Jean-Claude Dauphin 76

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin spielten zusammen in „Le témoin“ und in einem „Navarro“-Krimi. 1968 bis 1970 waren die beiden ein Paar.

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969

Im Herbst 1968 kehrt Claude Jade bei einer Drehpause zu Alfred Hitchcocks „Topaz“ kurz nach Frankreich zurück. Sie dreht ausstehende Szenen für „Mauregard“. Mit den Mai-Protesten, deren Vorboten die Demonstrationen im Februar 1968 für Henri Langlois während der Arbeit an „Baisers volés“ waren, wurden auch die Dreharbeiten zu „Mauregard“ von Truffauts Co-Autoren Claude de Givray und Bernard Revon unterbrochen. Bei dieser Gelegenheit besucht Claude Jade ihren Schauspiellehrer vom Théâtre Edouard VII, Jean-Laurent Cochet. Claude Jade: „Er hatte Baisers volés gesehen und mich nicht besonders gelobt; für ihn war es wahrscheinlich eine Form von Theaterverrat.“ Bei dieser Gelegenheit lernt sie einen der neuen Schüler von Cochet kennen: Jean-Claude Dauphin. Der Sohn von Claude Dauphin und Maria Mauban hatte gerade die Hauptrolle in „Adolphe ou l’âge tendre“ von Bernard Toublanc-Michel gespielt. Neben Ulla Jacobsson und Philippe Noiret waren auch seine Eltern als seine Film-im-Film-Eltern mit von der Partie. In ihren Erinnerungen „Baisers envolés“ schreibt Claude Jade: „Er war charmant, witzig und intelligent, und ich ging bald mit ihm aus. Mit unserem hellen Teint und unseren feinen Gesichtszügen hätten wir ein Geschwisterpaar spielen können.“  Dann reist Claude mit ihrer Schwester Annie, die bereits volljährig ist, als Begleiterin wieder nach Hollywood.

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin in Bruges, Filmszene aus „Le témoin“


War Truffaut zu Beginn des Drehs zu „Mauregard“ noch am Drehort erschienen, um sich mit Claude zu verloben, hatte sie nun einen neuen Freund. Nach ihrer Rückkehr aus den USA, wo „Geraubte Küsse“ für den Oscar nominiert ist, haben sie wieder etwas Zeit füreinander, doch Claude hat viele Pressetermine, denn zeitgleich hat auch die ein Jahr zuvor gedrehte Serie „Les oiseaux rares“ TV-Premiere. Sie reist zu Filmfestivals in Monaco und Bukarest. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wie zur Ernennung von Alfred Hitchcock zum Officier des Arts et des lettres am 25. September 1969 im Pariser Plaza Athénée, begleitet Jean-Claude Claude. „Alle fanden uns sehr süß. Ich lebte auf der Überholspur. Das war alles ziemlich aufregend, aber auch nicht gerade erholsam. Ich konnte mit ihm ein paar Tage in die Berge in die Schweiz zum Skifahren entfliehen.“

Alfred Hitchcock wird 1969 zum Officier des Arts et de lettres ernannt. Vorn mit seinen „Topaz“-Stars Claude Jade, Michel Piccoli und Philippe Noiret. Im Hintergrund raucht Jean-Claude Dauphin eine Zigarette.

Beide spielen, auch um miteinander mehr Zeit zu haben, ein junges Paar in „Le témoin“ (Der Zeuge). In dem romantischen Psychothriller verlässt Cécile (Claude Jade) ihren Freund Thomas (Jean-Claude Dauphin) für den mysteriösen Van Britten (Gérard Barray). Für Cécile ist die Beziehung zu Thomas ruhig, zu ruhig. Sie verlässt Thomas, obwohl sie als Zeugin eines Mordes um Van Brittens düstere Seite weiß. Am Ende ist sie allein. Im Epilog des Thrillers, den Van Britten nicht überlebt, wacht Cécile nach einem unruhigen Traum auf, kann dem bei ihr liegenden Thomas aber nicht sagen, ob der Traum wirklich ein schlimmer Traum gewesen sei.

Jean-Claude Dauphin und Claude Jade in „Le témoin“ (Der Zeuge)




Als Claude in der Bourgogne „Mein Onkel Benjamin“ dreht, kommt Jean-Claude zu Besuch und lernt dabei Édouard Molinaro kennen, der ihn später für „La Mandarine“ engagiert. Umgekehrt dreht Claude später mit Bernard Toublanc-Michel, den sie durch Jean-Claude kennenlernt, „Le malin plaisir“ und „La grotte aux loups“. Und Marcel Cravenne, in dessen Dickens-Adaptation von „Große Erwartungen“ Jean-Claude Dauphin 1968 den erwachsenen Waisenjungen Pip gespielt hatte (siehe Foto rechts, bdff), macht Claude Jade zehn Jahre später zur Heldin seiner Verfilmung von Maurice Leblancs „Insel der 30 Särge“.

Bernard Toublanc-Michel dreht mit Jean-Claude Dauphin 1968 „Adolphe ou l’âge tendre“. Später engagiert er Claude Jade für „Le malin plaisir“ (1975) und „La grotte aux loups“ (1980)

 

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969 in „Le témoin“

Auf der Heimfahrt nach Paris in Jean-Claudes Aston mini besuchen sie seine Maman Maria Mauban und deren zweiten Mann Jean Versini im Loiret in deren Landhaus bei Montargis. Sie möchte mit ihm nun das Trio Schneider ihrer Verwandten mütterlicherseits besuchen. Es ist spät und sie kommen unerwartet in Châteauneuf an. Tante Guitou ist auf Reisen, doch Didi und Tata sind efreut, improvisieren ein Essen und geben ihnen ein großes Zimmer, das Guitou in Anlehnung an das antike Griechenland das „Megaron“ nannte. Müde von der Reiseroute schlafen sie kurzerhand ein und reisen am nächsten Tag weiter. „Wenig später erhielt ich einen wütenden Brief von Guitou, dass dies keine Art sei, sich zu benehmen, und dass ich meine Ankunft hätte ankündigen können… Sie war vor allem wütend, dass ich unter ihrem Dach im selben Zimmer wie mein Freund geschlafen hatte. Sie meinte, ich hätte ihr Haus als „Lunapar“ [römisches Bordell] missbraucht. Das war ihre petrolisierte Seite, die sich mit den Jahren legte. Diese Unnachgiebigkeit verschwand mit dem Alter, und ich erinnerte sie immer wieder an diese Anekdote, wenn sie für meine Nichten [Annies Töchter Gaëlle und Ariane], die nach Châteauneuf kamen und ihren Freund mitbrachten, den Megaron vorbereitete. Sie lachte darüber und antwortete, dass sich die Zeiten geändert hätten.“

Michel Le Royer, Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969


In einem Artikel in der Cine Revue unter dem Titel „Claude Jade heiratet“, werden ihre Bewunderer beruhigt: Es sei nur Truffaut, der sie im Film „Domicile conjugal“ mit Jean-Pierre Léaud verheirate: „Was Claude Jade betrifft, wird Jean-Claude Dauphin als ihr bevorzugter Ritter in spe genannt. Ist das eine Verlobung? Nein, sagt Claude. Ich bin der Meinung, dass ich, bevor ich den Rubikon überschreite, noch meine Karriere festigen muss. Wenn „die Einsamkeit eine zwanzigjährige Seele erschreckt, wie Molière sagte, halte ich mich selbst noch für sehr jung, um jetzt ein langes Leben zu zweit ernsthaft in Angriff zu nehmen.“

„Was Claude Jade betrifft, wird Jean-Claude Dauphin als ihr bevorzugter Ritter in spe genannt.“


1970 lädt Claude Jade auch oft Freunde von Jean-Claude zum Essen zu sich ein und erinnert sich in „Baisers envolés“ an viele Abende mit politischen Gesprächen, in denen die intelligenten Idealisten die Welt verändern wollten und vom Aufstand der Arbeiterklasse sprachen. Unter ihnen war neben Jean-Claudes bestem Freund Antoine Dumayet und dessen Bruder Nicolas Dumayet, Söhne des Autors Pierre Dumayet, auch Michel Anthonioz, Sohn der Widerstandskämpferin Geneviève de Gaulle-Anthonioz, der später dem INA vorstand und den Sender Arte gründete. Michel hatte bereits einen Essay zu Studentenrevolten veröffentlicht.  Ein junger Italiener, der von den Roten Brigaden schwärmte, von Mao und dessen kleinem rotem Buch, überforderte Claude manchmal („Ich konnte sie nicht stoppen und wieder loswerden, wenn sie einmal angefangen hatten“), da es kaum noch andere Themen gab als den Aufstand der Arbeiterklasse. „Sie waren alle Söhne aus gutem Hause, großzügig und charmant, aber sie wussten nichts über das Arbeitermilieu; sie machten auf mich den Eindruck, als würden sie Revolutionäre spielen, so wie Marie-Antoinette die Schäferin spielte.“

Festival Hyères: Claude Jade, Pat Mathieu-Resuge, Maurice Bouillet, Jean-Claude Dauphin


Jean-Claude besucht Claude, als sie in der Jury des Filmfestivals in Hyères ist. Beide sind am Drehen, haben neue Projekte. „Im Laufe der Monate wurde meine Beziehung zu Jean-Claude immer weniger; wir waren zu jung, um gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden, und jeder führte seine eigene Karriere. Es gab keinen abrupten Bruch, es war einfach so … Eine Jugendliebe, das Ende einer schönen Beziehung.“

Jean-Claude Dauphin mit Ulla Jacobsson in „Adolphe ou l’âge tendre“ (Tanjas Geliebter), Claude Jade in „Le témoin“ (Der Zeuge), Isabelle Adjani in „Le secret des Flamands“ (Das Geheimnis des Kupferbechers)



Jean-Claude Dauphin dreht wie Claude Jade neben Kinofilmen („Le Hasard et la violence“, „Le choix des armes“) auch für das Fernsehen, wo er einen seiner schönsten Erfolge 1974 in der Miniserie „Le Secret des Flamands“ (Das Geheimnis des Kupferbechers) neben Isabelle Adjani hat, die wie er von Bernard Toublanc-Michel entdeckt wurde. Zum TV-Star wird er vor allem 1978 als Partner von Bruno Pradal im Sechsteiler „Le temps des as“.

Jean-Claude Dauphin und Claude Jade 1995 im „Navarro“-Krimi „Sentiments mortels“

1995 waren Jean-Claude Dauphin und Claude Jade in drei Szenen des „Navarro“-Krimis „Sentiments mortels“ das Ehepaar Guillaume und Geneviève Marcillac, das nur ein Mord trennt.

Geneviève Marcillac (Claude Jade), Guillaume Marcillac (Jean-Claude Dauphin)

Heute wird Jean-Claude Dauphin, der vor allem im Fernsehen aktiv ist und 2020 neben Anny Duperey deren Gatten, den duc Thibaut de L’Essile, in der Serie „Les secrets du château“ spielte, 76. Herzlichen Glückwunsch.




Kuss-Szenen Baisers volés Baisers envolés

Collage Baisers envolés Claude Jade

Claude Jade, Jean-Pierre Léaud, „Baisers volés“

Video Baisers volés et envolés

 

Der gestohlene Kuss, den sich Antoine Doinel von Christine Darbon in „Baisers volés“ im Weinkeller raubt, ist legendär – auch weil er in „Domicile conjugal“ zwei Jahre später seine Referenz findet, wenn Christine sich einen von Antoine einfordert. Beide werden schließlich in „L’amour en fuite“ zitiert.

Der Kuss im Weinkeller 1968

Der Kuss im Weinkeller 1970


In dieser Collage finden sich viele weitere Küsse, so zu Beginn aus „Mauregard“, den die Co-Autoren von „Baisers volés“ schrieben und den Claude de Givray inszeniert hatte. Truffaut erschien damals am Drehort, um sich mit Claude Jade zu verloben, die sich hier als Françoise mit Richard Leduc als Maxence verlobt.

Küsse in „Mauregard“ Claude Jade und Richard Leduc


Auf „Mauregard“ folgen weitere Filmküsse bis zu „Cap des Pins“, der Serie, in der Claude Jade zwischen 1998 und 2000 sowohl Paul Barge aus „Sous le signe de Monte Cristo“ als auch Jean-Claude Bouillon aus „Windows“ wiederküsst.  Die Collage beschließt ein Kuss 2006, zu dem es nicht kommt, doch den Célimène und Alceste herbeisehnen.

Claude Jade avec Jean-Pierre Léaud (Baisers volés), Paul Barge (Sous le signe de Monte Cristo), Michel Subor (Topaz), Richard Leduc (Mauregard), Gérard Barray (Le témoin), Jacques Brel (Mon oncle Benjamin), Jean-Pierre Léaud (Domicile conjugal), Jean-Pierre Cassel (Le bateau sur l’herbe), Jean Barney (Il y a longtemp que je t’aime), Bernard Fresson (Les feux de la Chandeleur), Frederick Stafford (La ragazza di via Condotti)

Claude Jade et ses baisers dans Prêtres interdits (Robert Hossein), Ma Mie Rose (Claude Giraud), Le choix (Gilles Kohler), Una spirale di nebbia (Duilio del Prete, Roberto Posse), Fou comme François (Michel Creton), La passion de Camille et Lucile Desmoulins (Bernard Alane)

Claude Jade et Henri Guybet dans Le Pion, Jean-Paul Zehnacker et Yves Beneyton dans L’île aux 30 cercueils, Gilles Segal dans Nous ne l’avons pas assez aimée, Alain Claessens dans La grotte aux loups, Barry Stokes dans Rendezvous in Paris, Bruno Pradal dans Une petite fille dans les tournesols, Gianni Morandi dans Voglia di volare, Jean-Claude Bouillon dans Hitchhiker: Windows, Roger Mirmont (Miremont) dans Au bonheur des autres, Jean Barney dans Porté disparu, Paul Barge et Jean-Claude Bouillon dans Cap des Pins (1998-2000), Patrick Préjean dans Célimène et le cardinal (2006)

Ausschnitte – extraits:
„Baisers volés“ (1968, François Truffaut, avec Jean-Pierre Léaud)
„Sous le signe de Monte-Cristo“ (1968, André Hunebelle, avec Paul Barge)
„Topaz“ (1968, Alfred Hitchcock, avec Michel Subor et Frederick Stafford)
Mauregard“ (1968, Claude de Givray, avec Richard Leduc)
„Le témoin“ (2 photos, 1969, d’Anne Walter, avec Gérard Barray)
„Mon oncle Benjamin“ (1969, Édouard Molinaro, avec Jacques Brel)
„Domicile conjugal“ (1970, François Truffaut, avec Jean-Pierre Léaud)
„Le bateau sur l’herbe“ (1970, de Gérard Brach, avec Jean-Pierre Cassel)
„Il y a longtemps que je t’aime“ (1971, de Raymond Gérôme, avec Jean Barney)
„Les feux de la Chandeleur“ (1972, de Serge Korber, avec Bernard Fresson)
„La ragazza di via Condotti“ (1973, de Germán Lorente, avec Frederick Stafford)
„Prêtres interdits“ (1973, de Denys de La Patellière, avec Robert Hossein)
„Ma Mie Rose“ (1975, de Pierre Goutas, avec Claude Giraud)
„Le Choix“ (1976, de Jacques Faber, avec Gilles Kohler)
„Una spirale di nebbia“ (1977, d’Eriprando Visconti, avec Duilio del Prete et Roberto Posse)
„Fou comme François“ (1977, de Gérard Chouchan, avec Michel Creton)
„La passion de Camille et Lucile Desmoulins“ (1978, de Jean-Paul Carrère, avec Bernard Alane)
„Le Pion“ (1978, de Christian Gion, avec Henri Guybet)
„L’île aux trente cercueils“ (1979, de Marcel Cravenne, avec Jean-Paul Zehnacker et Yves Beneyton)
„Nous ne l’avons pas assez aimé“ (1980, de Patrick Antoine, avec Gilles Segal)
„La grotte aux loups“ (1980, de Bernard Toublanc-Michel, avec Alain Claessens)
„Rendezvous in Paris“ (1982, de Gabi Kubach, avec Barry Stokes)
„Une petite fille dans les tournesols“ (1984, de Bernard Férie, avec Bruno Pradal)
„Voglia di volare“ (1984, de Pier Giuseppe Murgia, avec Gianni Morandi)
„The Hitchhiker : Windows“ (1990, de René Manzor, avec Jean-Claude Bouillon)
„Au bonheur des autres“ (1991, de Charles Bitsch, avec Roger Miremont)
„Porté disparu“ (1995, de Jacques Richard, avec Jean Barney et Georges Claisse)
„Cap des Pins“ (1998-2000, série, avec Paul Barge et Jean-Claude Bouillon)
fin: „Célimène et le cardinal“ (2006, de Jacques Rampal, avec Patrick Préjean)


In einem weiteren Video -siehe unten – erscheinen die Szenen im Kontext mit Dialogen, etwa, dass David (Jean-Pierre Cassel) irritiert ist, als Eléonore ihn fragt, ob er sie küssen wolle. Später fragt sie seinen Freund Olivier (John McEnery) zudem, ob er mit ihr schlafen wolle. Und auch die Küsse in der Sequenz auf dem Hof in „Domicile conjugal“, in der sie bestimmt, wann Antoine sie küsse dürfe und wann nicht, ist im zweiten Video zu sehen. Da Claude Jade in ihren nahezu 80 Film- und Fernsehproduktionen trotz Liebeserklärungen wie etwa in „Lenin in Paris“ ist dies nur eine kleine Auswahl an Küssen und an Küsschen – etwa mit ihren Filmeltern in „Baisers volés“, Daniel Ceccaldi und Claire Duhamel, die zeigt, dass sie auch jenseits von Truffauts Christine gestohlene Küsse vor den Kameras hatte. Nicht zu vergessen all die Bises und Caresses in anderen Filmen…

(hinzu kommen im zweiten Video Küsschen aus „Prunelle“, „Les oiseaux rares“, „Sheherazade“, „Les oiseaux de lune“, „La Mandragore“, „L’amour en fuite“, „Commissaire Moulin: L’amie d’enfance“, „Tableau d’honneur“, „Eugénie Grandet“ sowie ein Küsschen von „Cap des Pins“-Seriensohn Raphael Baudoin)


extraits:
„Prunelle“ (1967, Edmond Tiborovsky, avec Eric Vander)
„Les oiseaux rares“ (1967, Jean Dewever, avec Nicole Chaput, Anna Gaylor)
„Baisers volés“ (1968, François Truffaut, avec Jean-Pierre Léaud et bises avec Daniel Ceccaldi et Claire Duhamel)
„Sous le signe de Monte-Cristo“ (1968, André Hunebelle, avec Paul Barge, Paul Le Person, Pierre Brasseur)
„Topaz“ (1968, Alfred Hitchcock, avec Michel Subor, Frederick Stafford et Dany Robin)
„Mauregard“ (1968, Claude de Givray, avec Richard Leduc)
„Le témoin“ (2 photos, 1969, d’Anne Walter, avec Gérard Barray)
„Mon oncle Benjamin“ (1969, Édouard Molinaro, avec Jacques Brel)
„Domicile conjugal“ (1970, François Truffaut, avec Jean-Pierre Léaud)
„Le bateau sur l’herbe“ (1970, de Gérard Brach, avec Jean-Pierre Cassel)
„Shéhérazade“ (1971, avec Pierre Michael)
„Les oiseaux de lune“ (1971, avec Jean-Gabriel Nordmann)
„Il y a longtemps que je t’aime“ (1971, de Raymond Gérôme, avec Jean Barney)
„Les feux de la Chandeleur“ (1972, de Serge Korber, avec Bernard Fresson)
„La Mandragore“ (1973, avec Paul Barge)
„La ragazza di via Condotti“ (1973, de Germán Lorente, avec Frederick Stafford)
„Prêtres interdits“ (1973, de Denys de La Patellière, avec Robert Hossein)
„Ma Mie Rose“ (1975, de Pierre Goutas, avec Claude Giraud)
„Le Choix“ (1976, de Jacques Faber, avec Gilles Kohler)
„Una spirale di nebbia“ (1977, d’Eriprando Visconti, avec Duilio del Prete et Roberto Posse)
„Fou comme François“ (1977, de Gérard Chouchan, avec Michel Creton)
„La passion de Camille et Lucile Desmoulins“ (1978, de Jean-Paul Carrère, avec Bernard Alane)
„Le Pion“ (1978, de Christian Gion, avec Henri Guybet)
„L’amour en fuite“ (1979, de François Truffaut, avec Dani)
„L’île aux trente cercueils“ (1979, de Marcel Cravenne, avec Jean-Paul Zehnacker et Yves Beneyton)
„Commissaire Moulin: L’amie d’enfance“ (1980, de Jean Kerchbron, avec Yves Rénier)
„Nous ne l’avons pas assez aimé“ (1980, de Patrick Antoine, avec Gilles Segal)
„La grotte aux loups“ (1980, de Bernard Toublanc-Michel, avec Alain Claessens)
„Rendezvous in Paris“ (1982, de Gabi Kubach, avec Barry Stokes)
„Lise et Laura“ (1982, d’Henri Helman, avec Bernard Malaterre)
„Une petite fille dans les tournesols“ (1984, de Bernard Férie, avec Bruno Pradal)
„Voglia di volare“ (1984, de Pier Giuseppe Murgia, avec Gianni Morandi)
„The Hitchhiker : Windows“ (1990, de René Manzor, avec Jean-Claude Bouillon)
„Au bonheur des autres“ (1991, de Charles Bitsch, avec Roger Miremont)
„Tableau d’honneur“ (1992, de Charles Nemes, avec Guillaume de Tonquédec)
‚“Eugénie Grandet“ (1993, de Jean-Daniel Verhaeghe, avec Alexandra London)
„Porté disparu“ (1995, de Jacques Richard, avec Jean Barney et Georges Claisse)
„Cap des Pins“ (1998-2000, série, avec Paul Barge et Jean-Claude Bouillon et avec Raphaël Baudoin)
fin avec le désir de Célimène et d’Alceste de s’embrasser : „Célimène et le cardinal“ (2006, de Jacques Rampal, avec Patrick Préjean)



Musique:
Que reste-t–il de nos amours (Charles Trénet)
Mauregard (Georges Delerue)
Mon oncle Benjamin (François Rauber)
Domicile conjugal (Antoine Duhamel)
Souviens toi des douze peupliers (François Rabbath pour Le bateau sur l’herbe)
Les feux de la Chandeleur (Michel Legrand)
Prêtres interdits (Antonio Vivaldi)
Grand Choral (Georges Delerue)
Le Pion (minuetto 7e sonate Beethoven)
L’île aux trente cercueils (Karl Schäfer)
Que reste-t-il de nos amours (Trenet)
Contre vents et marées pour Cap des Pins chantée par Françoise Hardy
Souviens toi des douze peupliers

Heute vor zwanzig Jahren: La Crim – Le secret

Claude Jade als Armande de Montcourtet in „La Crim‘ – Le secret“ (2004)

Am 5. März 2004 strahlte France 2 „La Crim‘ – Le secret“ aus – in jenem Monat veröffentlichte Claude Jade auch ihre Erinnerungen „Baisers envolés“. In einem Interview bezog sie sich auf die Besetzungssituation für ältere Schauspielerinnen. Die Rolle der Armande de Montcourtet war vor „Group Flag: Vrai ou faux“ (2005) und „Célimène et le cardinal“ (2006) eine ihrer letzten Rollen.
Ab heute in der Filmografie: „La Crim‘ – Le secret“.

Gérard Barray 1931 – 2024

Gérard Barray und Claude Jade in „Le témoin“ (Der Zeuge)

Der französische Schauspieler Gérard Barray ist gestern verstorben.

Gérard Barray, der 1960 bei Jean Cocteau die Nachfolge von Jean Marais antrat und den Stanislas neben Edwige Feuillère in „L’Aigle à deux têtes“ am Theater spielte, war in den 60er Jahren der Held in etlichen Mantel- und Degen-Filmen. Seine Rollen: d’Artagnan, Robert Surcouf, Jean de Pardaillan und Scaramouche. Barray wirkte leichter als Marais, eine Verwegenheit und Unerschrockenheit im Blick, stets funkelnde Unbekümmertheit angesichts der Gefahren, die etwa seinem d’Artagnan seitens einer Milady de Winter (siehe linkes Bild) drohen.
Selten als Schuft besetzt, zeigen ihn auch die vier Actionkrimis, die er dreht, ebenfalls als Helden. 1969 bricht er mit „Der Zeuge“ erstmals mit seinem Image: als Museumsdirektor mit dunklem Geheimnis zieht er eine junge Mordzeugin (Claude Jade) in seinen Bann. Cinémonde verspricht: „Mit Gérard Barray und Claude Jade hat Anne Walter in ihrem ersten Film ein Paar vereint, das man nicht so schnell vergessen wird“.

Claude Jade und Gérard Barray in „Der Zeuge“

Vor seinem Van Britten war er in zweiten Hauptrollen zwar Gegenspieler von Jean Marais in „Le capitaine Fracasse“ und von Lex Barker in „Les Mercenaires du Rio Grande“, doch es war eine erste richtige Gegenbesetzung, fernab der Kavaliere – in Bezug auf Claude Jades Cécile blieb er dabei ebenfalls ein Herzensbrecher.
Und was für ein Herzensbrecher. Barray wollte erst Arzt werden, kam dann über seine Liebe zum Theater zuerst zum Kabarett und dann über Unterricht am Cours Simon zum Theater. Zeitgleich zu seinem Vallombreuse als Gegenspieler von Jean Marais in „Fracasse, der freche Kavalier“ übernahm Gérard Barray 1960 dessen Nachfolge an der Seite von Edwige Feuillère in Jean Cocteaus „L’aigle à deux têtes“ als Stanislas. Edwige Feuillère, wie Claude Absolventin des Conservatoire d’Art Dramatique de Dijon, spielte weiterhin die Königin, die sie 1946 gemeinsam mit Marais unter Cocteau kreiert hatte.

In „Capitaine Fracasse“ noch Jean Marais‘ Gegenspieler, wird Gérard Barray dessen Nachfolger.

So übernimmt Gérard Barray am Theater unter Cocteau und im Kino in Abenteurfilmen die Rollen von Jean Marais. Wünschte Claude Jade sich als Kind an die Stelle von Sabina Sesselmann in „Le Bossu“, spielte sie nun in den Armen seines Nachfolgers.
Dabei hatte Barray durchaus zu Beginn seiner Karriere mit „L’eau à la bouche“ (1959) des  „Cahiers du Cinéma“-Kritikers Jacques Doniol-Valcroze die Nouvelle Vague gestreift, als er neben Alexandra Stewart, Françoise Brion, Bernadette Lafont und Jacques Riberolles in einem Liebestausch-Film eine Hauptrolle hatte. Doch wie auch  Michel Galabru als Diener zwischen den Erben fand er keinen Anschluss an die „Neue Welle“.

Gérard Barrays kurze Berührung mit der Nouvelle Vague in „L’eau à la bouche“

Gérard Barray mit Michèle Girardon, Antonella Lualdi, Hildegard Knef, Prudence Harrington, Anna Gael, Valérie Lagrange, Genevieve Casile, Anna Karina, Perrette Pradier, Claude Jade, Michèle Grellier, Geneviève Grad, Mylène Demongeot, Alexandra Stewart, Sylva Koscina

D’Artagnan, Pardaillan, Surcouf und Van Britten. Gérard Barray (1931-2024)

So beginnt eine Dekade, in der Barray einer der international erfolgreichsten französischen Schauspieler im Unterhaltungskino wird.
Neben den Mantel-und-Degen-Filmen ist es auch sein Held in den „Commissaire San Antonio“-Filmen „Sale temps pour les moches“ (Kommissar, Sie riskieren zuviel, 1966) „Béru et ces dames“ (Beru und jene Damen, 1968) nach den Romanen seines Freundes Frederic Dard, die seine Popularität festigen.
Und am Ende jenes Jahrzehnts koproduziert er „Le témoin“, der ihn von einer völlig anderen Seite zeigen soll.

Barray ist hier ein Mann, der die Heldin anzieht: brutal, raffiniert. Cécile verfällt Van Britten und kann ihm ebensowenig entfliehen wie das vor der Schlange erstarrende Kaninchen. Bei der deutschen Erstausstrahlung heißt es im DDR-Fernsehen: „Anne Walter bevorzugt in diesem Film weniger den vordergründigen Kriminaleffekt als vielmehr die Psychologie der Figuren, das zwischen ihnen wirkende Spannungsverhältnis und die Motive ihrer Handlungen. Dabei dominieren allerdings nicht handfeste logische und rationale Gründe, sondern geheimnisvolle, unter- und hintergründige Elemente, die sich der Entschlüsselung entziehen. Handlung und Figuren erhalten so über weite Strecken einen Schimmer von mysteriöser Zweideutigkeit.“

„Le témoin“ läuft zwar in belgischen Kinos, in der DDR wird der Film 1973 als „Der Zeuge“ ausgestrahlt, doch in Frankreich wird er erst zehn Jahre später gezeigt, im Fernsehen.

Gérard Barray lernte bei Dreharbeiten zum Karl-May-Zweiteiler „Les Mercenaires du Rio Grande“ (Der Schatz der Azteken / Die Pyramide des Sonnengottes) die spanische Schauspielerin und Tänzerin Teresa Lorca kennen. Er spielte den Schurken Alfonso, sie die Aztekenprinzessin Karja. Sie heiraten 1965. Nach „Le témoin“ und dem folgenden spanischen Thriller „Helena y Fernanda“ (Week-end pour Helena) tritt Gérard Barray nur noch sporadisch in Filmen auf, etwa als Filmstar in Claude Berris „Le cinéma de papa“.
Wie Claude Jade und andere seiner Filmpartner – Edwige Feuillère, Geneviève Grad, Perrette Pradier, sein „San Antonio“-Co-Star Jean Richard oder seine Musketier-Mitstreiter Georges Descrières, Jacques Toja und Bernard Woringer –  ist er Mitte der 1970er Jahre auch in TV-Inszenierungen von Theaterstücken in der Reihe „Au théâtre ce soir“ zu sehen. Seinem Kino-Comeback 1997 als TV-Mann Duvernois in „Abre los ojos“ von Alejandro Amenábar folgen einige spanische Filme wie Gerardo Herreros „Galindez“ (2003).

Lieben im Kino –  und Liebe fürs Leben mit Teresa Lorca.

Mit Teresa Lorca, mit der er die Kinder Julien und Marie hat, lebte er seit Ende der 1970er Jahren in Andalusien, wo er am 15. Februar in Marbella verstarb.

Gérard Barray, Claude Jade, Le témoin

Nun ist der charmante Draufgänger am 15. Februar gegangen und hinterlässt einen Filmschatz an tollkühnen Helden, die man jederzeit wiederentdecken kann.

Michel Huvet 1944 – 2024

Michel Huvet (24.12.1944-14.2.2024)

Der Journalist und Schriftsteller Michel Huvet, der in der Presse, der Politik und der Kultur Burgunds eine wichtige Rolle spielte, verstarb gestern Abend im Alter von 79 Jahren.

Claude Jade, damals noch Claude Jorré, und Michel Huvet 1964 in „Die Schule der Frauen“

Der 19jährige Michel Huvet war an der Seite der 15jährigen Claude Jade und André Héraud der Horace in Claudes erstem Stück, Molières „Schule der Frauen“. Die Konservatoriums-Schüler Claude und Michel 1964 auf Tournee durch Burgund und das gesamte Departement Côte-d’Or : Châtillon-sur-Seine, Montbard, Genlis, Saint-Jean-de-Losne und Laumes. Michel Huvet hatte 1964, zwei Jahre vor Claude, den Prix de comédie erhalten und blieb bis 1986 Mitglied der Comédie de Bourgogne.

André Héraud als Arnolphe mit Claude Jade als Agnès und Michel Huvet als Horace in „L’école des femmes“

Michel Huvet wurde Journalist und schrieb bereits 1969 für „le Bien Public“ einen Artikel über Claude Jade und ihre Arbeit zu „Mein Onkel Benjamin“. 

Michel Huvet und Claude Jade 1992

Als Journalist und Schriftsteller war Michel Huvet für seine politischen Kolumnen und seine Kulturkritik bekannt. Redaktionsleiter bei „Le Bien Public“ und zwischenzeitlich sieben Jahre bei „Le Progrès-les Dépêches“, hielt er zudem Vorträge, war von 1988 bis 2008 Vorsitzender der Auteurs de Bourgogne und gründete die Buchmesse in Dijon.
Er ist selbst Autor zahlreicher Werke in den Bereichen Literatur, Poesie, Theater, Essays und Biografien, so die Erzählung „Les Années Decourtray“ (1991), der Essay „Dijon Mémoire“ (1995),  „L’Absence“ (Die Abwesenheit, 1998), der Roman „Il pleutent dans ma chambre“ (2003) und die Biographie „Elisabeth von Dijon“ (2006).

„Grands yeux, grandes oreilles“ 1992. Gäste bei Laurence Valzer: Michel Huvet und Claude Jade

Der Philosoph Michel Huvet, der zum Officier des Arts et Lettres ernannt wurde, war mit Claude Jade bis zu ihrem Tod verbunden. Am 25. März 1992 traten sie beide in der TV-Sendung „Grands yeux, grandes oreilles“ auf, als Claude in Dijon am Theater in „Dissident, il va sans dire“ spielte.

Michel Huvet und Claude Jade erinnern sich in der Sendung an die Apfeltarte, die Claude mit auf die Tourneen brachte, dass Michel ein Schüler ihres Vaters Marcel Jorré war und sie sich auch beim Filmfestival in Cannes trafen, er inzwischen als Journalist und sie als Schauspielerin.

Die Trauerfeier findet am Dienstag, den 20. Februar, um 10.30 Uhr in der Kirche von Larrey (21330) statt, einem kleinen Dorf im Chatillonnais, in dem er seit einigen Jahren wohnte.

Adieu Michel

Dominique Marcas

Dominique Marcas, Claude Jade, Edith Perret, Pierrette Thevenon


Heute jährt sich zum zweiten Mal der Todestag der Schauspielerin Dominique Marcas, legendär als Sidonie Archignat, eine der drei Schwestern in „L’île aux trente cercueils“ (Die Insel der 30 Särge / Die Insel der 30 Tode).

„Sie ist die vierte Frau!“ Die Archignat-Schwestern und Véronique d’Hergemont


Marcelle Napoléone Jeanne Perrigault (8. August 1920 – 15. Februar 2022) war erst Lehrerin, bevor sie sich entschloss, Schauspielerin zu werden. Nach absolvierten Kursen wählte sie den Künstlernamen Dominique Marcas: Dominique nach Arlettys Heldin in „Les visiteurs du soir“ und Marcas in Bezug auf Maria Casarès, ihre langjährige Freundin.

Edith Perret, Dominique Marcas, Claude Jade


1979 war sie am Pariser Theatre de la Ville die Kinderfrau Anfissa in Tschechows „Drei Schwestern“ – und im selben Jahr spielte sie als eine der drei Schwestern auf der Insel Sarek ihre bekannteste Rolle im Fernsehen.
Waren Gertrude (Edith Perret) und Clémence Archignat (Pierrette Thevenon) bereits mehrfach unheilvoll aufgetreten, taucht deren verrückte Schwester Sidonie erst nach dem Massaker an den Inselbewohnern auf. Eingesperrt in ihrer Hütte, werden die drei von Véronique (Claude Jade) befreit und bald darauf die nächsten Opfer der teuflischen Machenschaften auf der verfluchten Insel.

Véronique und die Schwestern Archignat auf der Insel der 30 Särge

Während ihre Schwestern das Jahr Vierzehn und drei aus der Weissagung als das Jahr 1917 erkennen und die Toten, die es bis zur Zahl 30 braucht, addieren, darf Dominique Marcas nun aufrehen: Im Roman von Maurice Leblanc nur „die Verrückte“, schmettert sie hier, als Sidonie benannt, die Prophezeiung: „Dreißig Särge, dreißig Opfer, vier Frauen am Kreuz“. Bedrohlich lachend zeigt sie auf Véronique: „Sie ist die vierte Frau!“



Claude Jade erinnert sich in ihren Memoiren: « Dominique Marcas, eine kleine gütige Frau mit dem Gesicht eines runzligen Apfels, war erstaunlich in der Rolle der alten Bretonin, die den Fluch, der auf Sarek niedergehen wird, psalmodierte: „En l’an quatorze et trois, quatre femmes, quatre croix, quatre femmes en croix!“ (Im Jahr vierzehn und drei, vier Frauen, vier Kreuze, vier Frauen am Kreuz!) und in ihrer Schubkarre sitzend, brach sie in ein törichtes Lachen aus, das einen erschauern ließ… ».

In Folge 3 des Sechsteilers „L’îe aux trente cercueils“ begegnet Véronique (Claude Jade) den Schwestern Archignat (Edith Perret, Dominique Marcas, Pierrette Thevenon)

Dominique Marcas hatte bereits viele kleine Rollen gespielt, in Jean-Paul Le Chanois „Papa, Maman…“-Filmen und erhielt 2001 von René Feret („L’homme qui n’était pas là“) in „Rue du retrait“ als 90jährige Mado eine Hauptrolle und hatte eine wunderbare Karriere bis ins hohe Alter. Eine Übersicht über die vielen Rollen Dominique Marcas bietet das Online-Lexikon bdff.



Am 15. Februar 2022 starb Dominique Marcas, die als eine der drei Schwestern von Sarek eine TV-Legende bleibt.


Zur Erinnerung das Kapitel mit den drei Schwestern Archignat aus „L’île aux trente cercueils“




30 Jahre Eugénie Grandet

Jean Carmet, Alexandra London, Olivier Delor, Pierre Vernier, Claude Jade

Heute vor 30 Jahren, am 12. Februar 1994, hatte „Eugénie Grandet“ Premiere.
Jean-Daniel Verhaeghes Verfilmung des Romans von Honoré de Balzac erhielt „7 d’or“ und wurde von der Kritik als „ein Festmahl“ (Telerama) und „ein Ereignis“ (Le Figaro) gefeiert.
Claude Jade amüsiert in der Rolle der Lucienne des Grassins, einer weltgewandten Provinzlerin und Bankiersgattin, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Saumur mit ihren Abendgesellschaften den Ton angibt.
Sie will ihren Sohn Adolphe profitabel mit der Böttcherstochter Eugénie Grandet verheiraten und konkurriert dabei mit anderen Kandidaten.

Lucienne des Grassins (Claude Jade), Adolphe des Grassins (Olivier Delor) in „Eugénie Grandet“

Balzac beschreibt die Figur der Madame des Grassins als „eine jener lebhaften rosahäutigen Frauen, die dank der klösterlichen Lebensweise in der Provinz und der Gewohnheiten eines tugendhaften Lebens sich noch mit vierzig Jahren jung erhalten haben. Sie war wie die letzten Rosenblüten im Nachsommer, deren Anblick große Freude machen, deren Blätter aber etwas Kaltes haben.“
Balzacs Vorlage wird Claude Jade in ihrer feinen Interpretation trefflich gerecht. Um die anderen Rivalen um die Gunst der reichen Erbin auszustechen, weiß sie zu intrigieren und beim Eintreffen von Eugénies schönem Cousin, in den sich die Heldin verlieben wird, zu lästern: „Ihr Onkel ist ein alter Geizhals, Ihre Tante eine Devote, die sich keine zwei Gedanken zusammenreimen kann und Ihre Cousine eine dumme Gans.“

Olivier Delor, Claude Jade, Pierre Vernier

Im Ensemble um Alexandra London und Jean Carmet, der 1995 posthum den 7 d’or als Bester Schauspieler erhielt, spielen unter anderem Pierre Vernier als Monsieur des Grassins, Jean-Claude Adelin, Olivier Delor, Rose Thiéry, Bernard Haller, Sacha Briquet, Pascal Elso und Claude Jades einstige Serienschwester aus „Les oiseaux rares“, Dominique Labourier, als Madame Grandet.

Claude Jade als Lucienne des Grassins in „Eugénie Grandet“

Bernard Haller, Claude Jade

Olivier Delor

Claude Jade, Pierre Vernier in „Eugénie Grandet“

Jean-Claude Adelin und Claude Jade in „Eugénie Grandet“

mehr zum Film, der das Testament des Schauspielers Jean Carmet wurde, hier:
„Eugénie Grandet“

 

Philippe Laudenbach zum 88. Geburtstag

Claude Jade, Alain Macé, Philippe Laudenbach: Le radeau de la Méduse

Philippe Laudenbach verbrachte mit Claude Jade mehr Zeit auf der der berühmten Fregatte Méduse als es geplant war. 1987 verkündete Le Monde, dass Jean Yanne, Philippe Laudenbach und Claude Jade zu den Hauptdarstellern des Films „Le radeau de la Méduse“ gehören, einer Großproduktion, die Iradj Azimi auf einem Nachbau der Fregatte dreht, die heute vor allem durch das Gemälde von Théodore Géricault berühmt ist.

Philippe Laudenbach, Claude Jade, Jean Yanne

Philippe Laudenbach spielt den zukünftigen Gouverneur des Senegal, Julien Schmaltz, und Claude Jade dessen Frau, Reine-Renée Schmaltz. Wie der Kommandant (Jean Yanne) retten sie sich in Schaluppen, während das Floß mit 146 Menschen aufs Meer treibt. Der Zyklon Hugo zerstörte den Nachbau der Méduse und die Dreharbeiten dauerten bis 1990, sodass auch die Filmtochter von Claude Jade und Philippe Laudenbach, die bei Drehbeginn erst 16jährige Stéphanie Lanoux, an Bord – kaum sichtbar – um drei Jahre altert. Nach einer ersten kleinen Premiere 1994 kam der Film erst 1998 in die Kinos.

„Le radeau de la Méduse“: Philippe Laudenbach, Claude Jade, Jean Yanne, Alain Macé, Stéphanie Lanoux

Der Gouverneur Schmaltz ist eine der bekanntesten Kinorollen von Philippe Laudenbach, doch seine Karriere ist weitaus reicher. Der Neffe des großen Pierre Fresnay studierte Schauspiel am Conservatoire national supérieur d’art dramatique. Sein Bühnendebüt gibt er 1963 bei Yves Gasc am Théâtre Récamier in „L’École de dressage“. In seinen etwa 50 Theaterstücken arbeitet er wiederholt mit Gasc, Laurent Terzieff (der in „Le radeau de la Méduse“ den Géricault spielt) und Robert Hossein. Zeitgleich zu seinem Theaterdebüt erhält er von Alain Resnais seine erste Filmrolle als Robert in „Muriel ou le temps d’un retour“. Resnais besetzt ihn später für weitere Filme, so für die Rolle des Michel Aubert in „Mon oncle d’Amérique“.

„Le radeau de la Méduse“. Die Dreharbeiten dauern von 1987 bis 1990.

Neben dem Theater hat Philippe Laudenbach eine solide Karriere im Fernsehen, wo er 1971 in „Le jardinier“ neben seinem berühmten Onkel spielt. Er spielt in Serien wie „Kommissar Moulin“ an der Seite von „le patron“ Paul Le Person und 1979 neben Fanny Ardant in „Ego“, zwei Jahre bevor sie von François Truffaut entdeckt wird. 1983 holt ihn François Truffaut für seinen letzten Film „Vivement Dimanche !“ (Auf Liebe und Tod), in dem er an der Seite von Ardant und Jean-Louis Trintignant den gerissenen Anwalt Clément spielt, der am Ende als Mörder entlarvt wird. Truffaut ist es wichtig, einen erfahrenen Schauspieler zu besetzen, der nicht als „Böser“ erkannt werden könne. Er denkt zuerst an Serge Rousseau, Claude Jades geheimnisvollen Verehrer aus „Baisers volés“. Rousseau, inzwischen Agent bei Artmédia, empfiehlt ihm Philippe Laudenbach. Tatsächlich entspricht Laudenbach der Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit, die Truffaut wünscht. Cinephile erinnern sich wohl zuerst an ihn, wenn sich jemand aus Versehen zwei Zigaretten gleichzeitig ansteckt, wie es Philippe Laudenbach als Clément handhabt, als er nervös wird bei einem Treffen mit Kommissar Santelli (Philippe Morier-Genoud). Es wird seine berühmteste Rolle.

von oben links: „Des hommes et des dieux“ (2010), „Quelques jours avec moi“ (1998), „Muriel ou le temps d’un retour“ (1963), „Vivement Dimanche !“ (1983), „le radeau de la Méduse“ (1987-1990/1998)

Er dreht bei Bertrand Blier („Notre histoire“), Lelouch („Viva la vie“), Tacchella („Travelling avant“), Rohmer („Reinette et Mirabelle“), Sautet („Quelques jours avec moi“) – und schließlich den Gouverneur Schmaltz in Azimis „Le radeau de la Méduse“. Jean Yanne sagte zu den gemeinsamen Szenen zwischen seinem Chaumareys und dem Ehepaar Schmaltz immer „Alors, prêt-à-schmaltzer“.

„Prêt-à-schmaltzer“: Stéphanie Lanoux, Philippe Laudenbach, Jean Yanne, Claude Jade, Victor Garrivier

Als der Film 1998 in die Kinos kommt, ist Claude Jade auf der Leinwand die Ehefrau von Philippe Laudenbach und im Fernsehen im Krimi „Une femme d’honneur: Mémoire perdue“ die von Philippe Morier-Génoud, jenem Kommissar aus der berühmten Zigaretten-Szene in Truffauts „Vivement Dimanche !“

1998 sind die beiden Filmpartner aus Truffauts „Vivement Dimanche“ mit Claude Jade verheiratet: Philippe Laudenbach im Kino in „Le radeau de la Méduse“, Philippe Morier-Genoud im TV in „Mémoire perdue“

1998 ist nicht nur das Jahr, in dem Claude Jade mit den beiden Filmpartnern aus Truffauts letztem Film im Kino und im Fernsehen verheiratet ist und sie zum Chevalier de la Légion d’honneur ernannt wird: Philippe Laudenbach erhält 1998 für seine Leistung in Luigi Pirandellos „Le Bonnet du fou“ eine Nominierung für die beste Nebenrolle bei den Molières. Molière verbindet ihn auch ein wenig mit seiner Ehefrau: Schauspielerin und Regisseurin Francine Walter, ebenfalls Absolventin des CNSAD, spielte gemeinsam mit Philippe Laudenbach 1967 in Julien Bertheaus Inszenierung von Molières „Tartuffe“ beim Festival von Sarlat. Francine Walter unterrichtete auch am Théâtre de l’Atelier, wo Claude Jade 1971 in „Les oiseaux de lune“ spielte und sie inszenierte 2013 am Lucernaire „Fräulein Else“, an jenem Haus, wo Claude Jade Célimène in „Célimène et le cardinal“ spielte, bevor sie Molières Célimène in Jacques Rampals Fortsetzung ein letztes Mal im August 2006 in Sarlat spielte. Und am Lucernaire waren Francine und Philippe auch 2019 in der Jury des am Lucernaire verliehenen Schauspielpreis Prix Lucernaire Laurent Terzieff Pascale de Boysson.

Francine Walter und Philippe Laudenbach 2019 im Lucernaire. Beide hatten bereits gemeinsam 1967 am Theater in „Tartuffe“ und in einer TV-Adaptation von „Lorenzaccio“ (1968) gemeinsam gespielt.

Dictionnaire du cinéma (Jean Tulard, 1999): „Grand acteur de théâtre dévolu, au cinéma, aux rôles des ministres et préfets de tout poil“ („Großer Theaterschauspieler, der im Kino die Rollen von Ministern und Präfekten aller Art verkörpert“.) „Le radeau de la Méduse“ (1987-1990/1998), „De Gaulle“ (2020)

Philippe Laudenbach blieb auch im neuen Jahrtausend gefragt: 2010 besetzt Xavier Beauvois ihn neben Lambert Wilson in „Des hommes et des dieux, vier Jahre später ist er in „Barbecue“ der Vater von Wilson und 2020 ist Philippe Laudenbach erneut neben Lambert Wilson im Kino zu sehen: in „De Gaulle“ spielt er nach dem Gouverneur Schmaltz erneut eine historische Figur: Philippe Pétain. Heute feiert Philippe Laudenbach, natürlich gemeinsam mit seiner Frau Francine Walter-Laudenbach, seinen 88. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch!
Mehr zu „Le radeau de la Méduse“ hier 

Philippe Laudenbach, Claude Jade, Stéphanie Lanoux: "le radeau de la Méduse"

Philippe Laudenbach (Julien-Désiré Schmaltz), Claude Jade (Reine-Renée Schmaltz), Stéphanie Lanoux (Eliza Schmaltz): „Le radeau de la Méduse“

Claude Jade, Philippe Laudenbach, Jean Yanne

Victor Garrivier, Claude Jade, Jean Yanne, Philippe Laudenbach, Stéphanie Lanoux

30 Jahre Bonsoir

Claude Jade, Michel Serrault und Corinne Le Poulain in „Bonsoir“

Heute vor 30 Jahren hatte „Bonsoir“ von Jean-Pierre Mocky Premiere. Skurriler Held ist Mockys Stammschauspieler Michel Serrault, der als Tweed-Schneider Alex Ponttin über Nacht arbeits- und obdachlos wird. Er quartiert sich nach Stationen in den Appartements eines Paares (Jean-Pierre Bisson und Maiké Jansen) und einer Mutter von sieben Kindern (Marie-Christine Barrault) bei der gutsituierten lesbischen Kulturfunktionärin Caroline Winberg (Claude Jade) ein.
So zurückhaltend Caroline in ihrem Bekenntnis als Lesbierin ist, so offenherzig gibt sich ihre anscheinend gekaufte Geliebte Gloria (Corinne Le Poulain). Diese hat Alex in Carolines Wohnung gelassen. Caroline bietet ihm an, nicht die Polizei zu rufen, wenn er jetzt abhaue. Doch er will bleiben, was Caroline später rettet, denn albald tritt ihre gehässige Schwester (Laurence Vincendon) nebst homophober Erbtante (Monique Darpy) auf den Plan.



In der Filmographie-Seite zu „Bonsoir“ neben einem Video-Ausschnitt eine Galerie. 

Claude Jade, Laurence Vincendon, Monaiue Darpy, Corinne Le Poulain

 

Les oiseaux de lune

Ab heute neu in der Filmografie: Marcel Aymés „Les oiseaux de lune“ (Die Mondvögel) wurde von 1971 André Barsacq, dem Regisseur der Uraufführung, mit Jacques Duby, der die Rolle des Valentin 1955 kreiert hatte, und Claude Jade in den Hauptrollen für Bühne und Fernsehen inszeniert.

Jacques Duby (Valentin) und Claude Jade (Sylvie)

Lehrer Valentin (Duby) kann Menschen in Vögel verwandeln, Sekretärin Sylvie (Jade) ist dabei häufig Auslöser, nicht zuletzt, weil Valentin in sie verliebt ist. Claude Jade übernimmt die 16 Jahre zuvor von Françoise Rasquin entwickelte Rolle der Sylvie, ihre Partner sind neben Duby, Pascale de Boysson und Madeleine Barbulée aus der Originalbesetzung unter anderem auch Jean-Gabriel Nordmann und Pierre Arditi.

Jacques Duby, Claude Jade, Pascale de Boysson, Jean-Gabriel Nordmann, Marcel Cuvelier, Madeleine Barbulée, Pierre Arditi, Henri Lambert, Daniel Rivière, Philippe Noël, Josiane Heuillet, Françoise Arnaud, Luce Garcia-Ville, Claude Aufaure, Jean Péméja, Marius Balbinot, France Gabriel, Pierre Montcorbier, Jean Goulot

Die Sylvie ist „Les oiseaux de lune“ steht als  Beispiel für Claude Jades Aussage 1979 im Gespräch mit Bernard Alès für die Cine Télé Revue: „Kino, Fernsehen oder Theater macht für mich wirklich keinen Unterschied. Eine schwer zu verteidigende Rolle ist es, die mich glücklich macht.“ Insofern ähnelt Sylvie in ihrem unschuldigen Selbstinteresse an eine ihrer Lieblingsrollen, die Eléonore in Gérard Brachs „Le bateau sur l’herbe“.

Diese Abwesenheit jeglicher Gefühlsduselei zwischen Claude Jade und ihren Hauptpartnern Jacques Duby und Jean-Gabriel Nordmann macht das Liebesdreieck so erfrischend, unverlogen und untheatralisch. Claude Jades Spiel ist temporeich, frech, dann wieder von einer überzeugenden Unschuld.

Im Link auch das Video „Les oiseaux de lune“