Heute wäre er 110 geworden, Pierre Brasseur, legendär vor allem als Frédérick Lemaître in „Les enfants du paradis“.
1968 spielten das „monstre sacré“ und die von ihm „la môme“ genannte Claude Jade in André Hunebelles „Sous le signe de Monte Cristo“.

Pierre Brasseur mit Renée Saint-Cyr, Arletty, Michèle Morgan und Jean Gabin, Madeleine Robinson, Danielle Darrieux, Dany Carrel, Catherine Deneuve, erneut mit Michèle Morgan und mit Claude Jade.
Die Begegnungen, die sie in dem Abenteuerfilm hat, wiederholen sich bei Paul Barge für einen weiteren Film und die Serie „Cap des Pins“, bei Michel Auclair mit „Lise et Laura“, bei Anny Duperey mit „Le malin plaisir“ und bei Paul Le Person am Theater in „Un chateau au Portugal“. Die einmalige Zusammenarbeit mit der Legende Pierre Brasseur ist für Claude Jade, damals 19, ein großes Geschenk.
Als der von Pierre Brasseur gespielte Faria für seinen Schützling Linda (Claude Jade) mit dem Saufen aufhört, denkt Brasseur selbst nicht im Geringsten daran. Er behauptete zwar, seinen Bordeaux mit Wasser zu strecken, aber im Laufe der Pausen in der Studiobar, aus denen er übrigens kein Geheimnis machte, goss er immer weniger Wasser in seinen Wein…
Pierre Brasseur nennt die 19jährige Claude Jade „la môme“, die Göre, und gibt ihr voller Zuneigung Ratschläge. Paul Barge erinnert sich später, dass Brasseur seine Aufmerksamkeit vor allem seiner jungen Kollegin widmete. Mit Pierre Brasseur, dem Star der 30er und 40er Jahre in Marcel Carnés Meisterwerken „Hafen im Nebel“ und „Kinder des Olymp“, begegnet sie einem „monstre sacré“. Tatsächlich lohnen sich in dem Abenteuerfilm jene Szenen, in denen Claude Jade mit Brasseur auftritt. Bis zu seinem Filmtod übernimmt dieser die Rolle eines Ersatzvaters, der Linda in die Geheimnisse alter indianischer Riten einweist und sie einführt „in die Reize des Vergangenen“, als spräche ein Meister mit seiner Schülerin.
André Hunebelle, ein zuvorkommender und charmanter Herr, muss Claude in ihren Szenen mit Pierre Brasseur immer wieder ermahnen: „Claude, Sie sind nicht an Ihrem Platz!“ Tatsächlich steht sie brav auf der ihr zugewiesenen Markierung. Doch Pierre Brasseur hat sich in der Pause zwischen der ersten Stellprobe am Vormittag und nach einem erneuten heimlichen Schluck Wein etwas Neues einfallen lassen und nimmt immer wieder andere Positionen ein. Claude Jade wagt es nicht, die Markierung zu verlassen und verfolgt von dort die sehr persönliche Improvisation ihres legendären Partners. Logisch, dass sie plötzlich zu weit entfernt von Brasseur steht. Und ihren Partner bewundert.
Bereits sein Vater und sein Großvater hatten als Schauspieler den Künstlernamen Brasseur gewählt. Den übernahm auch der 1905 geborene – und der Legende nach in einer Theaterloge gezeugte – Pierre-Albert Espinasse. Bereits mit 15, eine Gemeinsamkeit mit Claude Jade, spielte er Theaterrollen. Er schrieb Theaterstücke sowie einige Chansons für Édith Piaf. Mit der Rolle des dreisten Lucien in Marcel Carnés „Hafen im Nebel“ wurde er 1938 berühmt. Sein größter Erfolg ist der Schauspieler Fréderick Lemaître in Carnés „Kinder des Olymp“ (1945). In späteren Jahren als durchtriebener Schurke („Augen ohne Gesicht“), abartiger Despot („Karthago in Flammen“) oder skurriler Kauz („Leben im Schloss“) besetzt, hatte Pierre Brasseur seine letzte Rolle 1972 in „Die schönste Soirée meines Lebens“.
Sein Sohn Claude Espinasse arbeitet seit den 50er Jahren ebenfalls erfolgreich als Schauspieler. Er nennt sich Claude Brasseur.
Bon anniversaire.
Mehr zu „Sous le signe de Monte Cristo“ mit Claude Jade und Pierre Brasseur hier: Gejagt wie Monte Christo










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