Einer ihrer am seltensten gezeigte Filme ist „Kita no misaki“ ( 北の岬 / Le cap du nord / Das Nordkap ) von Kei Kumai ( 熊井 啓 ), den Claude Jade 1975 gedreht hat. Er lief zuletzt 2007 in Tokio und ist bisher noch nicht auf DVD erschienen.
Da sie in Japan keine Unbekannte ist, fällt die Wahl der Produktionsfirma Toho bei der Suche nach einer französischen Schauspielerin in einem japanischen Film auf Claude Jade. Sie wird eine Schweizer Missionarin spielen und der Film die Geschichte ihrer Reise und einer unmöglichen Liebe erzählen. Am 25. August 1975 reist Claude Jade nach Japan. So europäisch ihr Tokio vorkommt – an den Fassaden prangen Poster von Alain Delon und die Japanerinnen kleiden sich nach der neuesten westlichen Mode – so überraschender ist die erste Lüge, zu der ihr die Produktionsfirma auf der ersten Pressekonferenz zum Film rät. Claude Jade, die eine Nonne spielt, muss behaupten, sie sei ledig. Kumai überlässt nichts dem Zufall. Dennoch verursacht Claude Jade bei der Konferenz einen winzigen Skandal. In eine Robe von Yves Saint-Laurent gekleidet, trägt sie passende Sandalen desselben Machers. Doch in Japan ist es 1975 unerhört, als Frau einen Blick auf nackte Füße zu gewähren – schon gar nicht bei einer Pressekonferenz!
Claude Jade dreht in Tokio, Yokohama, Kyoto, Singapur, Bangkok, in Wakkanai auf Hokkaido und in Skri Lanka. Für die Arbeit dort wohnt sie in Colombo und wird mit einem Militärflugzeug nach Anuradhapura geflogen. Dort dreht Kei Kumai eine Traumsequenz – die einzige Szene, in der Marie-Thérèse nicht ihre Nonnentracht trägt. In diesem Traum in einer Kulisse von Ruinen fliegt ihr offenes Haar im Wind und die Liebe zum japanischen Ingenieur Mitsuo (Go Kato) scheint möglich.
Die einzigen Zuschauer am Set sind die zahlreichen Affen, die die Geisterstadt bevölkern.
Parallel zu „Kita no misaki“ dreht sie zwei Filme in Frankreich. Als die Arbeit in Japan fortgesetzt wird, ist Claude Jade schwanger. Davon darf die Presse, der sie als „unverheiratet“ vorgestellt wurde, nichts erfahren. Als ihr Ehemann Bernard Coste sie für einige Wochen in Tokio besucht, muss sie ihn als ihren Privatsekretär ausgeben. Ganz zu schweigen davon, dass eine als ledig geltende Schwangere eine Nonne spielt! Claude Jade muss im Japan der 70er ihre „glücklichen Umstände“ kaschieren. Die Kostümbildnerin schneidert die schwarze Robe so um, dass die Veränderung der Silhouette nicht wahrnehmbar ist.
Aus den sonnigen Gefilden des ersten Teils geht es in den verschneiten Norden Japans. Die frostigen Temperaturen auf der weißen Insel setzten der Crew zu, einige Mitglieder erkranken. Und Claude fröstelt es ein wenig in jener Robe, unter der sie in Sri Lanka schwitzte. Als Schwangere will sie sich keinem Risiko aussetzen und folgt einer Idee Bernards. Sie trägt unter ihrem Kleid Lagen von Zeitungspapier, so dass die Kälte nicht eindringen kann. Und über dem Ganzen kreist ein Helikopter, der den Schnee aufwirbelt. Dennoch bereitet der Papierpanzer Probleme beim Ton. Als Go Kato auf sie zuläuft und sie in seine Arme presst, rascheln die Zeitungen so stark über dem Dialog, dass die Szene nachsynchronisiert werden muss.
Als Claude Jade im Sommer 1976 zur Premiere von „Kita no misaki“ nach Tokio reisen will, verbietet es die Produktion Toho. Ihre Schwangerschaft lässt sich nun nicht mehr leugnen – und das sei ein unmöglicher Zustand, wo doch die Presse Japans seit dem ersten Interview zu Drehbeginn im Glauben ist, sie sei unverheiratet!
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