Karin Dor 1938 – 2017

Adieu Karin Dor ( „Topas“ )

                                            Karin Dor in Alfred Hitchcocks „Topas“

Gefesselt an Götz George am Silbersee (links) und an Mario Girotti, den späteren Terence Hill

In Deutschland war sie bereits ein Star, bekannt geworden als Heldin einiger Edgar-Wallace-Krimis, zumeist inszeniert von ihrem Ehemann Harald Reinl. Als Hauptdarstellerin der ersten Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ wurde Karin Dor in Frankreich auf dem Plakat vor dem dort weitestgehend unbekannten Pierre Brice genannt: „Le trésor du lac d’argent“. Kurz darauf wurde sie in „Winnetou II“ des Apachen große Liebe Ribanna.

Ihr erster englischsprachiger Film war ein James-Bond-Film, doch sie deshalb als Bond-Girl zu bezeichnen, würde dem nicht gerecht. Sie geht weiter als etwa eine Ursula Andress, die mit eingezogenem Bauch aus dem Meer entsteigt und gibt eine gefährliche Agentin mit einem sehr deutschen Namen: Helga Brandt. Diese ohrfeigt Bond und versucht später, ihn umzubringen. Doch Karin Dors Helga kann dem Ladykiller Sean Connery nicht widerstehen, ihr Attentat missglückt und sie findet selbst den Tod in einem Piranha-Becken.

Auch ihr großes Hollywood-Debut endet für ihre Rolle der kubanischen Geliebten von Claude Jades Filmvater Frederick Stafford tödlich: in „Topas“ wird sie in einer Umarmung erschossen. Die Szene ist die berühmteste aus Hitchcocks Film: von oben gefilmt, breitet sich Karin Dors violettes Kleid auf wie eine Blüte oder wie eine Blutlache – an fünf unsichtbaren Fäden zogen Mitarbeiter das Kleid auseinander. Eine weitere Szene mit Karin Dor, in der ihre tragische Juanita schadenfroh lacht, fehlt bisher in der deutschen DVD- und TV-Version und wird hier besprochen: eine Facette, die ihre Rolle etwas ambivalenter macht.

Falsche Erinnerung: Da ich den Mittelteil von „Topas“ verpasst hatte, sah Karin Dor für mich aus wie Denise aus „Zimmer 13“

Als ich „Topas“ Mitte der 1980er das erste Mal sah, verpasste ich die Kuba-Episode, Karin Dor und ihren Filmtod. Ich schaute die erste halbe Stunde, dann wurde zum Essen gerufen. So endete der Film vorerst im Hotel St.Regis mit dem Auftrag an Devereaux, die Akte Parra zu besorgen. Als ich wieder bei „Topas“ einstieg, eilten Devereaux und seine gerade noch in New York eingetroffene Tochter Michèle in Jarrés Pariser Wohnung, die für mich noch immer New York war, und Claude Jade entdeckte den toten Spion im Hof. Ich nahm an, die Agenten-Familie sei dazwischen gemeinsam nach Kuba gereist und wäre dort wohl auch Karin Dor, die ja im Vorspann genannt wurde, begegnet.

Karin Dor in „Zimmer 13“

Da ich Karin Dor zuvor mit ihrer typischen Edgar-Wallace-Heldin-Frisur aus „Zimmer 13“ vor Augen hatte, wanderte sie flux in eben jener falschen Erinnerung auf mein Bild von „Topas“, das sich dann als 16jähriger mit anderen Plakat-Motiven an Claude Jade schickte. Aus Claude Jades Nachlass kam mir nun diese kleine Karte zu, die meines Unwissens wegen, ich hatte ja ein Drittel des Films verpasst, weitere Fehler enthielt. Michel Piccoli hatte ich vom Titel des Buchs „Film in Frankreich“ aus einer Szene des ebenfalls 1969 entstandenen Films „Die Dinge des Lebens“ abgemalt – und dass Devereaux das Gegenteil eines Superagenten war, entging mir ebenso wie der Umstand, dass Michèle im Film bereits verheiratet war und deshalb Michèle Picard hieß.

Mit dem Tod von Karin Dor verschwindet ein Star des bundesdeutschen Unterhaltungsfilms, eine Schauspielerin, die mit dem Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ und Hitchcocks „Topas“ auch internationale Filmgeschichte schrieb.

Die Sterbeszene wird in einem Auszug aus dem Buch „Hitchcock“ von Bruno Villien beschrieben, am Ende eines Berichts von Claude Jade.

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