1968 – im Smartphone von François Truffaut

„1968 – das Jahr, in dem alles begann“
Wie würde man die Ereignisse von 1968 auf einem Smartphone und seinen Apps verfolgen?
INA und Libération präsentieren das Mobiltelefon von François Truffaut.

1968 war das Jahr der „Geraubten Küsse“, aber auch des Kampfes um die Cinémathèque, des Abbruch des Festivals von Cannes und die Zeit der Heiratspläne von François Truffaut und der 16 Jahre jüngeren Claude Jade. Der achtminütige Kurzfilm „1968 raconté en version mobile – François Truffaut“ ist der zweite Beitrag einer Reihe von Mikhail Zygar, Karen Shainyan und Timur Bekmambetov, in Partnerschaft mit Libération und der INA. Die Erzählerstimme: Vincent Collet.
Hier Screenshots des Mobiltelefons von François Truffaut aus diesem Film.

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Beteiligt sind Henri Langlois, Claude Jade, Jean-Pierre Léaud, Jean-Luc Godard, die Eltern von Claude (Marcelle und Marcel Jorré), Charles de Gaulle, Julio Cortazar, Mick Jagger, Evgueni Evtouchenko, Paul Newman, Albert Duchenne, François Mitterrand, Petitionsunterzeichner von Alfred Hitchcock über Charles Chaplin bis Akira Kurosawa.

Link zum Kurzfilm  „1968 raconté en version mobile – François Truffaut“

 

Это 1968 год! молодой французский режиссер Франсуа Трюффо оказывается в эпицентре восстания кинозвезд. Клод Жад françois Truffaut, Claude Jade
weiterer Link zur russischen Version:
Это 1968 год!  Франсуа Трюффо

Henri Langlois : Victoire ! Tu es l’homme qui a sauvé la Cinémathèque ! Le festival de Cannes annulé en signe de solidarité. Oui, j’aime votre fille et je voudrais l’épouser. Le meilleur film de l’année 1968, il era acclamé par tout le monde, sauf par Godard. Claude Jade, Marcel Jorré, Marcelle Jorré Baisers volés, Révolte, Mai 1968, Mai 68, Cannes Festival. François Truffaut, Claude Jade, Jean-Pierre Léaud, Mick Jagger, Evgueni Evtouchenko, Jean-Luc Godard, les parents de Claude, Henri Langlois, Charles de Gaulle, Julio Cortazar, Paul Newman, Albert Duchenne, François Mitterrand Voix off : Vincent Collet

Chantal Goya Trop c’est trop 74

Claude Jade, Nicole Jamet und Chantal Goya in "Trop c'est trop"

Claude Jade, Nicole Jamet und Chantal Goya in Didier Kaminkas „Trop c’est trop“

goya chantal chante„Vous êtes Chantal Goya? C’est exactement que je veux!“ Auf der Café-Terrasse des Théâtre des Champs Elysées spricht Jean-Luc Godard die mit den Hit „C’est bien Bernard“ populäre Sängerin Chantal Goya an; von einem Tag auf den anderen wird sie 1965 für „Masculin féminin“ an der Seite von Jean-Pierre Léaud engagiert. Ohne Drehbuch und Text wird improvisiert und Goya singt „Tu m’as trop menti“. Goya zu Godard: „Es gibt zwei Dinge, die ich nicht tun werde: mich ausziehen und einen Jungen küssen.“ Chantal Goya hat ein sehr braves Image, singt harmlose Kinderlieder und in ihrer kurzen Filmographie ist sie ebenfalls züchtig. Sie dreht einen deutschen Lausbubenfilm mit Hansi Kraus „Wenn Ludwig ins Manöver zieht“), für Jean-Daniel Pollet „Liebe macht lustig, Liebe tut weh“ und tritt neben Michel Serrault als dessen Tochter in Pierre Tchernias „Les Gaspards“ auf.

Chantal Goya (Carole), Claude Jade (Patricia), Nicole Jamet (Nicole)

Chantal Goya (Carole), Claude Jade (Patricia), Nicole Jamet (Nicole) in „Trop c’est trop“

Ein kurzer Imagewandel ist 1975 Didier Kaminkas Komödie „Trop c’est trop“ (Zuviel ist zuviel): Claude Jade, Chantal Goya und Nicole Jamet sind drei unersättliche Luder. Sie verführen das Freundestrio Didier Kaminka, Georges Beller und Philippe Ogouz und wollen die drei nicht mehr gehen lassen. Doch die Jungs entziehen sich den drei Minettes  durch Selbstmord und landen in der Hölle.  Nicole Jamet war im Fernsehen bisher Heldin in Romanadaptionen („Les Misérables“, 1972, „Lucien Leuwen“, 1973) und die Dritte im Bunde räumt ebenfalls – erneut – mit ihrem liebenswerten Image auf: Claude Jade.
Harakirieske Absurdität und knarrende Ironie zeichnen „Trop c’est trop“ aus, doch das Image im Korsett der braven Mädchen bleibt.

Claude Jade, Nicole Jamet, Chantal Goya, Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz

Claude Jade, Nicole Jamet, Chantal Goya, Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz

Claude Jade, Nicole Jamet, Chantal Goya, Georges Beller, Didier Kaminka, Philippe Ogouz film "Trop c'est trop"Daran ändert auch die Lobeshymne bei „Télé 7 jours“ nicht. Unter dem Titel „Jeunes premières en liberté“ feiert Irène Dervize den Freiheitszug der drei: „Es waren drei wunderschöne, charmante, berühmte junge Frauen, dazu verdammt, im Kino wie im Fernsehen junge Modelle zu sein. Und sie hatten davon genug: Claude Jade, Chantal Goya und Nicole Jamet wollen nicht mehr die romantischen Frauen sein. Glücklicherweise hat der Ehemann von Nicole, Didier Kaminka, genügend Fantasie. Und er verzaubert mit seinem Konzept seine drei Schauspielerinnen zu den verrückten Heldinnen einer burlesken Komödie.“

Chantal Goya, Nicole Jamet und Claude Jade

Chantal Goya, Nicole Jamet und Claude Jade

Chantal Goya wird heute 74. Joyeux Anniversaire.

75. Geburtstag Anna Karina

Heute wird Anna Karina 75.

Anna Karina Geisha Claude Jade Geisha Godard Truffaut Nouvelle Vague Muses

Anna Karina in „Pierrot le fou“, Claude Jade in „Domicile conjugal“

Hatte François Truffaut seine Muse Claude Jade am Theater entdeckt, so sah Jean-Luc Godard Anna Karina erstmals in einem Werbespot für Palmolive. Hanne Karin Blarke Bayer wollte wie Claude auch schon früh Schauspielerin werden, doch während Claude bereits mit 15 das Konservatorium besuchen durfte, hätte die 17jährige Dänin bis zu ihrem 21. Lebensjahr darauf warten müssen, an einer Schauspielschule angenommen zu werden.

Ein dänischer Kurzfilm, in dem sie auftritt, läuft in Cannes – und Hanne Karin bleibt in Frankreich, wo sie sich mit dem Traum von Film und Theater als Model durchschlägt. Coco Chanel soll ausgerufen haben: „Schauspielerin? Nicht mit diesem Namen!“ Aus Hanne Karin Blarke Bayer wird Anna Karina – und bald darauf die Frau und Muse Godards.
Fast acht Jahre später wird aus der acht Jahre jüngeren Claude Marcelle Jorré – auf Anraten ihrer Tante, von der sie „Coco“ genannt wird – Claude Jade.

Anna Karina et Jean-Claude Brialy

oben: Karina, Brialy; unten: Jade. Léaud

Beide Schauspielerinnen sind privat und beruflich Wegbegleiterinnen der Begründer der Nouvelle Vague. Während Claude Jade Truffaut auf seinem Weg vom Bahnbrecher des formalen Experiments zum romantischen Erzähler begleitet, entwickeln sich die Arbeiten von Karina und Godard gegenteilig.

Anna Karina und Claude Jade 1987 in

Anna Karina und Claude Jade 1987 in „mardi cinema“

In Pierre Tchernias „Mardi cinema“ stellt Claude Jade 1987 „L’homme qui n’était pas là“ vor und Anna Karina „Dernier été à Tanger“. In der TV-Sendung treffen die Musen der führenden Köpfe der Nouvelle Vague zusammen: Die beiden stellen ihr Filmwissen unter Beweis, in dem sie abgedeckten Gesichtern die passenden Namen zuweisen. So verfeindet Truffaut und Godard seit ihrem endgültigen Bruch 1973 bis zuletzt waren, so verspielt und einander zugeneigt begegnen sich Anna Karina und Claude Jade.

Im gegnerischen Team weisen Julien Guiomar und Anthony Delon den verdeckten Gesichtern diverser Filmpartner Anna Karinas und Claude Jades die jeweiligen Namen zu. Zwischenrufe aus dem Publikum lassen erkennen, dass weder „Mon oncle Benjamin“ noch „Le Pion“ und schon gar nicht „Baisers volés“ vergessen sind, ebenso wenig „Pierrot le fou“ oder „Une femme est une femme“ . Doch den meisten Kinogängern der ausgehenden 80er Jahren sind Anna Karina und Claude Jade – wenn überhaupt – Begriffe einer anderen Epoche.

anna karina claude jade 1987

Anna Karinas letzter Aufsehen erregender Filmauftritt ist 2002 ein Cameo in Jonathan Demmes furchtbarem „Charade“-Remake „The Truth about Charlie“ – es sollte eine Hommage an ihre Glanzzeit werden.

Wünschen wir ihr zum 75., dass sie weiterhin inspiriert und – vielleicht – würdevoll wiederentdeckt wird.