Michel Piccoli 1925 – 2020

Michel Piccoli und Claude Jade: Gala de l’Union des Artistes 1971

Michel Subor, Philippe Noiret, Claude Jade, Michel Piccoli, Alfred Hitchcock und Frederick Stafford

Heute wurde bekannt, dass er am 12. Mai starb: Michel Piccoli, den man den größten europäischen Filmschauspieler nennen darf. Er war ein monstre sacrée, er vereinte Eleganz und Wurstigkeit, Sex-Appeal und Monstrosität. Er hatte großen Mut zu Entblößung und Verwandlung und Heroisches war im fremd. Filmriktiker Michael Althen schrieb einmal: „Er war sich für nichts zu schade. Man wäre versucht zu sagen, dass er dabei immer sein Gesicht gewahrt hat, wenn man nicht wüsste, dass er vielleicht nichts so sehr wollte wie sein Gesicht zu verlieren.“

Michel Piccoli, Frederick Stafford, Claude Jade und Dany Robin in „Topaz“

Seine Figuren waren voller Zweifel und er rauchte ohne Unterlass und elegant Zigaretten in Sautets „Die Dinge des Lebens“, einem seiner Schlüsselfilme mit Romy Schneider. Die FAZ schrieb heute zu seinen Filmpartnerinnen vor der Schneider: „Er hat der nackten Bardot [in Godards „Verachtung“] standgehalten, jetzt wird er mit Ikonen bombardiert: Jeanne Moreau (in Buñuels „Tagebuch einer Kammerzofe“), Karin Dor und Claude Jade (in Hitchcocks „Topas“), Françoise Dorléac und Catherine Deneuve (in Jacques Demys „Mädchen von Rochefort“). Aber sie alle sind nur Übergänge, Brücken auf dem Weg zu der Begegnung, die sich tiefer als jede andere in seine Karriere einschreiben wird, der Begegnung mit Romy Schneider. “

Mit Karin Dor hatte er keine Szene in „Topas“ und mit Claude Jade nur eine einzige. Heroisch ist in „Topas“ nichts und Hitchcock drehte für den Tod des von Piccoli gespielten Jacques Ganville drei Versionen: in der ersten wird er bei einem Duell von einem Heckenschützen erschossen, in einem weiteren erschießt er sich nach der Enttarnung hinter verschlossener Tür und in einer dritten reist er fröhlich winkend nach Moskau ab.

Michel Piccoli, Claude Jade, Frederick Stafford und Dany Robin in Hitchcocks „Topas“

Piccolis Kunst, seine sparsam eingesetzten Gesten und Bewegungen jedes Mal erneut zu einer Offenbarung werden zu lassen, nutzte Alfred Hitchcock, als er ihm in „Topas“ die Rolle des Chefs des titelgebenden Spionageringes gibt. Die Hauptrolle des Agenten André Devereaux hatte er Frederick Stafford gegeben und bedauerte später, nicht Michel Piccoli zum Star seines Films gemacht zu haben. Auch als Filmvater von Claude Jade wäre er glaubwürdiger gewesen als der adrette Stafford.

Nachruf Michel Piccoli FAZ

Nachruf Michel Piccoli Focus

Michel Piccoli, Claude Jade und Marion Game: Gala de l’Union des Artistes 1971

Claude Jade und Michel Piccoli traten erneut 1971 in einer Nummer der „Gala de l’union des artistes“ auf, in der Piccoli sie in einem Schrankkoffer verschwinden lässt und wieder herbeizaubert. Nun ist auch er verschwunden.

Michel Piccoli, Philippe Noiret, Alfred Hitchcock und Claude Jade

Ein Kommentar zu “Michel Piccoli 1925 – 2020

  1. Pingback: Topas heute auf 3sat – noch immer kein Director’s Cut in Deutschland | Mémoire de Claude Jade

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