
In „Le malin plaisir“ ist Nicoletta Machiavelli 1975 neben Claude Jade, Anny Duperey, Mary Marquet und Cécile Vassort Teil eines mörderischen Quintetts . Jacques Weber kommt ihnen auf die Schliche.
Die italienische Schauspielerin Nicoletta Machiavelli ist am 15. November im Alter von 71 Jahren gestorben.
Berühmt wird sie 1966 mit Luigi Zampas „Eine Frage der Ehre“: Ein sich versteckt haltender Mann schwängert seine Frau und als die Öffentlichkeit nun glaubt, sie sei fremdgegangen, muss er sie töten, um seine Ehre wiederherzustellen. Nicoletta Machiavelli nimmt in ihren folgenden Filmen selbst die Waffe zur Hand; in Spaghetti-Western wird sie zum Star des Genres: mit Burt Reynolds in Sergio Corbuccis „Navajo Joe“ oder in „Giarrettiera Colt“als eine der wenigen zentralen Westernheldinnen. Quentin Tarantino gibt ihr zu Ehren seiner Hauptfigur in „Kill Bill“ das Pseudonym Arlene Machiavelli.

Star des Spaghetti Western: Nicoletta Machiavelli

Trenck-Mehrteiler (1972)
In Carlo Lizzanis „Eine Flut von Dollars“ überlebt ihre Heldin Mary Ann nur in der amerikanischen Version „The Hills Run Red“, in der italienischen muss sie wie in „Eine Frage der Ehre“ sterben. Ein Los, das sich ihre Rollen oft teilen: Als Alain Delons Ehefrau in „Tony Arzenta“ stirbt sie bereits zu Beginn des Films.
Zum Ausgleich schlüpft Nicoletta Machiavelli für „Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck“ gemeinsam mit Matthias Habich in preußische Gewänder – und geht als Amalie ins Kloster.
Doch 1975 wird sie abermals gefährlich – als eine der Hauptdarstellerinnen in Bernard Toublanc-Michels „Le malin plaisir“.
1975 spielte sie neben Claude Jade eine der fünf mordverdächtigen Frauen im Thriller „Le malin plaisir“. In der Villa Fontbonne zeigen sie nach dem Unfalltod des Schriftstellers Philippe Malaiseau keine Spur von Trauer: Anny Duperey ist in ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Claude Jade nach „Gejagt wie Monte Christo“ die Witwe Malaiseaus, Claude Jade spielt die Sekretärin Julie, Mary Marquet die Mutter, Cécile Vassort eine Cousine und Nicoletta Machiavelli als Melisa die mysteriöse italienische Freundin des Toten. Als der junge Autor Marc (Jacques Weber) nach Fontbonne kommt, um Malaiseaus letztes Werk fortzusetzen, wird er zum Liebhaber und Spielball der Frauen. Bald keimt in ihm ein schrecklicher Verdacht.
Da Marc mit den vier jungen Frauen schläft, gerät der Film freizügig. Claude Jade, die noch vier Jahre zuvor Nacktszenen abgelehnt hatte (s. „Mein Onkel Benjamin“), wird von ihrem Ehemann Bernard Coste darin bestärkt, die Julie zu spielen. Denn eine verführerische Mörderin ist genau der Imagewandel, mit dem sie ihren braven Heldinnen entfliehen will. Für Nicoletta Machiavelli sind unbekleidete Auftritte seit “Storie scellerate” (Decamerone – Abenteuer des Wollust) keine Neuheit.
Ungewohnt ist allerdings die Unterbringung der Stars: Drehort für die südfranzösische Villa, in dem die fünf Frauen ihr Netz um den jungen Autor spinnen, ist das Château d’Arpaillargues bei Uzès. Und die Schauspieler beziehen jene Zimmer, die im Film von ihren Figuren bewohnt werden.
Für Nicoletta Machiavelli war die Melisa 1975 ihre zweite Hauptrolle im französischen Kino. Im Jahr darauf spielte sie neben Jean Gabin und Jean-Claude Brialy in „Zwei scheinheilige Brüder“, trat in „Jenseits von Gut und Böse“ auf und zog sich 1977 bis auf ein kurzes Comeback vom Film zurück. Der Titel: „La fuite en avant“. Sie wollte als Schülerin des Neo-Sannyas-Begründers Osho nur noch ihr Privatleben und lebte seitdem in der Nähe Bolognas.
1985 ging sie in die USA, wo sie privaten Sprachunterricht und Kochkurse gab. Nach schwerer Krankheit ist sie am vergangenen Sonntag in Seattle gestorben.