 2017

Unter den verstorbenen Schauspielern des Jahres 2017 sind einige Partner Claude Jades.


Jean Rochefort, Jean-Claude Bouillon, Gisèle Casadesus, Claude Rich, Jacques Robiolles, Jean-Marc Thibault, Alain Mottet, Marie Mergey, Jeanne Moreau

Jean Rochefort, Jean-Claude Bouillon, Gisèle Casadesus, Claude Rich, Jacques Robiolles, Jean-Marc Thibault, Alain Mottet, Marie Mergey sowie Jeanne Moreau.

Jean-Claude BOUILLON
27.12.1941 – 31.07.2017

Claude Jade und Jean-Claude Bouillon in "The Hitchhiker: Windows" Was der Maler sah

Claude Jade und Jean-Claude Bouillon in „The Hitchhiker: Windows“

Der Star der Serien „Les Brigades du tigre“ und „Die Rosen von Dublin“  war zweimal Partner von Claude Jade.
Jean-Claude Bouillon gab 1966 in Godards „Made in U.S.A.“ sein Debut und verlegte sich nach Hauptrollen in Kino-Filmen („Le dernier homme“ von Charles Bitsch, „Tout peut arriver“ von Philippe Labro und „Le Champignon“ von Marc Simenon) schnell auf das Fernsehen.
Dort trafen sich  Jean-Claude Bouillon und Claude Jade erstmals 1990.

"Was der Maler sah" (Windows): Jean-Claude Bouillon und Claude Jade

„Was der Maler sah“ (Windows): Jean-Claude Bouillon und Claude Jade

In der Folge „Windows“ (Was der Maler sah) aus der Serie „The Hitchhiker“ war Jean-Claude Bouillon der brutale Ehemann von Monique (Claude Jade), die vom besessenen Mann von gegenüber, dem Maler Jake (David Marshall Grant), beobachtet wird. Dessen Visionen, die er auf die Leinwand bannt, werden später zur Wirklichkeit. Doch anders, als Jake vermutet, hat nicht Victor seine Frau sondern Monique ihren Mann in Notwehr erschossen. Am Ende wird auch Jake durch Moniques Hand sterben und wieder erschießt sie einen Mann in Notwehr.

Jean-Claude Bouillon als Victor und Claude Jade als Monique

Zehn Jahre später spielen Claude Jade und Jean-Claude Bouillon erneut ein Paar:  In „Cap des Pins“ wird Jean-Claude Bouillon 1999 als Serge Létan der Liebhaber der gegen ihren Mann aufbegehrenden Serienheldin Anna Chantreuil.

Jean-Claude Bouillon und Claude Jade 2000 in „Cap des Pins“

Gisèle CASADESUS
14.06.1914 – 24.09.2017
Gisèle Casadesus war „Ma mie Rose“ (Alle lieben Mami Rose) im gleichnamigen Fernsehfilm. Als Grandmère au pair des zehnjährigen Benoît sorgt sie für das Ehe- und Familienglück von Claude Jade und Claude Giraud.
„Gisèle Casadesus. Voilà une grande dame, une personne délicieuse, une femme cultivée et discrète, une magnifique actrice ! Je crois que je ne tarirais pas d’éloges sur elle; je lui ai même avoué que je rêvais de vieillir avec d’élégance qu’elle (je suis sûrement très présomptueuse…).“
(Claude Jade, „Baisers envolés“, 2004)   Mehr über sie hier: Gisèle Casadesus

Jean ROCHEFORT
29.04.1930 – 09.10.2017
Sein Markenzeichen, den Moustache, etablierte Jean Rochefort als Filmvater von Claude Jade und Bernard LeCoq in „Kerzenlicht“ mit Annie Girardor. Der Schnauzbart ließ den jungen Schaupieler bedeutend reifer wirken; er erschien un distinguiert und eroberte so sein neues Rollenfach.
Mehr über ihn hier: Jean Rochefort.

Alain MOTTET
30.12.1928 – 31.10.2017
Im Märchen zum Jahresende 1971 überfliegt Alain Mottet mit Claude Jade auf einem fliegenden Pferd Bagdad. Der in „Sheherazade“ verliebte Shazenian war eine seiner seltenen Hauptrollen. Mehr über den vor zwei Monaten verstorbenen Schauspieler hier: Alain Mottet.

Claude RICH
08.02.1929 – 20.07. 2017

Als totgeglaubter Ehemann der von Claude Jade gespielten Diplomatenwitwe Suzan Frend war Claude Rich der Star des Sechsteilers „Das große Geheimnis“. Mehr über den charmanten Draufgänger der 60er Jahre hier: Claude Rich.

Jacques ROBIOLLES
06.03.1935 – 19.04.2017
Henri Langlois, dem „Geraubte Küsse“ gewidmet war, förderte den jungen Regisseur Robiolles, der seine Filme aus Nichts machte. Langlois produzierte Robiolles‘ ersten Film „Le Daguemaluahk“. Entsprechend ist er in „Baisers volés“ als arbeitsloser Autor eine Referenz an sich selbst und kommt in „Tisch und Bett“ erneut vorbei, um bei Antoine zu schnorren. Neben diesen beiden Truffaut-Filmen hatte er auch eine weitere kleine Rolle in „Die Braut trug schwarz“. Er spielt den Concierge  jenes Hochhauses, in dem Jeanne Moreau kurz darauf Claude Rich vom Balkon in den Tod fallen lässt.

Claude Jade, Jacques Robiolles, Jean-Pierre Léaud, Domicile conjugal

Claude Jade, Jacques Robiolles und Jean-Pierre Léaud in „Domicile conjugal“

Marie MERGEY
28.02.1922 – 08.04.2017
In der Serie „Die Insel der dreißig Tode“ ist Marie Mergey als Bretonin Honorine eine Weile die treue Gefährtin der Heldin Véronique d’Hergemont (Claude Jade). Doch die Prophezeiung mit dreißig Särgen für dreißig Opfer und vier Frauen am Kreuz muss sich erfüllen auf der „Insel der dreißig Särge“. Und so verfällt Honorine dem Wahnsinn und verflucht Véronique: „Du bist die Mutter des Ungeheuers. Ans Kreuz mit dir, Véronique d’Hergemont, ja ans Kreuz mit dir. Aber nicht mit mir, nein, aber nicht mit mir“. Dann stürzt sie sich in den Tod und überlässt Véronique der Einsamkeit auf der grauenhaften Insel.

Claude Jade und Marie Mergey in „Die Insel der 30 Tode“

Im Kino hatte Marie Mergey wichtige Nebenrollen bei einem Regisseur, mit dem Truffaut in „Eine gewisse Tendenz im französischen Kino“ abgerechnet hatte: Claude Autant-Lara. Der hatte Mergey als Bourvils verbitterte Gattin Adelaïde in „La Jument verte“ besetzt und kurz darauf als Pierre Mondys verbrecherisches Eheweib, Alexandre Dumas‘ Madame Caderousse, in „Der Graf von Monte Christo“. Die Gutherzigkeit Honorines im Straßenfeger „L’île aux trente cerceuils“ lässt deren Boshaftigkeiten aber rasch vergessen.

Jean-Marc THIBAULT
24.08.123 – 28.05.2017

„La tête en l’air“ mit Claude Jade und Jean-Marc Thibault (rechts)

Bekannt wurde Jean-Marc Thibault durch jene Filme, die er mit seinem Kumpan Roger Pierre drehte. Über drei Jahrzehnte traten sie als Komiker-Duo auf. Das Fernsehen stärkte die Popularität: So spielte er in der Serie „Maguy“ den Ehemann von Rosy Varte. Eine seiner Serien-Hauptrollen als Pierrot, großväterlicher Freund von Claude Jades Serien-Tochter Valérie Karsenti in „La tête en l’air“, wurde ihm von seiner Ehefrau Sophie Agacinski geschrieben.

außerdem starben 2017

Paloma MATTA
22.08.1945 – 13.09.2017
Auf den Internetseiten von Facebook wird sie regelmäßig mit Claude Jade verwechselt. „Oh ja, Claude Jade hat mir immer so gefallen in ‚Belle und Sébastien‘ “ schreiben einige,  „Claude Jade, die Heldin aus der Serie ‚Jacquou le Croquant‘ “, die anderen.

Sie wird gern mit Claude Jade verwechselt: Paloma Matta

Es war Paloma Matta, die jene Rollen in den Serien spielte, doch tatsächlich haben die beiden Schauspielerinnen eine frappierende Ähnlichkeit. Weitere Parallele: Paloma Matta spielte zwei Jahre vor Claude Jades Debut am Théâtre Moderne (in Sacha Pitoëffs Inszenierung von „Heinrich IV“) an jenem Haus ebenfalls bei Pitoëff, als Anja in Tschechows „Kirschgarten“.
Eine ausführliche Filmographie der Schauspielerin Paloma Matta gibt es hier:
Paloma Matta Filmographie

EMMANUELLE RIVA
24.02.1927 – 27.01.2017

In ihren Anfängen hatten beide die Camille in Alfred de Mussets „On ne badine pas avec l’amour“ erarbeitet: Claude mit 18 in der Klasse von Jean-Laurent Cochet, Emmanuelle Riva mit 26 Jahren beim Vorsprechen an der Schauspielschule, wo sie von Claudes späterem Stammregisseur Jean Meyer unterrichtet wurde. Beide sind Vertreterinnen der Nouvelle Vague, Riva mit „Hiroshima mon amour“. Danach blieb sie unsentimentalen Rollen in humanistischen Filmen verbunden. Wie unsentimental auch ihre Gedichte sind und ihre Interpretation, zeigte Emmanuelle Riva im April 1971, als sie zusammen mit Claude Jade Stargast in Philippe Bouvards Fernsehsendung „Samedi Soir“ war.

und
Jeanne MOREAU
23.01.1928 – 31.07.2017
Sie war vor Claude Jade François Truffauts erste Muse. Die Japanerin, mit der Antoine in „Domicile conjugal“ Christine betrügt, und die vom Cardin-Mannequin Hiroko gespielt wurde, ist übrigens eine Empfehlung von Jeanne Moreau.

PHILIPPE GOLDMANN (L'argent de poche), JEANNE MOREAU (Jules et Jim), FREDERIQUE JAMET (petit rôle dans L'homme qui amait les femmes), FANNY ARDANT (La femme d'à côté), SYVIE GREZEL (L'argent poche), CHARLES DENNER (La mariée était en noir, Une belle fille..., L'homme qui aimait les femmes), MARCEL BERBERT (producteur), DANI (La nuit américaine, L'amour en fuite), JACQUELINE BISSET (La nuit américaine), HENRI SERRE (Jules et Jim), SERGE ROUSSEAU (La mariée..., Baisers volés), NELLY BENEDETTI (La peau douce), MARIE DUBOIS (Tirez sur le pianiste, Jules et Jim), ALEXANDRA STEWART (La nuit américaine), CATHERINE DENEUVE (La sirène du Mississippi, Le dernier métro), GERARD DEPARDIEU (La femme d'à côté), CHARLES AZNAVOUR (Tirez sur le pianiste), BERNARDETTE LAFONT (Les mistons, Une belle fille comme moi), CLAIRE MAURIER (Les 400 coups), JEAN-CLAUDE BRIALY (Une histoire d'eau, La mariée était en noir), JEAN-PIERRE LEAUD (les Doinel, Les deux anglaises, La nuit américaine), DELPHINE SEYRIG (Baisers volés), JEAN-PIERRE AUMONT (La nuit américaine), BRIGITTE FOSSEY (L'homme qui aimait les femmes), HENRI GARCIN (La femme d'à côté) et CLAUDE JADE (Baisers volés, Domicile conjugal, L'amour en fuite) - Cannes 1985 -Hommage a François Truffaut

Als Claude Anfang Januar 1968 erstmals Truffaut in seinem Büro an der rue Robert-Estienne 5 trifft, kennt sie ihn nur von einem Foto. Auf diesem lachen er und Jeanne Moreau sich an während der Arbeit zu „Jules et Jim.“ An einem Abend, an dem Claude nicht Theater spielt, geht François mit ihr in „La mariée était en noir“ und erzählt ihr danach von seiner Freundschaft mit Jeanne Moreau. Und als Truffaut seiner zukünftigen Verlobten beim ersten Rendezvous am 16. Februar 1968 Champagner anbietet, den einzigen Wein, den er trinkt, erklärt er ihr, was Jeanne Moreau darüber sagt. Truffaut fand Moreaus Beschreibung so hübsch, so dass er sie übernahm: „Champagner ist die Milch der Erwachsenen.“

Joyeux Noël

Joyeux Noël Merry Christmas Schöne Weihnachtstage Buon Natale Счастливого Рождества メリークリスマス Crăciun fericit Feliz Navidad عيد ميلاد مجيد God jul Wesołych Świąt  Καλά Χριστούγεννα Mutlu Noeller Շնորհավոր Սուրբ Ծնունդ Veselé Vánoce Boldog karácsonyt Hyvää joulua חג מולד שמח Nollaig Shona 聖誕快樂 کریسمس مبارک Sretan Božić შობა Vrolijk kerstfeest میری کرسمس

Claude Jade クロード・ジャド كلود جاد Клод Жад Κλοντ Ζαντ Claude Jadeovà کلود جید კლოდ ჟადი קלוד ז’אד 클로드  Joyeux Noël Merry Christmas Schöne Weihnachtstage Buon Natale Счастливого Рождества メリークリスマス Crăciun fericit Feliz Navidad عيد ميلاد مجيد God jul Wesołych Świąt  Καλά Χριστούγεννα Mutlu Noeller Շնորհավոր Սուրբ Ծնունդ Veselé Vánoce Boldog karácsonyt Hyvää joulua חג מולד שמח Nollaig Shona 聖誕快樂 کریسمس مبارک Sretan Božić შობა Vrolijk kerstfeest میری کرسمس 자드 克劳德·杰德 Kloda Žada

Claude Jade
クロード・ジャド
كلود جاد
Клод Жад
Κλοντ Ζαντ
Claude Jadeovà
کلود جید
კლოდ ჟადი
קלוד ז’אד
클로드 자드
克劳德·杰德
Kloda Žada

Balthus, Beine, Brille und Brüste

Zur Zeit ist ein Balthus-Gemälde Gegenstand einer Zesur-Debatte: „Met Museum refuses to remove Balthus painting“. Man kann die Unterhose seiner pubertierenden „Thérèse rêvant“ sehen und das Bild, das wohl Besucher sexuell erregen könnte, soll entfernt werden, so fordern es Online-Petitionen.
Auch Truffaut, einem Mann der sich im Kino wie kaum ein Zweiter für das Recht der Kinder einsetzte („Les 400 Coups“, „L’argent de poche“), hatte einen Balthus in seiner Wohnung hängen und verwendete ihn. Nein, es war ein harmloser Balthus.
Balthus Metropolitan Museum Mee too Bed and Board Domicile conjugal Francois Truffaut Claude Jade Jean-Pierre Leaud
Christine a décroché un petit tableau du mur et le tend à Antoine:
Christine: „Tiens prends le petit Balthus.“
Antoine: „Ah, le petit Balthus, je te l’ai offert, il est à toi. Garde-le.“
Christine: „Si si emporte-le.“
Antoine: „Ecoute il est à toi, je te l’ai offert.“
Christine: „Ah bon.“
Christine raccroche le tableau.
***
Christine hangs a small painting off the wall and hands it to Antoine.
Christine: „Here, take this Balthus.“
Antoine: „I gave it to you. It’s yours.“
Christine: „You can have it back.“
Antoine: „Look, it’s yours! I gave it to you.“
Christine: „Oh, all right then.“
Christine hangs it back.
***
Christine hängt ein kleines Gemälde von der Wand und reicht es Antoine.
Christine: „Da, nimm deinen kleinen Balthus mit.“
Antoine: „Aber den Balthus hab ich dir geschenkt. Er gehört dir. Behalt ihn.“
Christine: „Ja, schon. Aber nimm ihn doch mit.“
Antoine: „Aber ich hab ihn dir geschenkt, also gehört er dir.“
Christine: „Na gut.“
Christine hängt ihn zurück.

„La peau douce“ (1963), „Domicile conjugal“ (1970)

Danach glaubt Antoine, Christine küssen zu dürfen, doch: „Nein, du küsst mich jetzt nicht“.
Den Gemälde-Dialog, damals ein Foujita, hatte François Truffaut bereits in einer Szene zwischen dem Ehepaar Lachenay in „Die süße Haut“ verwendet. Sicher, es ist ein harmloser Balthus, doch wenn sich nach einem Erfolg des Verbots im New Yorker Met eine Petition dessen Gesamtwerk vornehmen sollte?
Es ist anzunehmen, dass sich im Kino demnächst jemand daran stören wird, dass Perseus eine Frau köpft und Medusas Haupt triumphierend in die Höhe hält; auch die Filmographien von Schmollmund Brigitte Bardot oder dem einstigen Nacktmodell Marilyn Monroe haben eine Zensur zu befürchten, was für ein Frauenbild ! Nicht so reaktionär wie in prüden Heimatfilmen, doch erregend sexistisch.

                         Sexuell verdächtige Fetische: Beine, Brille, Brüste

Bei Claude Jade sollten Sie noch einmal einen Blick auf „Domicile conjugal“ werfen, den fetischisierten Blick auf Claude Jades Beine. Wir sehen zu Beginn ein Paar Frauenbeine, für Truffaut „die Zirkel, die den Erdball in allen Himmelsrichtungen ausmessen und ihm sein Gleichgewicht und seine Harmonie geben“.
Für andere Betrachter könnten sie sexuell erregend sein und die Schauspielerin als Sexualobjekt degradieren. Ihre Beine schreiten  an Pariser Ladenfassaden vorbei und werden begleitet von der Melodie einer Violine, die neben dem Einkaufsnetz im Geigenkasten mitschwebt. Und von einer stolzen Stimme, die verlangt, sie nicht als Mademoiselle, sondern als Madame anzureden. Für immer wird sie begleitet von verzauberten Blicken, deren Besitzer das Auge eines Filmemachers ist, des Filmemachers François Truffaut. Doch dann dienen sie dem von Yvon Lec gespielten Hilfspolizisten zur Erregung, diese Beine. Antoine greift nach ihnen, so oft Truffaut sich und seinem Alter ego eine Möglichkeit bietet.

Als in Berlin Caravaggios Amor entfernt werden sollte, weil es „zweifellos der Erregung des Betrachters“ diene, könnten dies auch die Beine Claude Jades, also der Erregung dienen.

Man könnte dagegen argumentieren, dass „Domicile conjugal“ doch ein Werk der Emanzipation sei, so wie es Co-Autor Claude de Givray 2001 erklärte. In der Szenenfolge, in der auch der kleine Balthus auftaucht, gelingt Truffaut ein Kunststück, das amerikanische Kino entscheidend zu beeinflussen.
Nach der Entdeckung des Seitensprungs stellt Christine Bedingungen.
Claude de Givray: „Seit dreißig Jahren hat das Kino versucht, dass Frauen sich emanzipieren. Und dann kommt 1970 Claude Jade. Sie lacht, nein, sie lächelt, wenn sie ihre Vorwürfe vorbringt und dabei ein Taxi ruft.
Sie erklärt den Männern: Ihr seid egoistisch, ihr seid scheinheilig, ihr lügt.  François war einer der ersten, die diese Art Frau als Hauptrolle geschaffen haben und die Figur von Claude Jade ist wunderbar. Denn in ihrer Rolle zeigt sie im Kino vielleicht das erste Mal ganz natürlich, dass Frauen Forderungen erheben.
Danach haben die Amerikaner es in den 70er Jahren auch gezeigt, Mazursky und Benton, der damals Truffaut sein Drehbuch schickte. Robert Benton und sein ‚Kramer vs Kramer‘ und Woody Allen haben in ,Domicile conjugal’ ihr Vorbild.“
Doch wie wird heute in der Idiokratie des Internets der Einsatz erniedrigender Fetische in „Domicile conjugal“ bewertet? Etwa wenn Antoine Christine im Bett bittet, ihre Brille wieder aufzusetzen. Oder gar Christines Geste, sich für Antoine, der neuerdings auf Japanerinnen steht, als Geisha zu verkleiden und ihr dann eine Träne über die Maquillage rollt? Entwürdigend.

Noch ist niemand darauf gestoßen, dass Antoine Christines Brüsten entwürdigende Namen gibt: Laurel und Hardy. Und schlimmer noch: „Die hier nennen wir Don Quijote und die kleine dicke da Sancho Panza.“

#mitou,
signé Christine Doinel.

Curd Jürgens 102

Albert Filozov, Curd Jürgens, Claude Jade. Teheran 43

Heute vor 102 Jahren wurde Curd Jürgens geboren. Sein letzter Kinofilm war „Teheran 43“, eine Großproduktion des sowjetischen Mosfilm mit Frankreich und der Schweiz, in dem neben Russen auch westliche Stars spielten: Alain Delon, Claude Jade und Curd Jürgens.
„Teheran 43“ war mit 47 Millionen Zuschauern der erfolgreichste russische Film des Jahres 1981 und erhielt den Goldpreis auf den XII. Internationalen Filmfestspielen Moskau.
Auf den XI. Moskauer Filmfestspielen 1979 war Claude Jade, gerade nach Moskau übergesiedelt, dem Produzenten Georges Cheyko begegnet. Sie hatte ihn zehn Jahre zuvor in Sarajevo bei der Vorpremiere des Films „Die Schlacht an der Neretva“ in Beisein General Titos kennengelernt. Damals gehörte Curd Jürgens zu den Stars des Films und für „Teheran 43“ hatte er bereits zugesagt. Cheyko war überrascht: „Ah! Claude, welche Überraschung. Ich hatte dich nicht erwartet, weil du nicht im Flugzeug warst.“ Cheyko erfährt, dass sie zwar Frankreich beim Festival präsentiert, aber seit kurzem in Moskau lebt. „Du musst unbedingt in diesem Film mitspielen“, drängte Cheyko Claude Jade, die nun Partnerin des großen Curd Jürgens in dessen letztem Kinofilm wurde.

Curd Jürgens und Claude Jade

Der Sender TWZ ( ТВ Центр ) spricht in seiner Dokumentation von 100.000.000 verkauften Tickets.

Doch als der Film dann 1982 in den Kinos der DDR und ein Jahr später in der BRD als „Teheran 43 – Killer sind immer unterwegs“ lief, war Curd Jürgens‘ eindrucksvolle Stimme dort nicht zu hören. Der Schauspieler war inzwischen verstorben und von Ernst Wilhelm Borchert synchronisiert worden.
Curd Jürgens spielte Alec Legraine, einen geschäftstüchtigen Anwalt, der die Memoiren des ehemaligen Nazikillers Max Richard (Armen Dschigarchanjan) auf einer Auktion verkaufen will. Es sind die Pläne zum Attentat auf Churchill, Stalin und Roosevelt. Der Killer hält sich bei der jungen Françoise (Claude Jade) versteckt, die ebenfalls heimlich für Legraine arbeitet… Am Ende wird Maître Legraine mit Max‘ Mörder Scherner und mit Françoise über die Dokumente verhandeln.

„Teheran 43“ in der Alliance Française in Karatschi 2017.

In der Alliance Française in Karatschi, Pakistan, lief am 25. August 2017 der Film „Teheran 43“.

Curd Jürgens, Curd Jurgens. Teheran 43, Курд Юргенс, Клод Жад Тегеран-43 Альберт Филозов Claude Jade albert Filozov
Curd Jürgens, Curd Jurgens. Teheran 43, Курд Юргенс, Клод Жад Ален Делон Тегеран-43 Claude Jade Alain Delon Игорь Костолевский, Наталья Белохвостикова, Армен ДжигарханянSo zwielichtig bis verworren die Rollen von Claude Jade und Curd Jürgens sind (Claude Jade: „Curd Jurgens spielte den Anführer des hässlichen Netzwerks, für das ich arbeitete, und ich verstand wirklich nicht viel von dem, was ich hier tat.“), so seltsam auch Claude Jades Rolle beim Filmfestival Moskau, wo „Teheran 43“ seine Premiere hatte. Das Festival wurde mit „Lenin in Paris“ eröffnet und „Teheran 43“ war der Beitrag der Sowjetunion. Claude Jade: „Ich bin mit russischen Schauspielern und Regisseuren auf die Bühne gegangen. Ich war auch Teil der französischen Delegation, aber der Botschafter brachte mich dazu, meine Kameraden zu empfangen, während ich logischerweise einer der Gäste war. Mein Status war wirklich schlecht definiert.“

Curd Jürgens, der als Sohn eines Hamburger Kaufmanns dänischer Herkunft und einer Französin zweisprachig aufgewachsen war, lernte mit Moskau eine der früheren Wirkungsstätten seines Vaters Kurt Jürgens kennen: als Import-Export-Kaufmann hatte dieser oft Moskau bereist. Im sowjetischen  „Teheran 43“ wurde der in München geborene und in Berlin aufgewachsene Curd Jürgens nicht als deutscher sondern österreichischer Schauspieler besetzt. Die sowjetische Besetzungsmacht im Nachkriegsösterreich wollte ihm 1946 bei einer Burgtheater-Tournee in die Schweiz keine Einreise genehmigen. So erhielt er auf Initiative des Burgtheaterdirketors noch am selben Tag die österreichische Staatsbürgerschaft.

Тегеран-43 Курд Юргенс, Клод Жад Claude Jade Curd Jürgens Curd Jurgens

Curd Jürgens und Claude Jade bei Dreharbeiten zu „Teheran 43“

Mit Alain Delon, Curd Jürgens, Claude Jade und Georges Géret waren vier internationale Stars in der Besetzungsliste des sowjetischen Films. Curd Jürgens wurde von seiner frisch angetrauten fünften Frau Margie in die Sowjetunion begleitet, Alain Delon von Mireille Darc – und Claude Jade lebte bereits seit dem Frühjahr 1979 mit Ehemann Bernard und Sohn Pierre in Moskau.

teheran 43 progress filmverleih curd juergens claude jade monika woytowicz miou miou gojko mitic roman kaminski anthony quinn Alexander Kaidanowski

1982 wird der Kinostart von „Teheran 43“ in der DDR mit Curd Jürgens und Claude Jade beworben.

Biographien zu Curd Jürgens und Claude Jade in der Progress-Mappe

Curd Jurgens Armoir normandeCurd Jürgens wurde wegen seiner stattlichen Größe von 1,92 Metern seit 1935 als Charmebolzen in belanglosem Kitsch besetzt, bis er als „Des Teufels General“ 1955 bekannt und im gleichen Jahr mit Yves Ciampis pazifistischem Existenzialistendrama „Les héros sont fatigue“ (Die Helden sind müde) ein internationaler Star wurde. In jene Jahre fallen sein Antiheld Paul, der in Georg Wilhelm Papsts „Das Bekenntnis der Ina Kahr“ vergiftet wird, und sein Bruno in Robert Siodmaks Hauptmann-Verfilmung „Die Ratten“. Deutschland hatte einen Star, der sich jenseits des Nachkriegs-Eskapismus mit seinen belanglosen Heimatfilmen etablierte. Curd Jürgens hatte stets diese Aura von Brüchigkeit, war sinnlich und sexuell statt aseptisch, wirkte stärker und verbrauchter als die glatten und keimfreien Unterhaltungsfilm-Schönlinge.  Als er nach „Et Dieu … créa la femme“ (Und immer lockt das Weib) von Brigitte Bardot als „Armoire normande“ bezeichnet wurde, blieb ihm dieses Etikett bis an sein Lebensende haften.

Die deutsche Klatschpresse übersetzte den „normannischen Schrank“ dabei falsch als „normannischen Kleiderschrank“.
Jürgens drehte auch schlechte Filme wie die unkritische Verharmlosung Wernher von Brauns („Wernher von Braun – Ich greife nach den Sternen“) und machte eher mit seinen zahlreichen Geliebten oder Ehefrauen Schlagzeilen.
Auch wenn im Gegensatz zum Jet-Set-Tratsch seine gelungenen Memoiren „… und kein bißchen weise“ stehen: Curd Jürgens kannte keinen „jardin secret“, wie ihn Claude Jade bevorzugte, und versorgte die Klatschblätter genüsslich mit seinen Liebesabenteuern als Bonvivant.
Seiner Ausstrahlung tat dies keinen Abbruch.

Zeichnungen aus dem argentinischen Comic zum Film „Nido de espías“ (Teheran 43)

Da die Stars Jürgens, Delon und Jade nur in der Gegenwartsebene agieren, sei noch einmal angemerkt, dass Curd Jürgens zu jener Zeit, die der andere Teil des Films beschreibt, der Zeit des Attentatsversuchs, nie in Hitlers verbrecherischer Wehrmacht diente. Er hatte sich in Wien 1944 mit Nazis angelegt: mit einem Mitarbeiter des für die Deportation der Wiener Juden verantwortlichen Baldur von Schirach, mit dem Bruder des Gestapochefs Ernst Kaltenbrunner sowie mit SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny, Teilnehmer der Aktion „Unternehmen Eiche“, die auch in „Teheran 43“ zu sehen ist. Es sind die von Max seinem Anwalt präsentierten echten Aufnahmen der Befreiung Mussolinis. Auf die Auseinandersetzung mit den Nazis folgte für Curd Jürgens die Einweisung als „politisch unzuverlässig“ in ein Arbeitslager, aus dem er wenig später fliehen konnte.

Claude Jade Curd Jürgens Teheran 43

Legraine und Françoise mit Max Richards Memoiren

Dass sich Curd Jürgens bereits in seinen 1976 erschienen Memoiren  mit den Verbrechen gegen die Juden in Wien auseinandergesetzt hatte, findet erneute Anerkennung in der vor zwei Jahren im Aufbau Verlag erschienenen Biographie „Curd Jürgens. General und Gentleman“  von Heike Specht. Heute wäre der große Schauspieler Curd Jürgens 102 geworden.

Curd Jürgens, Curd Jurgens. Teheran 43, Курд Юргенс, Клод Жад Ален Делон Тегеран-43 Claude Jade Alain Delon Игорь Костолевский Наталья Белохвостикова Igor Kostolevsky Natalya Belokhvostikova

mehr zum Film hier: Teheran 43

Ann Petersen

Ann Petersen (1927-2003) und Claude Jade in Benoit Lamys „Home Sweet Home“

Heute vor 14 Jahren starb Ann Petersen.
14 internationale Auszeichungen erhielt „Home Sweet Home (Trautes Heim)“, der Film, der  sie als diktatorische Leiterin des Altenheims weltweit bekannt machte. Ann Petersen starb an Diabetes. Für Leute, die sie kannten, sei dies keine Überraschung gewesen: dass ihr Süßigkeiten nicht bekommen, wusste sie. In seinem Portrait zu Petersens Tod vor 14 Jahren erinnerte sich „Nieuwsblad“-Autor Paul Demeyer, dass sie dennoch beim Interview ein Törtchen mit drei Bissen verschlang. Es war Petersens Entscheidung.

Ann Petersen als Heimleiterin in „Home sweet Home“

Schlimm trieb es ihre Direktorin in dem berühmten Film von Benoît Lamy: Sie hortet Vorräte der Heiminsassen, darunter auch Naschwerk. Vor allem jene Szene, in der sie dem renitenten Jules seinen Pudding aus der Hand schlägt und dann den anderen Heimbewohnern erklärt, dass Jules nun keinen Nachtisch bekomme, macht Petersen für das belgische Kino unsterblich. Im Zuge eines Hungerstreiks für den vom Dessert ausgeschlossenen Jules durchschreitet dann die von Ann Petersen Filmpartnerin Claude Jade gespielte Claire den Speisesaal wie ein Wachsoldat. Es ist ein Machtkampf, den Claire in dieser Vorbereitung der Alten zum finalen Aufstand verliert.

Ann Petersen, Claude Jade und Marcel Josz als Jules in Benoît Lamys „Home Sweet Home“

Der Aufstand der Alten ist, da die von Ann Petersen gespielte Direktorin mit dem Polizeichef Hand in Hand arbeitet, auch ein Aufstand gegen eine Art Polizeistaat. Die Direktorin ist erst Chefin und dann Gegnerin der von Claude Jade gespielten Pflegerin Claire.
Anfangs beobachtet Claire, wie die Direktorin ihre Macht missbraucht und hilft ihr sogar. Erst als Claire die Folgen ihrer Denunziation des Sozialhelfers Jacques (Jacques Perrin) bei der Direktorin erkennt, wandelt sie sich und holt Jacques zurück.

Claude Jade und Ann Petersen in „Home Sweet Home“ (Trautes Heim, 1973)

Lustiger und leichter als „Einer flog über das Kuckucksnest“ beschreibt Benoît Lamys Erstlingswerk den Kampf für die Freiheit und das Recht auf Würde. Nach der Revolte wird die Despotin fortgeschickt und das alte System wird durch ein demokratisches ersetzt. Claude Jade lässt die Hände in den Schürzentaschen ihrer Schwesterntracht, während Ann Petersen ihr Gepäck kaum tragen kann.

Jacques Lippe als Polizeichef (l), Jacques Perrin als Jacques (2.v.l.) mit Claude Jade und Ann Petersen

Neben „Home sweet Home“ war Ann Petersen für Regisseur Benoît Lamy auch die Gegenspielerin Annie Girardots in „Ardenner Schinken“. Für ihre Leistung in „Das Sakrament“ erhielt die 1990 den Joseph Plateauprijs  als Beste Darstellerin. Von 1996 bis zu ihrem Tod spielte Ann Petersen in der Serie „Thuis“. Zwei Jahre vor ihrem Tod, sie war 75, sprach sie mit Paul Demeyer über das D-Wort, De Dood, den Tod: „Vielleicht ist er schon da. Für mich oder für dich. Und wenn es für mich ist, dann werde ich gerne mitgehen. Ich möchte auf der einen Seite einhundert werden, auf der anderen Seite bin ich bereits zufrieden. Es hat gereicht. Alles für dieses Leben. Aber dann kommt etwas Neues. Da bin ich mir sicher.“

Claude Jade und Ann Petersen in „Home sweet Home“ (Trautes Heim)