Der Stalker

René Féret und Claude in „L’homme qui n’était pas là“

1985 dreht Claude Jade mit René Féret den Thriller „L’homme qui n’était pas là“. Ein Kameraoperateur des Teams wird  zum Stalker Claude Jades. Anonyme Briefe, Verfolgungen, Beschimpfungen und nächtlicher Telefonterror folgen. Es gibt Mitte der 80er Jahre kein Gesetz gegen Stalking und der Mann setzt sein Spiel fort. Erst im Herbst 1988, als Claude Jade mit Bruno Pradal in Nantes am Theater in „Regulus 93“ spielt und der Stalker eine makabre Meldung an Europe 1 durchgibt, kann er schließlich verhafet werden.

L'homme qui n'était pas là (1985), Regulus 93 (1988)

L’homme qui n’était pas là (1985), Regulus 93 ou La véritable histoire du citoyen Haudaudine (1988)

Mehr zu René Férets Film und dem Stalker hier: „L’homme qui n’était pas là“.

 

Bruno Pradal

„Mon ami, mon presque frère“ nennt Claude Jade Bruno Pradal in ihren Memoiren „Baisers envolés“.

Bruno Pradal und Claude Jade in "Une petite fille dans les tournesols"

Bruno Pradal und Claude Jade in „Une petite fille dans les tournesols“

Heute vor 26 Jahren, am 19. Mai 1992, starb der Schauspieler bei einem Autounfall. Seit dessen Filmruhm als Partner Annie Girardots in „Mourir d’aimer“ (Aus Liebe sterben) kennen sich Claude und der in Marokko aufgewachsene  Bruno von den „Wochen des französischen Films“.

Bruno Pradal mit Annie Girardot in „Aus Liebe sterben“

1978 lieh Bruno ihr seine Stimme, als Claude Jades Athene sich in „Ulysse est revenu“ in einen bärtigen Hirten verwandelte. Ihren ersten gemeinsam Film drehten sie 1983: „Une petite fille dans les tournesols“ (Ein kleines Mädchen in den Sonnenblumen).

Bruno Pradal Claude Jade "Une petite fille dans les tournesols" film 1984

Bruno Pradal und Claude Jade als Ehepaar Daniel und Marelle

Bruno Pradal hat nur wenige Auftritte als verstorbener Mann der Heldin Marelle. Bernard Fériés Drama um Trauerbewältigung führt Claude Jade in die Orpheus-Sage: Hier ist es Eurydice, die sich nicht umdrehen darf, so sehr der Tote sie auch darum anfleht.

Bruno Pradal Claude Jade "Une petite fille dans les tournesols" film 1984

Szenen mit Claude Jade und Bruno Pradal aus „Une petite fille dans les tournesols“

Etwa zur gleichen Zeit erhielt Claude Jade einen Brief von François Truffaut: „Ich habe begonnen, die andere Seite des Spiegels zu betreten; nicht im Sinne von Alice im Wunderland – vielmehr im Sinne des Orpheus in den Filmen von Cocteau… Madame la Mort reichte mir die Hand“.

Bruno Pradal und Claude Jade in „Une petite fille dans les tournesols“

Der poetische Film um Trauer und Schmerz entstand im Gers, nahe den Pyrenäen, wo Claude 1974 gemeinsam mit Ehemann Bernard und Bruno Pradal zu Jacques Chancels „Rallye des Gaves“ eingeladen war.

Zwischen den Dreharbeiten zu „Une petite fille dans les tournesols“ und dessen TV-Premiere im Dezember 1984 ist es Bruno Pradals Frau Joëlle, die Claude Jade am Morgen des 22. Oktober 1984 in Nicosia anruft und Claude im fernen Zypern vom Tod François Truffauts erfährt.

Bruno Pradal und Claude Jade

1988 ist Claude Jade in Catherine Decours‘ Stück „Regulus 93“ die berühmte Marquise Marie-Renée de Bonchamps, die von Pierre Haudaudine (Bruno Pradal) vor der Hinrichtung gerettet wird. Die Befreiung der Marquise durch Haudaudine in den Tagen der letzten Vorstellungen ist auch die Befreiung Claude Jades von ihrem jahrelangen Stalker. Er konnte endlich verhaftet werden.

Über den Terror, den auch Bruno Pradal miterlebte, als der Stalker an einen Journalisten von Europe 1 meldete, Claude und Bruno seien tot in ihren Hotelzimmern aufgefunden worden, demnächst mehr in diesem Blog.

Bruno Pradal, Yann Pradal

Mit seinem Tod hinterließ Bruno Pradal auch seine zwei Kinder aus der Ehe mit Joëlle, Tochter Lucie und Sohn Yann Pradal, der ebenfalls Schauspieler wurde.

Claude Jade: „Bruno Pradal, mon ami, mon presque frère“

Die letzte gemeinsame Arbeit von Claude Jade und Bruno Pradal ist ein Fernsehfilm von Stéphane Bertin aus der Reihe „Histoires d’amour“. Sein Titel: „L’éternité devant soi“.

Genevieve Fontanel 80

volpone claude jade genevieve fontanel 1978In zwei Stücken begegnen sich Claude Jade und Geneviève Fontanel auf der Bühne: 1978 als unschuldige Colomba und als durchtriebene Kurtisane Canina im Venedig der Renaissance in „Volpone“ und 1988 als Gefangene Marie-Renée de Bonchamps und als Frau des Kerkermeisters zur Zeit der Französischen Revolution in „Regulus 93 ou la véritable histoire du citoyen Haudaudine“.

Genevieve fontanel vidoqGeneviève Fontanel, die seit ihrem 4. Lebensmonat in Marokko aufwuchs, kehrte als 18jährige nach Frankreich zurück, studierte an der rue Blanche und absolvierte das Conservatoire national supérieur d’art dramatique. 1958 erhielt sie den Prix de Comédie und wurde Mitglied an der Comédie Française.
Sie spielte am Theater unter der Regie ihres Mannes Jacques Destoop sowie unter Theatermachern, die auch Claude Jades Regisseure waren: Raymond Gérôme, Jacques Mauclair, André Barsacq und Jean Meyer.

Hatte sie ihm Fernsehen größere Rollen wie die der Annette neben Bernard Noël in der Serie „Vidoq“, erhielt sie im Kino trotz großen Charmes und Talents nur Nebenrollen: in den 1960er Jahren Kurzauftritte als Serviererin Marie-Jo in Henri Verneuils „Ein Affe im Winter“, als Marcel Dalios Freundin in Philippe de Brocas „Ich war eine männliche Sexbombe“ mit Jean-Pierre Cassel oder als Joffreys Geliebte Carmencita in „Angélique“.

Geneviève Fontanel mit Jean Gabin und mit Victor Lanoux in "L'affaire Dominici"

Geneviève Fontanel mit Jean Gabin und mit Victor Lanoux in „L’affaire Dominici“

1972 ist sie Victor Lanoux‘ Frau und Jean Gabins Schwiegertochter in „Die Affäre Dominici“. Die Yvette Dominici und ihre Dessous-Boutique-Besitzerin Hélène in François Truffauts „Der Mann, der die Frauen liebte“ sind ihre bekanntesten Rollen. In Truffauts Film war Geneviève Fontanel so herausragend, dass sie 1978 für den César als beste weibliche Nebendarstellerin nominiert wurde.

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Geneviève Fontanel in „L’homme qui aimait les femmes“ von François Truffaut

Zwischen Fontanels Hélène in diesem Film und Claude Jades drittem Einsatz als Christine Darbon-Doinel in Truffauts „Liebe auf der Flucht“ spielten beide gemeinsam in Jean Meyers Inszenierung von „Volpone“ am Théâtre Marigny. Das Stück ist zum Glück erhalten: es lief im Fernsehen in der Reihe „Au théâtre ce soir“ und ist inzwischen auf DVD erschienen.

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Volpone

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Jacques Marin, Claude Jade, Jean Meyer, Geneviève Fontanel, Francis Huster, Jean Le Poulain, Jean Péméja

Genevieve Fontanel Claude Jade Regulus 93 ou la veritable histoire du Citoyen Haudaudine Catherine Decours

„Regulus 93 ou la véritable histoire du Citoyen Haudaudine“ 1988 am Espace 44 in Nantes

fontanel_regulus93_Haudaudine_claude_jade_genevieve_Fontanel_1988Zwölf Jahre später ist Claude Jade die berühmte Marquise Marie-Renée de Bonchamps, die von Pierre Haudaudine (Bruno Pradal) vor der Hinrichtung gerettet wird. Im Gefängnis begegnet sie in Victoire, der Frau des Kerkermeisters, erneut Geneviève Fontanel.
Dass die Befreiung der Marquise durch Haudaudine in den Tagen der letzten Vorstellungen auch in die Befreiung Claude Jades von ihrem jahrelangen Stalker ist, erlebt auch Geneviève Fontanel, als am Theater in Nantes eine Bombendrohung eingeht und kurz darauf eine anonyme Meldung an einen Journalisten von Europe 1, dass Claude Jade und Bruno Pradal leblos in ihrem Hotelzimmer aufgefunden worden seien… Darüber demnächst mehr in diesem Blog.

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Heute gilt es, Geneviève Fontanel zu gratulieren: Herzlichen Glückwunsch zum 80.

Wenn Christine bei Hélène vorbeigeschaut hätte…