Jean-Pierre Mocky 1933 – 2019

Michel Serrault, Corinne Le Poulain und Claude Jade in „Bonsoir“ von Jean-Pierre Mocky

Bonsoir, Jean-Pierre Mocky, film, Michel Serrault, Claude JadeEr gab Claude Jade 1992 in seiner Farce „Bonsoir“ eine Gegenbesetzung. Bereits aus der kühlen Catherine Deneuve hatte er eine rotlockige Amateurdetektivin gemacht („Agent Trouble“) und aus Jeanne Moreau eine versoffene Pilgerin („Das Wunder des Papu“).
Jean-Pierre Mocky änderte oft seinen Schwerpunkt und seine Handschrift und blieb immer ein bemerkenswerter Außenseiter. Nach dem Literaturstudium besuchte er das Conservatoire National d’art dramatique. Als Schauspieler begann er in Rollen von Halbstarken oder jungen Burschen wie dem Albert de Morcerf neben Jean Marais in „Der Graf von Monte Christo“ (1954).

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Jean-Pierre Mocky in „Mit dem Kopf gegen die Wände“ von Georges Franju

Seinen Durchbruch hatte er neben Pierre Brasseur als unfreiwillig in die Haftanstalt eingelieferter François in Georges Franjus „Mit dem Kopf gegen die Wände“. Er hatte hier am Drehbuch mitgearbeitet und begann mit „Les Draguers“ (Die nach Liebe hungern) seine Karriere als Regisseur. Anfangs waren es satirische und sarkastische Komödien, nur sehr selten bot er sich dem Massengeschmack an („Geld oder Leben“ mit Fernandel und Heinz Rühmann). Mit den 68ern schärfte sich sein politisches Profil: Seine Phase als Anarcho-Regisseur begann mit „Solo“ (1969), in dem er auch die Hauptrolle spielte.

Ab den 80er Jahren waren es Farcen wie „Das Wunder des Papu“ um die Leichtgläubigkeit von Pilgerern und eben „Bonsoir“, in dem Claude Jade eine verklemmte Lesberin spielte. In seinem Buch „Cinématique des muses“ schrieb Ludovic Maubreuil in seinem Kapitel zu Claude Jade und dem Unterkapitel „Das Nein der Väter“: „Jean-Pierre Mocky wird sich in dem eher fröhlichen „Bonsoir“ auch über diese Dutzenden von verärgernden Liebesdingen und behindernden väterlichen Gestalten amüsieren, indem er die sexuellen Polaritäten systematisch umkehrt und sich damit vergnügt: der Bilderstürmer ändert Claude Jade hier als Lesbe, die ihre Neigungen gegenüber ihrer Schwester und ihrer Tante rechtfertigen muss, als sie mit einer Prostituierten ertappt wird.“

jean-pierre mocky, Michel Serrault, claude jade, corinne le poulain, BonsoirAuf die Frage „Wird Mocky in der Geschichte des Kinos bleiben?“, antwortete der Regisseur: „Wir sind eine Menge Kollegen, einschließlich der größten, wie Renoir oder Becker, die Filme gemacht haben, die damals nicht ankamen und heute als Klassiker gelten. Ich denke, wenn ein Film gut läuft, ist er nicht gut. Es ist ein bisschen dumm zu sagen, dass es wahrscheinlich aus Eifersucht ist… Nehmen wir zum Beispiel ‚Bonsoir‘. Nach 23 Fernsehausstrahlungen stieg er in den Wertungen der Magazine von einem auf drei Sterne. Ein Film ohne Stil hingegen verschlechtert sich im Laufe der Jahre…“

Bonsoir jean-pierre mocky michel serrault claude jade barrault bisson dreyfusIn „Bonsoir“ ist es Mockys Stammschauspieler Michel Serrault, der Caroline (Claude Jade) die Erbschaft rettet, in dem er sich als ihr älterer Liebhaber ausgibt. Claude Jade 1992 in einem Interview mit Luc Honorez: „Ich habe soeben in ,Bonsoir!’ von Mocky gespielt, der mich kontaktiert hatte, um mir an der Seite von Serrault eine Kontra-Besetzung vorzuschlagen: ich spiele eine Frau, richtig korrekt comme il faut, eine Kultur-Beamte und dazu eine heimliche Lesbierin, die mit Michel Serrault in ihrem Studio einen Typen aufnimmt, der beschließt, die schönsten Appartements von Paris zu besetzen. Die Rolle ist großartig, um ein Bild zu brechen, dass man von mir hat! Mocky arbeitet in einer solchen Dringlichkeit! Er verbringt seine Zeit damit ,Moteur’ zu rufen, sogar, wenn man wiederholt. Etwas stressig, aber drollig und folkloristisch. Man beginnt gerade, mir ungereimte Rollen anzuvertrauen und das amüsiert mich.“

Claude Jade, Laurence Vincendon und Monique Darpa in „Bonsoir“

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Jean-Pierre Mocky starb am 8. August 2019.

 

 

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