Seinen frühen Ruhm als Jungstar der 1960er Jahre nutzte Jacques Perrin, um seine humanistischen Anliegen als Produzent zu verwirklichen. Am 13. April starb der engagierte Schauspieler und Filmemacher im Alter von 80 Jahren.
„Es gibt keine schwierigen Themen im Film. Wenn wir es schaffen, für sie die richtige Form zu finden, werden alle Filme für ein großes Publikum bestimmt sein.“ Jacques Perrin spielte nicht nur mit Claude Jade in Benoît Lamys fulminantem Debütfilm „Home Sweet Home“ ; er war auch Koproduzent des vielleicht nur im Arbeitstitel schwierig erscheinenden Themas: „Traité de savoir-vivre à l’usage des vieilles générations“.
Wer wollte 1973 schon einen Film über alte Menschen produzieren; nicht sexy genug, Leute ins Kino zu locken? Jacqueline Pierreux und Jacques Perrin machten sich stark.
„Alte Leute inszenieren eine Revolution. Ein Unterhaltung und Sozialkritik geschickt verbindendes Erstlingswerk, ebenso ironisch und heiter im Stil wie originell im Stoff“, lobt das Filmlexikon den Film, der 14 Preise weltweit einheimste.
Produzent wurde Perrin vier Jahre zuvor. Er war bereits ein Star, hatte Auszeichnungen erhalten und war abonniert auf den schönen Unschuldigen. 1969 spielte Jacques Perrin in Costa-Gavras‘ bahnbrechendem Politthriller „Z“ den couragierten Journalisten. Costa-Gavras brauchte einen Produzenten für den brisanten Stoff und Perrin gründete die Firma Reggane. Der Rest ist Filmgeschichte.
Fortan produzierte er politisch linke Filme wie „La guerre d’Algérie“ und suchte auch seine Rollen in diesem Genre: In „Der unsichtbare Aufstand“ und „Sondertribunal“ war er sowohl Schauspieler als auch Produzent.
So führte ein weiterer politischer Film erneut Jacques Perrin und Claude Jade zusammen: Pierre Schoendoerffers „L’honneur d’un capitaine“ . Als Anwältin Valouin kämpft sie mit einer Witwe (Nicole Garcia) gegen die Verleumdung eines 25 Jahre zuvor im Algerienkrieg gefallenen Hauptmanns (Perrin). Sie hatten dem Sujet entsprechend keine gemeinsamen Szenen mehr.
2005 ließen sich Claude Jade und Jacques Perrin für die DVD-Veröffentlichung des Meilensteins des belgischen Kinos interviewen. „Home sweet Home“ bleibt es wundervolles Manifest für die Freiheit und die Revolte.