Jean-Claude Bouillon

Gestohlene Küsse: Claude Jade und Jean-Claude Bouillon in „The Hitchhiker: Windows“ und „Cap des Pins“

Heute jährt sich der Todestag des Schauspielers Jean-Claude Bouillon zum zweiten Mal.

Claude Jade und Jean-Claude Bouillon 1999 in "Cap des Pins"

Claude Jade und Jean-Claude Bouillon 1999 in „Cap des Pins“

Die erste Zusammenarbeit zwischen dem Star der Serie „Les Brigades du Tigre“ (Mit Rose und Revolver) und Claude Jade war 1990 die Episode „Windows“ (Was der Maler sah) in der amerikanischen Mystery-Serie „The Hitchhiker“.

Jean-Claude Bouillon und Claude Jade in der „Hitchhiker“-Folge „Window“

Maler Jake (David Marshall Grant) beobachtet das gegenüber lebende Ehepaar Monique (Claude Jade) und Victor (Jean-Claude Bouillon).

Episode Windows Claude Jade Jean-Claude Bouillon David Marshall Grant Rene Manzor

Seine Bilder von den beiden werden im Nachhinein zur Wirklichkeit: Aus einem harmlosen Streit wird auf Jakes Leinwand ein brutaler Schlag. Jake  bringt malend eine Waffe ins Spiel, bis die Wirklichkeit die Kunst imitiert und ein Schuss fällt. Am Ende stirbt Jake durch einen Schuss, als Monique dessen Freundin beschützen muss. Dass Monique ihn erschießen wird, hatte Jake bereits gemalt.

Claude Jade und Jean-Claude Bouillon in „The Hitchhiker: Window“ (Was der Maler sah), USA 1990

Wie Claude Jade gab Jean-Claude Bouillon 1967 sein Fernsehdebüt (als Henriot in „La Bouquetière des Innocents“) und 1968 seinen Einstand im Kino. Zuvor hatte er in Godards „Made in USA“ neben den Stars Anna Karina und Jean-Pierre Léaud einen unkreditierten Auftritt gehabt.  Charles L. Bitsch besetzte ihn 1968 als „Le dernier homme“, den letzten Mann auf der kontaminierten Erde, doch erst Marc Simenons „Pilzgift“ (Le Champignon – L’assassin qui frappe à l’aube) mit Mylène Demongeot macht ihn 1969 populär und auch Philippe Labros „Tout peut arriver“ ist ein hoffnungsvoller Start.

Kinostar der ausgehenden 60er und beginnenden 70er Jahre: Jean-Claude Bouillon

Seine Filme von José Giovanni („Un aller simple“) und Michel Mitrani („La Cavale“) sowie die Melodramen „Desirella“ und „Lea l’hiver“ mit Karen Blanguernon und Gilles Segal bleiben unbeachtet. Erotik-Filmer Roger Vadim besetzt ihn 1972 für das Softsex-Melo „Hellé“, in dem er neben Bruno Pradal und Robert Hossein spielt, doch Vadims seichte Sexfilme sind inzwischen out wie Sigi Rothemunds Erotik-Groschenroman „Es war nicht die Nachtigall“ mit Sylvia Kristel. In der BRD beginnt auch Jean-Claude Bouillons große TV-Karriere mit dem Sechsteiler „Alexander Zwo“: sein Held gerät nach einer Verwechslung in einen tödlichen Wettlauf gegen die Zeit.

jean-claude Bouillon serien tv alexander zwo brigades du tigre roses de dublin rose und revolver rosen von dublin

TV-Star mit „Alexander Zwo“, „Mit Rose und Revolver“ und „Die Rosen von Dublin“

Es folgt die Hauptrolle des Kommissar Valentin in der französischen Serie „Les Brigades du Tigre“ (Mit Rose und Revolver). Sechs Staffeln laufen von 1974 bis 1983. Im Kino bleibt bis auf wenige Ausnahmen (Gilles Béhats „Haro!“ mit Laurent Malet) nur Zeit für Nebenrollen.

Stars im Kino und Fernsehen der 70er Jahre: Claude Jade und Jean-Claude Bouillon

Dass sein Name in Jean Tulards „Dictionnaire du cinéma“ zwischen Patrick Bouchitey und Jean Bouise fehlt, ist dennoch eine Nachlässigkeit. Das Fernsehen bleibt seit Mitte der 70er Jahre Bouillons Hauptfeld. Eine weitere große Serie war Anfang der 80er „Die Rosen von Dublin“ und im deutschen Sechsteiler „Patrik Pacard“ spielte er den finsteren Schurken Dimitri. Wie Claude Jade war Jean-Claude Bouillon in den 90ern ebenfalls Gaststar in den Krimiserien „Julie Lescaut“ und „Une femme d’honneur“. Am Theater trat er 1991 in Sartres „Huis clos“ am Lucernaire auf, an jenem Haus, an dem Claude Jade 2006 in „Célimène et le cardinal“ ihre letzte Bühnen-Hauptrolle spielte.

Cap des Pins, Claude Jade, Jean-Claude Bouillon

Baisers volés: Claude Jade als Anna und Jean-Claude Bouillon als Serge in „Cap des Pins“

1999 trafen Claude Jade und Jean-Claude Bouillon erneut aufeinander. Seit 1998 spielte Claude Jade in der Serie „Cap des Pins“ die weibliche Hauptrolle als „französische Sue Ellen“ in der ersten französischen Daily Soap: als Anna Chantreuil ist sie die vom Ehemann und Kosmetikkonzern-Chef Gérard Chantreuil (Paul Barge) gedemütigte Heldin.
Cap des Pins

cap des pins claude jade jean claude bouillon

cap des pins claude jade jean claude bouillon

Von Gérard ertappt: Anna Chantreuil (Claude Jade) und Serge Létan (Jean-Claude Bouillon)

Ab Folge 90 bis zum Ende der 281teiligen Serie tritt Serge Létan (Jean-Claude Bouillon) in Annas Leben, ein Jugendfreund, den sie seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Er erhofft sich an Annas Seite ein neues Leben zu zweit. Die ersten Küsse wehrt sie noch ab und nennt den ersten, den sie zulässt, später einen „baiser volé“.

Baisers volés: Serge (Jean-Claude Bouillon) stiehlt sich einen Kuss von Anna (Claude Jade)

Doch es werden mehr und nach einem Rendezvous im Park eilt Serge noch einmal zu Anna zurück, um sich einen Kuss zu stehlen. Anna reicht zwar die Scheidung einund verspricht Serge eine gemeinsame Zukunft, doch die Bande zu Gérard reißen nicht ab. Und dann vertraut sie auch noch auf das Schicksal der Karten.
Claude Jade, Jean-Claude Bouillon, serie Cap des Pins

Mit Jean-Claude Bouillon kommt jungenhafter Charme in das bis dahin sorgenvolle Leben der Anna Chantreuil – frisch verliebt flirtend bis hin zu den ersten Enttäuschungen. Die Verletzungen der beiden Figuren brechen immer wieder auf und geben den beiden Schauspielern neben der Freude an den gestohlenen Küssen auch die Angst vor dem Verblühen der Freundschaft und Liebe.

cap des pins serie claude jade jean claude bouillon

„Cap des Pins“: Claude Jade und Jean-Claude Bouillon 1999-2000

Rendezvous in Paris

Claude Jade und eine Büste der Joséphine de Beauharnais

Claude Jade als Evelyn Droste in „Rendezvous in Paris“

„Rendezvous in Paris“  von Gabi Kubach ist der einzige deutsche Film mit Claude Jade.
Im feministischen Roman von Vicki Baum retardiert die Handlung immer wieder durch die drei Perspektiven der Hauptfiguren. Gabi Kubach stellt sich der Herausforderung der drei Blickwinkel und meistert sie vor allem durch eine sensible Schauspielführung.
Anfang der 1980er Jahre eignet sich die Tschechoslowakei als Kulisse für das Berlin der 1930er Jahre, so dass das deutsch-tschechische Team vor allem in Prag und Umgebung dreht. Claude Jade erinnert sich an die Zeit in der Tschechoslowakei und in Prag:
„Die Menschen in den Straßen wirkten traurig und die Fassaden der bewundernswerten Stadt waren grau. Ohne definierte Gesetzgebung kannte das tschechische Team keinen Zeitplan und arbeitete wie verrückt.“ Das Team liebt Claude Jade, wie sich Regisseurin Gabi Kubach erinnert. Ein Assistent nannte Claude Jade „unsere Sonne“.

Claude Jade im Fokus von Helge Weindler und Gabi Kubach

Kameramann Helge Weindler erschafft suggestive Bilder mit Chesterfield-Zigaretten und Blumenmotiven aus Mimosen und welkenden Rosen, einer Joséphine-de-Beauharnais-Büste und Spiegeln. Es gelang eine beispielhafte Literaturverfilmung. Die Diktion von Claude Jade in der französischen Synchronfassung ist eine raffinierte Komposition des Aufbegehrens, gelegentlich spöttisch und im Ton manchmal aufsässig. Denn Kubach erweitert die todessehnsüchtige Evelyn um einen starken Erlebenswillen. In diesen Momenten bricht Claude Jade als Evelyn aus dem Schloss aus Glas, wie der Roman auf Französisch heißt, aus: Sie ist selbstbewusst und irritiert den Verführer. Leider verliert diese Wirkung in der deutschen Synchronisation. Mehr zur gelungenen Adaption und zu törichten Mutmaßungen des bundesdeutschen Boulevard  in der Filmographie: „Rendezvous in Paris“.

Claude Jade, „Rendezvous in Paris“

Philippe Ogouz 1939 – 2019

„Trop c’est trop“ Claude Jade. Nicole Jamet. Chantal Goya, Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz

Es war Claude Jades Cousin Guy Jorré, der Philippe Ogouz seine erste Fernseh-Hauptrolle gab: In Jorrés Miniserie „Rouletabille“ nach dem Roman von Gaston Leroux spielte er 1966 die Titelrolle. Bekannt war er in Frankreich auch als die französische Stimme von Patrick Duffys Bobby Ewing in „Dallas“ und er sprach die Titelrolle in der Zeichentrickserie „Captain Future“ (Capitaine Flam). Philippe Ogouz starb am 26. Juli 2019.
Ogouz, der Kurse bei bei Harry Baur nahm, studierte 1957 Schauspiel an der Rue Blanche. Seine Stimme war bereits seit Ende der 50er populär, als er im Radio Titelrollen in „Poil de carotte“ und „Zig et Puce“ sprach.
Hatten sich Claude Jade und Philippe Ogouz bei Guy Jorré um einen Film verpasst, Claude hatte damals die kleine Rolle der Mlle Lily in „Le crime de la rue de Chantilly“, spielten sie 1975 gemeinsam in „Trop c’est trop“. Es war Philippe Ogouz‘ einzige Kino-Hauptrolle.  Drei am gleichen Tag geborene Freunde (Philippe Ogouz, Georges Beller und Didier Kaminka) verfallen auf der Suche nach einer Kindheitsfreundin drei reizenden Ludern (Claude Jade, Chantal Goya, Nicole Jamet). Um der inzwischen toten Freundin zu folgen, entkommen die Männer den drei Schönen am Ende durch Suizid und treffen im Finale Luzifer (Darry Cowl).

Der anarchische Spaß von Didier Kaminka, in dem Pierre Richard, Bernard Menez und Les Charlots Gastauftritte haben, ist bis heute noch nicht auf DVD veröffentlicht. Im Kino folgten Nebenrollen in Denis Amars „Asphalte“, Gérard Jugnots „Scout toujours“ und Didier Kaminkas „Vater werden ist doch schwer“.  Später war Philippe Ogouz – wie auch Claude Jade – Gaststar in den Krimireihen „Julie Lescaut“ und „Une femme d’honneur“. Er war oft die Stimme von Patrick Duffy, Dustin Hoffman, Michael Sarrazin, John Travolta, Harvey Keitel und Martin Sheen sowie – neben „Captain Future“ nicht zu vergessen – Tintin in „Tintin et le temple du soleil“ (Tim und Struppi im Sonnentempel).

"Trop c'est trop" Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz, Claude Jade, Chantal Goya, Nicole Jamet

„Trop c’est trop“ Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz, Claude Jade, Chantal Goya, Nicole Jamet

Philippe Ogouz, 20. November 1939 – 26. Juli 2019