François Truffaut – Filmmaker in der Cinémathèque

Der britische Dokumentarfilm „François Truffaut – Film Maker“ wird am 4. März 2020 in der Cinémathèque Française gezeigt.
Der 60minütige Film begleitet Truffaut bei den Dreharbeiten zu „Die amerikanische Nacht“ und wird ergänzt durch Interviews mit Catherine Deneuve, Claude Jade und Jeanne Moreau.
Der Dokumentarfilm lief erstmals am 28. Oktober 1973 auf BBC One in der Reihe „Omnibus“.

Die Vorstellung in der Cinémathèque beginnt um 21 Uhr im Salle Jean Epstein. Jérôme Wybon eröffnet die Veranstaltung, im Anschluss an „François Truffaut, Film Maker“ läuft die Doku „Jean-Pierre Melville, artisan“


 

 

1500:

DVD INA „Lise et Laura“, „Une petite fille dans les tournesols“ und weitere Filme

Une petite fille dans les tournesols (1984)

„Dreh dich um, Marelle !“ In einer Höhle im Gers scheint die Suche von Marelle (Claude Jade) nach ihrem verschwundenen Mann ihr Ende zu finden. Sie begibt sich hier in ein Totenreich wie dem von Orpheus und Eurydike. Auf ihrer Suche erfährt sie, dass sie nicht die einzige ist, die Trauer zu bewältigen hat.  „Une petite fille dans les tournesols“ ist seit einigen Tagen beim Institut National d’Audiovisuel (I.N.A.) als DVD erhältlich. Bernard Fériés Film um Schmerz und Hoffnung erhielt 1985 den Prix de la Société des auteurs.

Claude Jade in „Une petite fille dans les tournesols“ (1984)

Auch „Lise et Laura“ (1982) gibt es dort seit kurzem als DVD. Claude Jade spielt eine Doppelrolle auf zwei Zeitebenen: zur Zeit des Zweiten Weltkriegs die sanfte Lise und in der Gegenwart die emanzipierte Lektorin Laura, die Lises Witwer (Michel Auclair) begegnet.

Claude Jade mit Bernard Malaterre und Michel Auclair als „Lise et Laura“

Neben diesen beiden Neuerscheinungen gibt es dort auch weitere Filme mit Claude Jade :

Da wäre zum einen Claude Jade als Helena in Jean-Christophe Avertys Shakespeare-Verfilmung „Le songe d’une nuit d’été“ (1969), ein gefeiertes TV-Ereignis, das Anfang der 70er Jahre auch wiederholt als „Ein Sommernachtstraum“ im deutschen Fernsehen lief.

Claude Jade in „Une songe d’une nuit d’été“

In der Miniserie „Mauregard“ verlobt sich die mittellose Waise Françoise (Claude Jade) im Jahr 1885 heimlich mit dem adligen Maxence (Richard Leduc) . François Truffaut, der ihr damals sagte „Mit deinen großen Augen könntest du allein die ‚zwei Waisen‘ spielen“, erschien 1968 am Drehort und machte ihr wie Maxence seiner Françoise einen Heiratsantrag.

Claude Jade und Richard Leduc in „Mauregard“

Beim I.N.A. gibt es auch Claude Jade in der Titelrolle von „Sheherazade“. Claude Jade konnte den Fernsehfilm bei seiner Erstausstrahlung zum Jahresende 1971 nicht sehen, da sie gerade mit Bernard in Rio Samba tanzte.

Pierre Michaël und Claude Jade in „Sheherazade“

Weiterhin gibt es die Machiavelli-Verfilmung „La Mandragore“ (1973): Der in die verheiratete Lucrezia (Claude Jade) verliebte Callimaco (Paul Barge) kann seine Angebetete mit der List um die Liebeswurzel Mandragola gewinnen.

Angelo Bardi und Claude Jade in „La Mandragore“

Aus der Reihe „Au théâtre ce soir“ gibt es mit Claude Jade zwei Theaterverfilmungen: In Jacques Devals „Il y a longtemps que je t’aime“ in einer Inszenierung von Raymond Gérôme finden Clarisse (Claude Jade) und Seemann Sixte (Jean Barney) in einem Antiquitätenladen zueinander. Und in „Volpone“, einer Adaption des Ben-Johnson-Stücks von Stefan Zweig und Jules Romains, gerät Claude Jade als Colomba in eine Intrige von Erbschleichern. In der Inszenierung von Claude Jades Stammregisseur Jean Meyer sind Jean Le Poulain, Francis Huster, Jacques Marin und Geneviève Fontanel mit von der Partie.

Au théâtre ce soir: Il y a longtemps que je t’aime, Volpone

Eine weitere populäre Fernsehreihe war „Un comédien lit un auteur“: in „Une histoire d’amour en Provence: Claude Jade lit Madame de Sévigné“ liest sie im Château Grignan aus dem literarischen Schatz der Briefe der berühmten Marquise.

Als Heldin des Horrorfilms „Le collectionneur de cerveaux“ kommt sie den Machenschaften des Grafen Saint Germain auf die Spur. In deutscher Synchronfassung ist der Film als „Schach dem Roboter“ bereits bei Pidax erhältlich.

Claude Jade als Heldin des Horrorfilms „Le colletionneur de cerveaux“

In „Fou comme François“ wird die Ehe von François (Michel Creton) und Luce (Claude Jade) durch den Ausstieg des Mannes in die Arbeitslosigkeit belastet.

Claude Jade und Michel Creton in „Fou comme François / L’Internement“

Im Angebot der I.N.A. sind auch zwei weitere Fernsehfilme, die bereits auf DVD erschienen sind:

Pierre Vernier und Claude Jade in „Eugénie Grandet“

In Jean-Daniel Verhaeghes Balzac-Verfilmung „Eugénie Grandet“  wollen Lucienne des Grassins (Claude Jade) und ihr Bankiersgatte (Pierre Vernier) ihren Sohn mit der Tochter (Alexandra London) eines reichen Geizhalses (Jean Carmet) verheiraten.

Im Fernsehkrimi „L’amie d’enfance“ aus der Reihe „Commissaire Moulin“ ist sie als „Die Freundin aus der Kindheit“ die Titelheldin: Isabelle Mencier (Claude Jade) hat eine Romanze mit Kommissar Jean-Paul Moulin (Yves Rénier) und unterstützt ihm bei der Jagd auf einen Mörder.

Yves Rénier und Claude Jade in „L’amie d’enfance“ aus der Reihe „Commissaire Moulin“

Die Suche nach einem Mörder beschäftigt auch Briefträger René (Alain Claessens) und dessen Freundin, die Lehrerin Solange (Claude Jade), im Krimi „La grotte aux loups“: In der titelgebenden Wolfshöhle hatte René zwei Leichen entdeckt, die kurz darauf verschwunden sind. Und nur Solange glaubt ihm.

Alain Claessens und Claude Jade in „La grotte aux loups“

Diese Fernsehfilme mit Claude Jade sind auf der Seite des Institut National d’Audiovisuel erhältlich. (Stand Oktober 2018)

1: Mauregard, Le songe d'une nuit d'été, Shéhérazade, La Mandragore, Il y a longtemps que je t'aime 2: Le collectionneur de cerveaux, Volpone, Une histoire d'amour en Provence - Claude Jade lit Madame de Sévigné, Fouc omme François, Commissaire Moulin: L'amie d'enfance, La grotte aux loups, Lise et Laura, Une petite fille dans les tournesols, Eugénie Grandet

 

Berlin: Alfred-Hitchcock-Reihe im Kino Babylon OV „Topaz“

Seit nunmehr 19 Jahren läuft in den Kinos der Director’s Cut von Alfred Hitchcocks „Topaz“.
Mit 19 Jahren, 1968 noch minderjährig, unterzeichnete Claude Jade ihren Vertrag mit Universal. Um weiter in Frankreich zu arbeiten, lehnte sie damals den exklusiven Sieben-Jahres-Vertrag ab und hatte ihren ersten Drehtag an ihrem zwanzigsten Geburtstag. Ein exzellentes Geschenk.

Claude Jade an ihrem 20. Geburtstag mit Alfred Hitchcock

Was in Deutschland im Fernsehen und auf deutscher DVD noch immer nicht möglich ist: Im Berliner Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz ist zur Zeit die 142minütige von Hitchcock favorisierte Version zu sehen.

Topaz Alfred Hitchcock Director's Cut Deutschland Berlin Kino Babylon Hitchcock-Retrospektive Hitchcock-Reihe Claude Jade Rosa-Luxemburg-Platz Juli 2018

Neben anderen Werken, siehe Link zum Kino, wird „Topaz“ (Topas) zu folgenden Terminen gezeigt: am Sonntag, 1. Juli 2018, um 20 Uhr,  am Sonntag, 8. Juli, um 22:45 und am Mittwoch, 11. Juli, um 17 Uhr.


Die um etwa 17 Minuten längere Version mit zusätzlichen alternativen Enden bereichert die komplexe Geschichte  um die Erpressung der Kuzenovs durch die CIA, einen Einblick in Nicoles Résistance-Vergangenheit, einen witzigen Kommentar Michèle Picards zu den Kubanern unter den UN-Delegierten, eine feixende Juanita, einen Versöhnungsversuch Michèles zwischen ihren Eltern und ein Cocktail bei Andrés Freund Jacques Granville.

Michel Piccoli, Claude Jade, Frederick Stafford und Dany Robin in Alfred Hitchcocks „Topaz“

Mehr zum Director’s Cut hier
und ein ausführlicher Artikel zum Film hier.

1968 – im Smartphone von François Truffaut

„1968 – das Jahr, in dem alles begann“
Wie würde man die Ereignisse von 1968 auf einem Smartphone und seinen Apps verfolgen?
INA und Libération präsentieren das Mobiltelefon von François Truffaut.

1968 war das Jahr der „Geraubten Küsse“, aber auch des Kampfes um die Cinémathèque, des Abbruch des Festivals von Cannes und die Zeit der Heiratspläne von François Truffaut und der 16 Jahre jüngeren Claude Jade. Der achtminütige Kurzfilm „1968 raconté en version mobile – François Truffaut“ ist der zweite Beitrag einer Reihe von Mikhail Zygar, Karen Shainyan und Timur Bekmambetov, in Partnerschaft mit Libération und der INA. Die Erzählerstimme: Vincent Collet.
Hier Screenshots des Mobiltelefons von François Truffaut aus diesem Film.

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Beteiligt sind Henri Langlois, Claude Jade, Jean-Pierre Léaud, Jean-Luc Godard, die Eltern von Claude (Marcelle und Marcel Jorré), Charles de Gaulle, Julio Cortazar, Mick Jagger, Evgueni Evtouchenko, Paul Newman, Albert Duchenne, François Mitterrand, Petitionsunterzeichner von Alfred Hitchcock über Charles Chaplin bis Akira Kurosawa.

Link zum Kurzfilm  „1968 raconté en version mobile – François Truffaut“

 

Это 1968 год! молодой французский режиссер Франсуа Трюффо оказывается в эпицентре восстания кинозвезд. Клод Жад françois Truffaut, Claude Jade
weiterer Link zur russischen Version:
Это 1968 год!  Франсуа Трюффо

Henri Langlois : Victoire ! Tu es l’homme qui a sauvé la Cinémathèque ! Le festival de Cannes annulé en signe de solidarité. Oui, j’aime votre fille et je voudrais l’épouser. Le meilleur film de l’année 1968, il era acclamé par tout le monde, sauf par Godard. Claude Jade, Marcel Jorré, Marcelle Jorré Baisers volés, Révolte, Mai 1968, Mai 68, Cannes Festival. François Truffaut, Claude Jade, Jean-Pierre Léaud, Mick Jagger, Evgueni Evtouchenko, Jean-Luc Godard, les parents de Claude, Henri Langlois, Charles de Gaulle, Julio Cortazar, Paul Newman, Albert Duchenne, François Mitterrand Voix off : Vincent Collet

Darry Cowl 91

Darry Cowl, der heute 91 geworden wäre, drehte 1981 mit Claude Jade die Komödie „Le bahut va craquer“.
Darry Cowl trat nach der Schauspielschule in Pariser Cabarets auf, wo er 1955 für das Kino entdeckt wurde.
Ein Jahr später war er Brigitte Bardots Bruder im Lustspiel „En effeuillant la marguerite“ (Das Gänseblümchen wird entblättert), ein Museumswärter, der sein Schwesterchen zu einem Striptease-Wettbewerb begleitet.
1957 wurde Darry Cowl mit der Hauptrolle in der Humoreske „Le Triporteur“ (Anton, der Querschläger), die sich über den Fußballrummel lustig macht, schlagartig berühmt.

cowl triporteur

Darry Cowl spielte fast ausnahmslos in Komödien. Neben gelungenen Filmen wie „Radieschen von unten“  entstanden auch schlichte Militärklamotten wie „Oh lala, die kleinen Blonden sind da“ und  „Das Schlitzohr der ersten Kompanie“. 2001 mit dem Ehren-César für sein Lebenswerk ausgezeichnet, erhielt er 2004 den César für die beste Nebenrolle als neugierige Madame Foin in Alain Resnais‘ Filmmusical „Pas sur la bouche“. Darry Cowl starb am 14. Februar 2006. Die von seiner Witwe und François Rollin betreute Gesellschaft „Vive Darry“ verleiht jährlich einen nach ihm benannten Schauspielpreis, den prix Darry Cowl.

bahut va craquer claude jade darry cowl fanny bastien meunierIn Michel Nervals „Le bahut va craquer“ sorgt der Verweis einer schwangeren Schülerin (Fanny Bastien) für einen Aufstand. Die unnachgiebige Philosophielehrerin (Claude Jade), der beflissene Mathelehrer (Darry Cowl) und der cholerische Direktor (Michel Galabru) werden von revoltierenden Schülern eingesperrt. Und die Geiseln zoffen sich auch untereinander, bis der Arrest Wirkung zeigt.
Darry Cowl und Claude Jade hatten bereits 1975 in der Komödie „Trop c’est trop“ gespielt, allerdings nicht in gemeinsamen Szenen: Erst als die von Claude Jade und ihren beiden Gefährtinnen bedrängten Junggesellen gemeinsam Selbstmord begangen haben, landen sie bei Darry Cowl – hier als wuschelköpfiger Luzifer höchstpersönlich.

„Le bahut va craquer“ fiel für Claude Jade in die Zeit ihrer Moskauer Jahre. Regisseur Michel Nerval hatte bereits sein Debüt „Les Borsalini“ mit Darry Cowl gedreht und ihn erneut engagiert. Claude Jade verkörpere für ihn bisher die zarte junge Frau aus dem 16. Arrondissement und er habe ihr eine Gegenbesetzung geben wollen.

Claude Jade, Michel Galabru und Darry Cowl in "Le bahut va craquer"

Claude Jade, Michel Galabru und Darry Cowl in „Le bahut va craquer“

„Es ist für mich das erste Mal, dass ich einem absoluten Komikerfilm spiele“, erklärt Claude Jade im April 1981 in „Jeudi Cinema“ Gastgeber Pierre Tchernia und freut sich über ihre neue Erfahrung, mit den im Komikerfach etablierten Kollegen Michel Galabru und Darry Cowl gearbeitet zu haben: „Und das ist ein gewaltiger Unterschied nach einem Film wie ,Lenin in Paris‘.“ Und zudem eine gute Unterrichtsstunde, wie der kurze Ausschnitt mit Darry Cowl, Claude Jade und Michel Galabru zeigt.

 

 

Vor 40 Jahren wurde Claude Jade Maman

pierre claude jade pierre coste 1 mois et demiClaude Jades Schwangerschaft war sehr kurios.
Da sie in Japan in Kei Kumais „Kita No Misaki“ eine Nonne spielte, durfte die dortige Presse Mitte der 70er Jahre nicht wissen, dass sie verheiratet war. Claude lernte fleißig japanisch und folgte den Anweisungen von Toho Film. So reiste Ehemann Bernard Coste als angeblicher Sekretär des ledigen Filmstars nach Tokio. Doch dann wurde die ledige Schauspielerin auch noch schwanger. Kein allzu großes Problem mit der Nonnentracht, doch zur Premiere durfte sie nicht erscheinen; das hätte einen Skandal bedeutet, da die Presse sie ja ledig glaubte.
In einer Pause zwischen den Dreharbeiten in Japan und Singapur entstand ein Horrorfilm.

kita no misaki cap du nordAls couragierte Heldin des Horrorfilms „Le collectionneur de cerveaux“ (Schach dem Roboter) durfte sie immerhin auch etwas liegen, festgeschnallt auf das Bett eines irren Mörders (siehe „Bettgeschichten“).
Als Nelly Kaplan ihr eine Rolle neben Sami Frey in „Néa“ anbot, musste Claude Jade ablehnen, denn sie hätte zwar die ersten Szenen drehen können, doch später wäre ihr Taillenumfang zu sichtbar geworden, in etwa vergleichbar mit dem Dilemma der Stacey in François Truffauts „La nuit américaine“.
Die Kleidung der Krankenschwester Claire, die Michel Bouquet in „Les anneaux de Bicêtre“ (Zwischen Tod und Leben) ins Leben zurückholte, ließ das Arbeiten als Schauspielerin wiederum zu.

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Und am 21. August 1976 folgte für Claude Jade, die da bereits einige Mutterrollen gespielt hatte, ihre schönste Rolle in
LE PETIT PIERRE: „Lorsque l’enfant paraît“
dans le rôle du nourrisson: Pierre (prêt à crier, à 14 h25), dans le rôle de la mère: Claude (prêt à pouponner, à 17 heures), dans le rôle du père: Bernard (prêt à tourner de l’oeil, à 14 h 30).
„Le film de cinéma-vérité est sûrement le plus important de ma vie“
(Claude Jade, Baisers envolés, 2004)

Pierre Coste in den Armen seiner Maman Claude Jade

Pierre Coste in den Armen seiner Maman Claude Jade

Claude Jade und Annick Beauchamps mit ihren Bébés Pierre und Charlotte

Claude Jade und Annick Beauchamps mit ihren Bébés Pierre und Charlotte

Jacques Perrin 75

Jacques Perrin (links), Ann Petersen und Claude Jade in „Home sweet Home“

home_sweet_home_poster_la_fete_a_jules_claude_jade_Jacques_perrin„Es gibt keine schwierigen Themen im Film. Wenn wir es schaffen, für sie die richtige Form zu finden, werden alle Filme für ein großes Publikum bestimmt sein.“ Jacques Perrin spielte nicht nur mit Claude Jade in Benoît Lamys fulminantem Debütfilm „Home Sweet Home“ das junge Paar unter größtenteils mit Laien besetzten Altersheimbewohnern; er war auch Koproduzent des vielleicht nur im Arbeitstitel schwierig erscheinenden Themas: „Traité de savoir-vivre à l’usage des vieilles générations“.
Wer wollte 1973 schon einen Film über alte Menschen produzieren; nicht sexy genug, Leute ins Kino zu locken? Jacqueline Pierreux und Jacques Perrin machten sich stark.

Claude Jade und Jacques Perrin in "Home Sweet Home" (Trautes Heim)

Claude Jade und Jacques Perrin in „Home Sweet Home“ (Trautes Heim)

affiche_Poster_Home_sweet_Home_affiche_bombe_benoit_lamy_claude_Jade_Jacques_Perrin„Alte Leute inszenieren eine Revolution. Ein Unterhaltung und Sozialkritik geschickt verbindendes Erstlingswerk, ebenso ironisch und heiter im Stil wie originell im Stoff“, lobt das Filmlexikon den Film, der 14 Preise weltweit einheimste.
Produzent wurde Perrin vier Jahre zuvor. Er war bereits ein Star, hatte Auszeichnungen erhalten und war abonniert auf den schönen Unschuldigen. 1969 spielte Jacques Perrin in Costa-Gavras‘ bahnbrechendem Politthriller „Z“ den couragierten Journalisten. Costa-Gavras brauchte einen Produzenten für den brisanten Stoff und Perrin gründete die Firma Reggane. Der Rest ist Filmgeschichte.

Perrin in seiner Lieblingsrolle: als Maxence Françoise Dorléac in "les demoiselles de Rochefort"

Jacques Perrin in seiner Lieblingsrolle: als Maxence mit Françoise Dorléac in „Les demoiselles de Rochefort“

"Z" - Regisseur Costa-Gavras mit Star und Produzent Jacques Perrin

„Z“ – Regisseur Costa-Gavras mit seinem Schauspieler und Produzenten Jacques Perrin

Fortan produzierte er politisch linke Filme wie „La guerre d’Algérie“ und suchte auch seine Rollen in diesem Genre: In „Der unsichtbare Aufstand“ und „Sondertribunal“ war er sowohl Schauspieler als auch Produzent.

Claude Jade kämpft 1982 als Anwältin um „die Ehre eines Kapitäns“ (Jacques Perrin)

L'honneur d'un capitaine, film 1982, Pierre Schoendoerffer, Jacques Perrin, Nicole Garcia, Charles Denner, Georges Wildon, Claude Jade, Robert Etcheverry, Georges Marchal, Jean-Francois Poron, Christophe Malavoy, Patrick Chauvel, Hubert Gignoux, Jean Vigny, Guerre, Algerie, film de procés,So führte ein weiterer politischer Film erneut Jacques Perrin und Claude Jade zusammen: Pierre Schoendoerffers „L’honneur d’un capitaine“ . Als Anwältin Valouin kämpft sie mit einer Witwe (Nicole Garcia) gegen die Verleumdung eines 25 Jahre zuvor im Algerienkrieg gefallenen Hauptmanns (Perrin). Sie hatten dem Sujet entsprechend keine gemeinsamen Szenen mehr.
2005 ließen sich Claude Jade und Jacques Perrin für die DVD-Veröffentlichung des Meilensteins des belgischen Kinos interviewen. „Home sweet Home“ bleibt es wundervolles Manifest für die Freiheit und die Revolte.

Jacques Perrin und Claude Jade im preisgekrönten "Home Sweet Home"

Jacques Perrin und Claude Jade im preisgekrönten „Home Sweet Home“

Claude Jade und Jacques Perrin 2005 in Interviews zu "Home sweet Home"

Claude Jade und Jacques Perrin 2005 in Interviews zu „Home sweet Home“

Claude Jade und Jacques Perrin in "Home sweet Home"

Claude Jade und Jacques Perrin in „Home sweet Home“

„Casă, dulce casă“ (Home Sweet Home)

Mehr zu Jacques Perrin, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, und zu Claude Jade in Benoît Lamys „Trautes Heim“ finden Sie hier:
„Home Sweet Home – Trautes Heim“

Topas heute auf 3sat – noch immer kein Director’s Cut in Deutschland

topaz_alfred_hitchcock_poster_frederick_stafford_dany_robin_claude_jade_karin_dorTestpublikum ist für Regisseure eine der fatalsten Erfindungen des Filmindustrie. Ein paar Leute entscheiden, dass er sein Werk umschneiden muss. „Casablanca“ zum Beispiel fiel vor einer solchen Horde durch.
In Fall von Hitchcocks „Topas“ war es das Ende, bei dem sich die Gegenspieler André Devereaux und Jacques Granville im Stade Charléty duellieren – und Granville von einem Heckenschützen niedergestreckt wurde. Das Publikum verstand nicht und senkte den Daumen. Hitchcock drehte nun eine Version, in der Granville nach Moskau abreist. Auch dieses Ende kam nicht an und so wurde aus bereits vorhandenem Material Granvilles Selbstmord zurechtgeschnibbelt: Eigentlich ist es der Rücken einer anderen Figur, die in Granvilles Haus verschwindet.

Heute abend auf 3sat: die alte deutsche Kinofassung von "Topas"

Heute abend auf 3sat: die alte deutsche Kinofassung von „Topas“

Und so endet diese von Universal auferlegte Version: Nach dem Schließen der Tür arretiert das Bild und wir hören einen Schuss. Seit dem 1. Januar 1970 läuft der Film „Topas“ in Deutschland in der von Hitchcock nicht gewollten Version. Seit 17 Jahren läuft in einigen Programmkinos der Director’s Cut, 17 Minuten länger als die alte deutsche Kinoversion. Und ebenso lange gibt es die längere und von Hitchcock favorisierte Fassung auf Video – inzwischen längst auch auf DVD, allerdings nicht in einer deutschen Version.

diese Sequenz fehlt heute: Tamara (Tina Hedström) hält Ausschau nach Verfolgern

diese Sequenz fehlt heute: Tamara (Tina Hedström) hält Ausschau nach Verfolgern

delete_3_head_Tamara_TopazHitchcocks Fassung wird der Adaption des ausufernden Romans gerechter als das, was wir heute abend auf 3sat sehen – oder auf der deutschen DVD von Universal.
Die 17 zusätzlichen Minuten zeigen ein komplexeres Bild der Figuren und lassen den Film weniger verworren wirken. So wird die Familie des russischen Überläufers von ihren amerikanischen Rettern unter Druck gesetzt.

Nur im Director's Cut: die Erpressung der Kuzenovs

Nur im Director’s Cut: die Erpressung der Kuzenovs

Drei Modellköpfe von Boris Kuzenov, seiner Frau Olga und Tochter Tamara als Verkörperungen des amerikanischen Traums werden vom Ex-KGB-Mann auf den Boden geworfen, Tamara weint um die zerstörte Hoffnung, ein All-American-Girl zu werden und CIA-Mann Nordstrom droht den dreien, sie vor der nächsten russischen Botschaft auszusetzen.

Ann Doran ("Rebel without a cause") ist im Director's Cut mit von der Partie

Ann Doran („Rebel without a cause“) ist im Director’s Cut mit von der Partie

Den Kuzenovs zugewiesen wird auch eine Betreuerin: Mrs. Forsyth wird von Ann Doran gespielt, James Deans Mutter in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Auch sie wird heute abend nicht auf 3sat mit dabei sein. Und ebenso fehlt die Szene, in der Mike Nordstrom (John Forsythe) fragt, weshalb eine tödliche Waffe im Salon der Devereaux‘ an der Wand hängt. Nicole Devereaux (Dany Robin) erklärt, dass es ihre sei und sie damit in der Résistance gekämpft hätte. So zerstört sich in der kurzen Sequenz die Imago vom blonden Püppchen, das den Kalten Krieg verdammt – und der Verweis auf ihre Vergangenheit in der Résistance ist nicht unerheblich für den Fortgang der Geschichte des Ehebruchs von Nicole.

Nicole war in der Résistance. Vom Kalten Krieg hält sie nichts.

Nicole war in der Résistance. Vom Kalten Krieg hält sie nichts.

delete_5_Michele_Claude_Jade_Airport_La_Guardia_Topaz_Hitchcock_Topas_Michel_SuborHitchcock absolviert seinen Kurzauftritt in einem Rollstuhl, aus dem er überraschend aufsteht, bei der Ankunft von Devereaux‘ Tochter Michèle (Claude Jade) und deren Mann François Picard (Michel Subor) am New Yorker Flughafen La Guardia.
Keine Sorge heute abend: Die Ankunft des Paares und das Plaudern sind geblieben, doch einige Dialoge fehlen.

Im Director’s Cut freut Michèle (Claude Jade) sich auf die wilden Kubaner.

Im Director’s Cut freut Michèle (Claude Jade) sich auf die wilden Kubaner.

Die feine Ironie der Szene schließt sich – nur bei Hitchcocks Version – mit Michèles Schwärmerei für ihren Mann (François: „With a wife like this, one can afford to be modest“) und für die Delegierten der UNO: „… especially the Africans with their marvellous robes. And the Cubans. O I like the Cubans. They are so wild.“ Wie wild, verrät der Film wenig später. Der deutsche Fernsehzuschauer verpasst dieses clin d’œil.

delete_6_juanita_laughingDie von Karin Dor gespielte Juanita ist wie ihr Liebhaber Rico Parra eine tragische Figur des Films. Doch diese Frau, die in einer riesigen Villa mit patentem Personal unter der politischen Situation auf Kuba leidet, darf im Director’s Cut schadenfroh lachen. Sie freut sich, Parra ein Schnippchen zu schlagen. In der deutschen Fassung ist sie wenig gut gelaunt.

Die schadenfroh lachende Karin Dor fehlt in der deutschen Version.

Die schadenfroh lachende Karin Dor fehlt in der deutschen Version.

Auf einer Autofahrt vom Flughafen Orly nach Paris berichtet André (Frederick Stafford) von seinen Problemen, doch Michèle wirft ihm vor, Nicole betrogen zu haben. Dem Zuschauer entgeht nicht nur eine der für Hitchcock typischen künstlichen Rückprojektionen sondern auch die Borniertheit des Antihelden. Natürlich, so André zu Michèle, würde er, der gerade noch in Juanitas Armen lag, mit ihrer Mutter reden. Sie habe außerdem ihn verlassen.

Markenzeichen für Hitchcock: seine Rückprojektionen

Markenzeichen für Hitchcock: seine Rückprojektionen

Was Sie sonst noch verpassen? Ein Gespräch zwischen Claude Jade und Frederick Stafford über den Reichtum Jacques Granvilles (Michel Piccoli) vor dessen Haus. Michèle (Claude Jade): „Er hat dieses Haus hier, dann eines an der Côte d’Azur und eines in der Schweiz.“ André: „Jacques hat immer schon ein Auge für gute Dinge“.

Frederick Stafford, Claude Jade und Michel Subor in "Topas"

Frederick Stafford, Claude Jade und Michel Subor in „Topas“

Die elegante Villa des Jacques Granville

Die elegante Villa des Jacques Granville

Frederick Stafford, Claude Jade, Dany Robin und Michel Piccoli

Frederick Stafford, Claude Jade, Dany Robin und Michel Piccoli

Auf der Party von Jacques Granville versucht Michèle, ihre Eltern zu versöhnen und André hat die Hoffnung, mit Jacques (Michel Piccoli) und Claude Martin (John van Dreelen) Topas zu enttarnen. Wir erfahren nur in der englischen Version, dass André, Nicole und Jacques einst gemeinsam in der Résistance kämpften – und dass Jacques in Nicole verliebt war. Nicht unerheblich, fand Regisseur Hitchcock.

Der Cocktail bei Granville fehlt heute abend auf 3sat.

Der Cocktail bei Granville fehlt heute abend auf 3sat.

Dies waren die Szenen, die den Filmgenuss der deutschen Version ein wenig ergänzen.
Zum Abschluss noch die Enden, die von Hitchcock favorisiert wurden.
Die Abreise des Schurken nach Moskau:

Ab nach Moskau: Winkewinke von Michel Piccoli

Ab nach Moskau: Winkewinke von Michel Piccoli

Und das Duell, von dem neben dem Testpublikum auch Andrés Angehörige vorab nicht begeistert sind.

A Duel ? How idiotic !

A Duel ? How idiotic !

Und nun ein Spoiler, sollte das Ende doch einmal in einer deutschen Fassung zu sehen sein.

So endet "Topas", ginge es nach Wunsch des Regisseurs Alfred Hitchcock

So endet „Topas“, ginge es nach Wunsch des Regisseurs Alfred Hitchcock

Dennoch viel Vergnügen – mit kleinen Abstrichen – mit Alfred Hitchcocks „Topas“
Mehr über den Film hier im Blog unter:  Alfred Hitchcock – Topaz

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Jean-Pierre Mocky 83

mockyJean-Pierre Mocky, der Anarchist unter den französischen Regiegrößen, wird heute 83.
Als Schauspieler wird er in den 50er Jahren mit Antonionis „Die Besiegten“ und Franjus „Mit dem Kopf gegen die Wände“ bekannt. 1959 debütiert er mit „Les dragueurs“ als Regisseur. Nach verrückten Komödien sind seine wichtigsten Arbeiten kurz nach dem Pariser Mai 68 das Portrait einer Gruppe von Linksterroristen („Solo“) und die Abrechnung mit korrupten Politikern („Der Albatros“). Satirische Komödien prägen in den Folgejahren sein Œuvre: in „Tod dem Schiedsrichter“ wollen Fußballfans den Unparteiischen lynchen, mit „Das Wunder des Papu“ macht er sich über Wunderheilung lustig.

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In der Farce „Bonsoir“ ist sein Stammschauspieler Michel Serrault ein obdachlos gewordener Schneider. Jean-Pierre Mocky besetzt Claude Jade als heimliche Lesbierin, die ihn bei sich aufnimmt. „Die Rolle ist großartig, um ein Bild zu brechen, das man von mir hat“, freut sich Claude Jade über ihre Caroline in Mockys Film. Mehr über den Film hier: Bonsoir

giphy Bonsoir claude jade michel serrault jean pierre mocky

Herzlichen Glückwunsch zum 83.