
Gestohlene Küsse: Claude Jade und Jean-Claude Bouillon in „The Hitchhiker: Windows“ und „Cap des Pins“
Heute jährt sich der Todestag des Schauspielers Jean-Claude Bouillon zum zweiten Mal.
Die erste Zusammenarbeit zwischen dem Star der Serie „Les Brigades du Tigre“ (Mit Rose und Revolver) und Claude Jade war 1990 die Episode „Windows“ (Was der Maler sah) in der amerikanischen Mystery-Serie „The Hitchhiker“.
Maler Jake (David Marshall Grant) beobachtet das gegenüber lebende Ehepaar Monique (Claude Jade) und Victor (Jean-Claude Bouillon).
Seine Bilder von den beiden werden im Nachhinein zur Wirklichkeit: Aus einem harmlosen Streit wird auf Jakes Leinwand ein brutaler Schlag. Jake bringt malend eine Waffe ins Spiel, bis die Wirklichkeit die Kunst imitiert und ein Schuss fällt. Am Ende stirbt Jake durch einen Schuss, als Monique dessen Freundin beschützen muss. Dass Monique ihn erschießen wird, hatte Jake bereits gemalt.
Wie Claude Jade gab Jean-Claude Bouillon 1967 sein Fernsehdebüt (als Henriot in „La Bouquetière des Innocents“) und 1968 seinen Einstand im Kino. Zuvor hatte er in Godards „Made in USA“ neben den Stars Anna Karina und Jean-Pierre Léaud einen unkreditierten Auftritt gehabt. Charles L. Bitsch besetzte ihn 1968 als „Le dernier homme“, den letzten Mann auf der kontaminierten Erde, doch erst Marc Simenons „Pilzgift“ (Le Champignon – L’assassin qui frappe à l’aube) mit Mylène Demongeot macht ihn 1969 populär und auch Philippe Labros „Tout peut arriver“ ist ein hoffnungsvoller Start.
Seine Filme von José Giovanni („Un aller simple“) und Michel Mitrani („La Cavale“) sowie die Melodramen „Desirella“ und „Lea l’hiver“ mit Karen Blanguernon und Gilles Segal bleiben unbeachtet. Erotik-Filmer Roger Vadim besetzt ihn 1972 für das Softsex-Melo „Hellé“, in dem er neben Bruno Pradal und Robert Hossein spielt, doch Vadims seichte Sexfilme sind inzwischen out wie Sigi Rothemunds Erotik-Groschenroman „Es war nicht die Nachtigall“ mit Sylvia Kristel. In der BRD beginnt auch Jean-Claude Bouillons große TV-Karriere mit dem Sechsteiler „Alexander Zwo“: sein Held gerät nach einer Verwechslung in einen tödlichen Wettlauf gegen die Zeit.
Es folgt die Hauptrolle des Kommissar Valentin in der französischen Serie „Les Brigades du Tigre“ (Mit Rose und Revolver). Sechs Staffeln laufen von 1974 bis 1983. Im Kino bleibt bis auf wenige Ausnahmen (Gilles Béhats „Haro!“ mit Laurent Malet) nur Zeit für Nebenrollen.
Dass sein Name in Jean Tulards „Dictionnaire du cinéma“ zwischen Patrick Bouchitey und Jean Bouise fehlt, ist dennoch eine Nachlässigkeit. Das Fernsehen bleibt seit Mitte der 70er Jahre Bouillons Hauptfeld. Eine weitere große Serie war Anfang der 80er „Die Rosen von Dublin“ und im deutschen Sechsteiler „Patrik Pacard“ spielte er den finsteren Schurken Dimitri. Wie Claude Jade war Jean-Claude Bouillon in den 90ern ebenfalls Gaststar in den Krimiserien „Julie Lescaut“ und „Une femme d’honneur“. Am Theater trat er 1991 in Sartres „Huis clos“ am Lucernaire auf, an jenem Haus, an dem Claude Jade 2006 in „Célimène et le cardinal“ ihre letzte Bühnen-Hauptrolle spielte.
1999 trafen Claude Jade und Jean-Claude Bouillon erneut aufeinander. Seit 1998 spielte Claude Jade in der Serie „Cap des Pins“ die weibliche Hauptrolle als „französische Sue Ellen“ in der ersten französischen Daily Soap: als Anna Chantreuil ist sie die vom Ehemann und Kosmetikkonzern-Chef Gérard Chantreuil (Paul Barge) gedemütigte Heldin.
Ab Folge 90 bis zum Ende der 281teiligen Serie tritt Serge Létan (Jean-Claude Bouillon) in Annas Leben, ein Jugendfreund, den sie seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Er erhofft sich an Annas Seite ein neues Leben zu zweit. Die ersten Küsse wehrt sie noch ab und nennt den ersten, den sie zulässt, später einen „baiser volé“.
Doch es werden mehr und nach einem Rendezvous im Park eilt Serge noch einmal zu Anna zurück, um sich einen Kuss zu stehlen. Anna reicht zwar die Scheidung einund verspricht Serge eine gemeinsame Zukunft, doch die Bande zu Gérard reißen nicht ab. Und dann vertraut sie auch noch auf das Schicksal der Karten.
Mit Jean-Claude Bouillon kommt jungenhafter Charme in das bis dahin sorgenvolle Leben der Anna Chantreuil – frisch verliebt flirtend bis hin zu den ersten Enttäuschungen. Die Verletzungen der beiden Figuren brechen immer wieder auf und geben den beiden Schauspielern neben der Freude an den gestohlenen Küssen auch die Angst vor dem Verblühen der Freundschaft und Liebe.