Jean-Claude Dauphin 76

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin spielten zusammen in „Le témoin“ und in einem „Navarro“-Krimi. 1968 bis 1970 waren die beiden ein Paar.

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969

Im Herbst 1968 kehrt Claude Jade bei einer Drehpause zu Alfred Hitchcocks „Topaz“ kurz nach Frankreich zurück. Sie dreht ausstehende Szenen für „Mauregard“. Mit den Mai-Protesten, deren Vorboten die Demonstrationen im Februar 1968 für Henri Langlois während der Arbeit an „Baisers volés“ waren, wurden auch die Dreharbeiten zu „Mauregard“ von Truffauts Co-Autoren Claude de Givray und Bernard Revon unterbrochen. Bei dieser Gelegenheit besucht Claude Jade ihren Schauspiellehrer vom Théâtre Edouard VII, Jean-Laurent Cochet. Claude Jade: „Er hatte Baisers volés gesehen und mich nicht besonders gelobt; für ihn war es wahrscheinlich eine Form von Theaterverrat.“ Bei dieser Gelegenheit lernt sie einen der neuen Schüler von Cochet kennen: Jean-Claude Dauphin. Der Sohn von Claude Dauphin und Maria Mauban hatte gerade die Hauptrolle in „Adolphe ou l’âge tendre“ von Bernard Toublanc-Michel gespielt. Neben Ulla Jacobsson und Philippe Noiret waren auch seine Eltern als seine Film-im-Film-Eltern mit von der Partie. In ihren Erinnerungen „Baisers envolés“ schreibt Claude Jade: „Er war charmant, witzig und intelligent, und ich ging bald mit ihm aus. Mit unserem hellen Teint und unseren feinen Gesichtszügen hätten wir ein Geschwisterpaar spielen können.“  Dann reist Claude mit ihrer Schwester Annie, die bereits volljährig ist, als Begleiterin wieder nach Hollywood.

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin in Bruges, Filmszene aus „Le témoin“


War Truffaut zu Beginn des Drehs zu „Mauregard“ noch am Drehort erschienen, um sich mit Claude zu verloben, hatte sie nun einen neuen Freund. Nach ihrer Rückkehr aus den USA, wo „Geraubte Küsse“ für den Oscar nominiert ist, haben sie wieder etwas Zeit füreinander, doch Claude hat viele Pressetermine, denn zeitgleich hat auch die ein Jahr zuvor gedrehte Serie „Les oiseaux rares“ TV-Premiere. Sie reist zu Filmfestivals in Monaco und Bukarest. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wie zur Ernennung von Alfred Hitchcock zum Officier des Arts et des lettres am 25. September 1969 im Pariser Plaza Athénée, begleitet Jean-Claude Claude. „Alle fanden uns sehr süß. Ich lebte auf der Überholspur. Das war alles ziemlich aufregend, aber auch nicht gerade erholsam. Ich konnte mit ihm ein paar Tage in die Berge in die Schweiz zum Skifahren entfliehen.“

Alfred Hitchcock wird 1969 zum Officier des Arts et de lettres ernannt. Vorn mit seinen „Topaz“-Stars Claude Jade, Michel Piccoli und Philippe Noiret. Im Hintergrund raucht Jean-Claude Dauphin eine Zigarette.

Beide spielen, auch um miteinander mehr Zeit zu haben, ein junges Paar in „Le témoin“ (Der Zeuge). In dem romantischen Psychothriller verlässt Cécile (Claude Jade) ihren Freund Thomas (Jean-Claude Dauphin) für den mysteriösen Van Britten (Gérard Barray). Für Cécile ist die Beziehung zu Thomas ruhig, zu ruhig. Sie verlässt Thomas, obwohl sie als Zeugin eines Mordes um Van Brittens düstere Seite weiß. Am Ende ist sie allein. Im Epilog des Thrillers, den Van Britten nicht überlebt, wacht Cécile nach einem unruhigen Traum auf, kann dem bei ihr liegenden Thomas aber nicht sagen, ob der Traum wirklich ein schlimmer Traum gewesen sei.

Jean-Claude Dauphin und Claude Jade in „Le témoin“ (Der Zeuge)




Als Claude in der Bourgogne „Mein Onkel Benjamin“ dreht, kommt Jean-Claude zu Besuch und lernt dabei Édouard Molinaro kennen, der ihn später für „La Mandarine“ engagiert. Umgekehrt dreht Claude später mit Bernard Toublanc-Michel, den sie durch Jean-Claude kennenlernt, „Le malin plaisir“ und „La grotte aux loups“. Und Marcel Cravenne, in dessen Dickens-Adaptation von „Große Erwartungen“ Jean-Claude Dauphin 1968 den erwachsenen Waisenjungen Pip gespielt hatte (siehe Foto rechts, bdff), macht Claude Jade zehn Jahre später zur Heldin seiner Verfilmung von Maurice Leblancs „Insel der 30 Särge“.

Bernard Toublanc-Michel dreht mit Jean-Claude Dauphin 1968 „Adolphe ou l’âge tendre“. Später engagiert er Claude Jade für „Le malin plaisir“ (1975) und „La grotte aux loups“ (1980)

 

Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969 in „Le témoin“

Auf der Heimfahrt nach Paris in Jean-Claudes Aston mini besuchen sie seine Maman Maria Mauban und deren zweiten Mann Jean Versini im Loiret in deren Landhaus bei Montargis. Sie möchte mit ihm nun das Trio Schneider ihrer Verwandten mütterlicherseits besuchen. Es ist spät und sie kommen unerwartet in Châteauneuf an. Tante Guitou ist auf Reisen, doch Didi und Tata sind efreut, improvisieren ein Essen und geben ihnen ein großes Zimmer, das Guitou in Anlehnung an das antike Griechenland das „Megaron“ nannte. Müde von der Reiseroute schlafen sie kurzerhand ein und reisen am nächsten Tag weiter. „Wenig später erhielt ich einen wütenden Brief von Guitou, dass dies keine Art sei, sich zu benehmen, und dass ich meine Ankunft hätte ankündigen können… Sie war vor allem wütend, dass ich unter ihrem Dach im selben Zimmer wie mein Freund geschlafen hatte. Sie meinte, ich hätte ihr Haus als „Lunapar“ [römisches Bordell] missbraucht. Das war ihre petrolisierte Seite, die sich mit den Jahren legte. Diese Unnachgiebigkeit verschwand mit dem Alter, und ich erinnerte sie immer wieder an diese Anekdote, wenn sie für meine Nichten [Annies Töchter Gaëlle und Ariane], die nach Châteauneuf kamen und ihren Freund mitbrachten, den Megaron vorbereitete. Sie lachte darüber und antwortete, dass sich die Zeiten geändert hätten.“

Michel Le Royer, Claude Jade und Jean-Claude Dauphin 1969


In einem Artikel in der Cine Revue unter dem Titel „Claude Jade heiratet“, werden ihre Bewunderer beruhigt: Es sei nur Truffaut, der sie im Film „Domicile conjugal“ mit Jean-Pierre Léaud verheirate: „Was Claude Jade betrifft, wird Jean-Claude Dauphin als ihr bevorzugter Ritter in spe genannt. Ist das eine Verlobung? Nein, sagt Claude. Ich bin der Meinung, dass ich, bevor ich den Rubikon überschreite, noch meine Karriere festigen muss. Wenn „die Einsamkeit eine zwanzigjährige Seele erschreckt, wie Molière sagte, halte ich mich selbst noch für sehr jung, um jetzt ein langes Leben zu zweit ernsthaft in Angriff zu nehmen.“

„Was Claude Jade betrifft, wird Jean-Claude Dauphin als ihr bevorzugter Ritter in spe genannt.“


1970 lädt Claude Jade auch oft Freunde von Jean-Claude zum Essen zu sich ein und erinnert sich in „Baisers envolés“ an viele Abende mit politischen Gesprächen, in denen die intelligenten Idealisten die Welt verändern wollten und vom Aufstand der Arbeiterklasse sprachen. Unter ihnen war neben Jean-Claudes bestem Freund Antoine Dumayet und dessen Bruder Nicolas Dumayet, Söhne des Autors Pierre Dumayet, auch Michel Anthonioz, Sohn der Widerstandskämpferin Geneviève de Gaulle-Anthonioz, der später dem INA vorstand und den Sender Arte gründete. Michel hatte bereits einen Essay zu Studentenrevolten veröffentlicht.  Ein junger Italiener, der von den Roten Brigaden schwärmte, von Mao und dessen kleinem rotem Buch, überforderte Claude manchmal („Ich konnte sie nicht stoppen und wieder loswerden, wenn sie einmal angefangen hatten“), da es kaum noch andere Themen gab als den Aufstand der Arbeiterklasse. „Sie waren alle Söhne aus gutem Hause, großzügig und charmant, aber sie wussten nichts über das Arbeitermilieu; sie machten auf mich den Eindruck, als würden sie Revolutionäre spielen, so wie Marie-Antoinette die Schäferin spielte.“

Festival Hyères: Claude Jade, Pat Mathieu-Resuge, Maurice Bouillet, Jean-Claude Dauphin


Jean-Claude besucht Claude, als sie in der Jury des Filmfestivals in Hyères ist. Beide sind am Drehen, haben neue Projekte. „Im Laufe der Monate wurde meine Beziehung zu Jean-Claude immer weniger; wir waren zu jung, um gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden, und jeder führte seine eigene Karriere. Es gab keinen abrupten Bruch, es war einfach so … Eine Jugendliebe, das Ende einer schönen Beziehung.“

Jean-Claude Dauphin mit Ulla Jacobsson in „Adolphe ou l’âge tendre“ (Tanjas Geliebter), Claude Jade in „Le témoin“ (Der Zeuge), Isabelle Adjani in „Le secret des Flamands“ (Das Geheimnis des Kupferbechers)



Jean-Claude Dauphin dreht wie Claude Jade neben Kinofilmen („Le Hasard et la violence“, „Le choix des armes“) auch für das Fernsehen, wo er einen seiner schönsten Erfolge 1974 in der Miniserie „Le Secret des Flamands“ (Das Geheimnis des Kupferbechers) neben Isabelle Adjani hat, die wie er von Bernard Toublanc-Michel entdeckt wurde. Zum TV-Star wird er vor allem 1978 als Partner von Bruno Pradal im Sechsteiler „Le temps des as“.

Jean-Claude Dauphin und Claude Jade 1995 im „Navarro“-Krimi „Sentiments mortels“

1995 waren Jean-Claude Dauphin und Claude Jade in drei Szenen des „Navarro“-Krimis „Sentiments mortels“ das Ehepaar Guillaume und Geneviève Marcillac, das nur ein Mord trennt.

Geneviève Marcillac (Claude Jade), Guillaume Marcillac (Jean-Claude Dauphin)

Heute wird Jean-Claude Dauphin, der vor allem im Fernsehen aktiv ist und 2020 neben Anny Duperey deren Gatten, den duc Thibaut de L’Essile, in der Serie „Les secrets du château“ spielte, 76. Herzlichen Glückwunsch.




Hinterlasse einen Kommentar