Yves Beneyton 77

Claude Jade und Yves Beneyton in „L’île aux trente cercueils“

Eine seiner schönsten Rollen verdankt Yves Beneyton der Änderung einer literarischen Vorlage. Die Adaptation des Romans „Die Insel der 30 Särge“ von Maurice Leblanc für die legendäre Serie „L’île aux trente cercueils“ (Die Insel der 30 Tode) verzichtete auf die Nebenfigur des Arsène Lupin, der Véronique d’Hergemont (Claude Jade) am Ende hilft, die diabolische Intrige zu beenden. So bleibt Véronique ein einziger Helfer, den Yves Beneyton spielt: Philippe Maroux, der im Roman Stéphane hieß.

Yves Beneyton, Claude Jade „Die Insel der 30 Särge/Tode“

Bereits Leblanc nannte Lupin als Deus ex machina ein „Haar in der Suppe“ und die Verfilmung ist erzählerisch gelungener als der Roman. Der Sechsteiler, der in Deutschland als 12teilige Serie auf Arte lief, macht aus dem zweiseitigen Epilog eine einstündige Rückblenden-Episode, in der Maroux als schwärmerischer Verehrer Véroniques mehr Raum erhält, bevor er ihr auf der Insel Sarek in der „Kammer des Todes“ begegnet. Dank Regisseur Marcel Cravenne und Drehbuchautor Robert Scipion wird Beneytons Stéphane/Philippe Maroux zu einem Stellvertreter Arsène Lupins, etwas diskreter als Georges Descrières, Omar Sy, John Barrymore, Romain Duris oder Robert Lamoureux.



Beneyton, Schüler von Tania Balachova, debütiert 1965 am Theater und 1967 beim Film in Godards „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“. Noch im selben Jahr in einer Hauptrolle neben Haydée Politoff und Christian Hay in Marcel Carnés „Les jeunes loups“, dreht er in Folge mit Rivette („L’amour fou“), André Téchiné („Paulina s’en va“) und ist Mitte der 1970er Hauptdarsteller in Marco Bellocchios „Au nome del padre“ (Im Namen des Vaters), Marc Simenons „Par le sang des autres“ (Der Rücksichtslose) als Psychopath und Geiselnehmer und in Peter Patzaks „Zerschossene Träume“ (L’Appât), in dem er als bisexueller Polizist zwischen Raymond Pellegrin und Carroll Baker seine Ketten sprengt.


Internationale Beachtung findet er vor allem als François, der in der Beziehung zu Isabelle Hupperts Pomme in „La Dentellière“ (Die Spitzenklöpplerin) scheitert: „Er ist an ihr vorbeigegangen, ohne sie wahrzunehmen.“, beschreibt die letzte Texteinblendung in Gorettas Film das Scheitern seines François. En revanche scheint Véronique auch Maroux nicht wahrzunehmen: Zu Beginn der „L’île aux trente cercueils“ erweckt Véronique Hoffnung bei ihm : „Wenn ich meinen Alexis [Vorski] nicht kennen würde, vielleicht…“ Es lohnt sich, Yves Beneyton wiederzuentdecken. Heute, am 3. August 2023, wird Yves Beneyton 77.

kleine Galerie zu Yves Beneyton mit Claude Jade in „L’île aux trente cercueils“
  

2 Kommentare zu “Yves Beneyton 77

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