Frederick Stafford

Frederick Stafford und Claude Jade in Alfred Hitchcocks „Topas“ (1968/69)

Frederick Stafford (11. März 1928 – 28. Juni 1979) würde heute 95. In Alfred Hitchcocks „Topas“ ist er der zentrale Held und Filmvater von Claude Jade. Vier Jahre später spielten Frederick Stafford und Claude Jade erneut zusammen in „La ragazza di via Condotti“. Als Claude Jade geboren wurde, war er aus 1948 der Tschechoslowakei in den Westen in ein neues Leben geflohen – an Claude Jades 20. Geburtstag haben sie ihren ersten Drehtag zu einem Film, in dem ein Überläufer aus dem Osten in den Westen der Auslöser für ein Agentendrama ist – Claude Jade spielt die Tochter des Agenten, der Staffords berühmteste Rolle wird, gleich nach seinem französischen Äquivalent zu James Bond, Agent „OSS 117“

Claude Jade und Frederick Stafford in „La ragazza di via Condotti“ (1973)

Als Friedrich Strobl von Stein in Piešťany in der Tschechoslowakei geboren, nahm er als Zwanzigjähriger an den tschechoslowakischen Schwimm-Vorentscheidungen für die Olypmischen Sommerspiele 1948 in London teil. Als die ČSR in jenem Jahr der stalinistischen Politik der UdSSR folgte, ging Friedrich nach Australien. Dort arbeitete er als Minenarbeiter, Lastfahrer und Lokführer, promovierte 1962 als Doktor der Chemie und arbeitete beim australischen Pharmaunternehemen Bristol Myers.

Claude Jade und Frederick Stafford in Hitchcocks „Topaz“

Marianne Hold, Frederick Stafford

1964 lernt er auf einer Geschäftsreise nach Bangkok die österreichische Schauspielerin Marianne Hold kennen, die dort „Die Diamantenhölle vom Mekong“ dreht. Nach sechs Tagen heiraten die beiden in einer fernöstlichen Zeremonie, der gemeinsame Sohn Jean Paul Roderick wird am 4. Dezember 1964 geboren. Während Marianne 1965 mit „Der Schut“ ihren letzten Film dreht und ihre Karriere beendet, beginnt die ihres Mannes: André Hunebelle entdeckt den attraktiven und charismatischen Friedrich bei einem Urlaub für den Film.
Hunebelle hatte mit Kerwin Matthews als Agent OSS 117 alias Hubert Bonisseur de La Bath zwei Agentenfilme gedreht und will Matthews nach zu hohen Gagenforderungen mit einem Umbekannten ersetzen. Der Tscheche ändert seinen Namen in Frederick Stafford und gibt sein Filmdebüt als OSS 117 an der Seite von Mylène Demongeot in „Furia à Bahia pour OSS 117“ (OSS 117 – Pulverfaß Bahia).
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Mylène Demongeot: „Frederick Stafford, ein Pharmavertreter, den Hunebelle begeistert in einem Hotel aufgestöbert hatte, in dem sie ihren Urlaub verbrachten. Er ist überhaupt kein Schauspieler, er ist steif wie eine Marionette, aber er ist ein gut aussehender Mann, sehr groß und sehr liebenswürdig.“
Jean Bruce hatte den Agenten OSS 117 bereits 1949 erfunden, vier Jahre vor Ian Flemings „James Bond“. Es ist hier nicht wie bei den Grimms und den hundert Jahre älteren Büchern von Charles Perrault. Auch wenn der erste OSS 117-Film mit Ivan Desny bereits 1956 herauskam, sollte OSS 117 nun allein die Antwort auf Connery als OO7 sein. Stafford war ein französischer James Bond. Wiedererweckt wurde der Agent 2006 von Michel Hazanavicius in den Parodien mit Jean Dujardin.

Frederick Stafford, Claude Jade, Michel Subor: „Topaz“

Wie Sean Connery in den James Bond-Filmen und sein OSS 117-Vorgänger Matthews wird Frederick Stafford von Jean-Pierre Duclos synchronisiert. Frederick Stafford verkörpert OSS 117 auch in Michel Boisronds „Atout cœur à Tokyo pour OSS 117“ mit Marina Vlady. Boisrond besetzt ihn hernach für „L’Homme qui valait des milliards“ mit Anny Duperey. Die folgenden Filme, die Stafford zum Star machen, sind die Agentenfilme „Agent 505- Todesfalle Beirut“ von Manfred R. Köhler, “ Estouffade à la Caraïbe“ von Jacques Besnard, in dem Jean Seberg seine Partnerin ist, und die Kriegsfilme „Dalle Ardenne all’inferno“ (… und morgen fahrt ihr zur Hölle)  mit Curd Jürgens und „Der Königstiger von Al Alamein“ mit Robert Hossein.

In der französichen Version von „Topaz“ spricht statt 007- und 117-Stimme Duclos ein Schauspieler, der Sean Connery in Filmen jenseits der Bond-Serie synchronisiert wie bereits für Hitchcocks „Marnie“: Jean-Claude Michel ist für „L’Étau“ Staffords französische Stimme.

Frederick Stafford mit Anny Duperey, Jean Seberg, Mylène Demongeot, Marina Vlady, Claude Jade

TOPAZ

Claude Jade, John Forsythe, Alfred Hitchcock, Frederick Stafford, Dany Robin

Frederick Stafford hat in Frankreich eine gewisse Popularität, als Hitchcock einen geeigneten Star für „Topas“ sucht. Nachdem er bei „Torn Curtain“ mit Paul Newman und Julie Andrews unglücklich war, wollte er keine Top-Stars mehr, wie es zuvor James Stewart und Cary Grant waren. Claude Jade hatte nach ihrem Debut in Truffauts „Baisers volés“ bereits mit Staffords Entdecker André Hunebelle „Sous le signe de Monte Cristo“ gedreht, ihre französischen Kollegen Dany Robin, Michel Subor, Michel Piccoli und Philippe Noiret genossen bereits Ansehen und auch die weiteren Hauptdarsteller waren keine Unbekannten: die deutsche Krimiheldin Karin Dor war gerade ein Bond-Girl und John Forsythe hatte nach Hitchcocks „The Trouble with Harry“ eine solide Karriere.

Michel Piccoli, Claude Jade, Frederick Stafford, Dany Robin

Frederick Stafford steht in „Topas“ im Zentrum, umgeben von etwa zehn weiteren Hauptfiguren. Stafford wird in den Kritiken vorgeworfen, er sei hölzern oder überfordert. Den Agenten und Liebhaber nimmt man ihm ab, den Familienvater weniger. Tatsächlich wirkt die Steifheit Staffords passend zur Figur des Agenten und Familienvaters, der Verantwortung immer delegiert. Das Ende mit dem Duell, bei dem ein Heckenschütze seinen Gegner Michel Piccoli erledigt, war, hätte dies noch besser pointiert.

Nach dem Duell: Dany Robin, Frederick Stafford und Claude Jade

Doch das Urteil des Testpublikums, nachzulesen hier , machte Hitchcocks bevorzugte Version leider zunichte.

Familienrat und Duell in Alfred Hitchocks favorisiertem Finale seines Agentendrama-Thrillers „Topas“: Frederick Stafford mit Dany Robin, Claude Jade, Michel Subor und Michel Piccoli im Stade Charléty

Frederick Stafford ist in „Topas“ als André Devereaux nicht nur in seiner Loyalität als Agent hin- und hergerissen. Aus Freundschaft zu seinem Kollegen Michael Nordstrom (John Forsythe) soll er als neutraler Franzose für die Amerikaner in New York Kubaner ausspionieren und dann auf Kuba Beweise für die Sationierung sowjetischer Raketen finden. Dies wiederum bringt ihn in Paris in Schwierigkeiten, aus denen er sich nur mit der Enttarnung des für die UdSSR arbeitenden französischen Spionagerings „Topas“ bringen kann – und das nur heimlich operierend.

Dany Robin, Claude Jade, Frederick Stafford, Michel Subor

Der Roman „Topas“ war zu jener Zeit in Frankreich verboten und es kommt während es Drehs zu diplomatischen Verwicklungen: Kulturminister André Malraux widerruft kurzfristig die Drehgenehmigung in und um Paris wegen der antigaullistischen Implikationen des Drehbuchs. Da die Regierung sich beschwert, Hitchock würde einen antifranzösischen Film drehen, findet sich der amerikanische Botschafter Sargent Shriver etwas verwirrt in der Rolle eines Filmagenten. Dass der Film in Frankreich später nicht „Topaz“ sondern „Der Schraubstock“ (L’Étau) heißt, passt zum Dilemma des Helden, der insofern ein typischer Hitchcock-Held ist, der seine Unschuld beweisen muss. Doch es ist ein stets um Diplomatie bemühter Held, der andere durch die dadurch entstehenden Konflikte in Gefahr bringt, beginnend beim Blumenhändler Philippe Dubois (Roscoe Lee Browne) bis zum Ehemann seiner Tochter. Dass er nebenbei zwischen Ehefrau (Dany Robin) und kubanischer Geliebter (Karin Dor) schwankt, verkompliziert es. Eine weitaus komplexere Rolle also als alles, was Stafford vorher zu spielen hatte.

Frederick Stafford und Claude Jade in „Topaz“

Und gemeinsam mit Filmtochter Claude Jade verbringt Stafford auch viel Laufzeit vor der Kamera: harmonisch, fröhlich plaudernd und aufeinander achtend in den New-York-Szenen, wird das Verhältnis von Vater und Tochter im weitereren Verlauf in einer zudem vielfach verflochtenen Personenkonstellation ein wenig tiefer.

Michel Subor, Claude Jade, Frederick Stafford, Dany Robin

Die Fahrt von Orly zum Haus von Granville in Paris zeigt eine klare Sicht der Tochter auf die Ehekrise der Eltern, zwischen denen sie auf der Party zu vermitteln versucht. „Du weißt, dass Mutter dort sein wird?“, fragt Michèle: „Du wirst mit ihr sprechen?“. „Natürlich spreche ich mit ihr“, gibt er angespannt zur Antwort: „Sie hat mich verlassen und nicht ich sie“. Es sind Momente wie Michèles Erklärung, dass Jacques Granville reich geheiratet habe, so dass er neben dem Haus in Paris auch eins an der Côte d’Azur und eines in der Schweiz habe, die Stafford und Jade sorgloser zeigen – oder verbunden, wenn Michèle ihrem Vater später eine Hand auf die Schulter legt nach dem Weggang von Nicole.

Frederick Stafford und Claude Jade in Alfred Hitchcocks „Topaz“

Claude Jade und Frederick Stafford

Frederick Stafford, Claude Jade und Michel Subor

Frederick Stafford und Claude Jade

„I want to go down, I want to go down“

Die Sequenz um das Verschwinden von François Picard (Michel Subor), Staffords Schwiegersohn und Claude Jades Film-Ehemann, und das Entdecken der Leiche des emordeten Spions Jarré (Philippe Noiret) gehört zu den besten des Films, exzellenter Suspense mit einer großen Überraschung, da man damit rechnet, François sei der Tote auf dem Autodach.

Claude Jade und Frederick Stafford in „Topaz“

Dany Robin, Michel Subor, Claude Jade, Frederick Stafford

Claude Jade erinnert sich an einen sehr freundlichen Kollegen, der zudem englisch, französisch, deutsch, tschechisch und italienisch sprach. Gemessen an den Herausforderungen an die Rolle und den immer enger werdenden Handlungsspielraum des André Devereaux war Frederick Staffords Leistung angenehm und die beste Leistung seiner Karriere. So wie auch Staffords Spiel gern im Zweideutigen bleiben darf, fällt auch Hitchcock trotz des Themas nicht in antikommunistische Propaganda: bei ihm setzen auch die Amerikaner den Russen mit Erpressungen unter Druck und wenn sie Kuzenovs Tochter eine schöne Zukunft ausmahlen, ist Tamara Kuzenova (Tina Hedström) etwa in Staffords Alter, als er die Tschechoslowakei verließ.

Philippe Noiret, Michel Piccoli, Claude Jade, Michel Subor, Dany Robin und Frederick Stafford

Es gibt eine Szene zwischen der Drohung der Franzosen, dass gegen ihn ermittelt werde und jener, in der er von François und Michèle vom Flughafen Orly abgeholt wird. André trifft den Überläufer Kuzenov, der ihm vorschwärmt, wie gut es ihm nun im Westen ginge. Das ist 20 Jahre nach dem Überlaufen des Friedrich von Strobl.

Der erste Drehtag für Staffords Film-Tochter Claude Jade, das Duell im Stade Charlety, war Claude Jades zwanzigster Geburtstag. Sie wird ihrem Filmvater etwa vier Jahre später wiederbegegnen. Davor sehen sie sich noch einmal im September 1969 in Paris, wo Alfred Hitchcock zum Officier des Arts et des Lettres geehrt wird.

Subor, Noiret, Jade, Piccoli, Hitchcock und Stafford am 25. September 1969 in Plaza Athénée

LA RAGAZZA DI VIA CONDOTTI

Auf „Topas“ folgten für Frederick Stafford noch einige Krimis in Italien, darunter auch die italienisch-französisch-spanische Produktion „La ragazza di via Condotti“ (Meurtres à Rome / La chica de via Condotti) von Germán Lorente. Frederick Stafford spielt den Privatdetektiv Sandro, der sich gerade bei seiner Freundin Tiffany (Claude Jade) über seine schreckliche Ehefrau beschwert, als diese von einem Liebhaber ermordet wird.

Claude Jade, Frederick Stafford „La ragazza di via Condotti“ (Meurtres à Rome)

Tiffany ist in Sandro verliebt und unterstützt ihn bei seinen Ermittlungen, doch der Detektiv verliebt sich in Laura (Femi Benussi), Stripperin, Boutique-Besitzerin und Lebedame. Claude Jade ist nicht die femme fatale; Tiffany bleibt die zuverlässige Vertraute des Helden. Ihre Liebe bleibt unerwidert wie bei Midge (Barbara Bel Geddes), der Freundin des Detektivs (James Stewart) in Hitchcocks „Vertigo“. Der Held könnte mit ihr glücklich werden, doch er verfällt Laura, die ihn am Ende fallen lässt.

Sandro (Frederick Stafford) und Tiffany (Claude Jade)

Eine Parallele zu Hitchcocks „Vertigo“ bietet German Lorente immerhin kurz an: So wie Femi Benussi als Laura Perücken trägt oder sich die Haare färbt, gibt es auch eine Szene, in der Tiffany sich verändert: mit einer Haarverlängerung sieht Claude Jade aus wie drei Jahre zuvor in Truffauts „Tisch und Bett“, aus dem burschikosen Mädchen wird eine elegante junge Dame.

Frederick Stafford und Claude Jade in „La ragazza di via Condotti“

Die Observierung Lauras wird auch zu einem Beobachten zwischen den Ermittlern Sandro und Tiffany. Beide mustern sich gegenseitig während des Striptease von Laura und es scheint, als fände Sandro Gefallen an der Veränderung seiner vertrauten Tiffany. Doch das Drehbuch will, dass Tiffany Rom zu kalt findet, eine Stadt ohne Seele – und sie reist im letzten Drittel ab nach Südamerika. Vorher gibt Tiffany Sandro noch einen Kuss auf den Mund und nennt ihn „Don Quixote“. Er wird scheitern und am Ende unschuldig im Gefängnis landen.

Frederick Stafford und Claude Jade in „la ragazza di via Condotti“

Frederick Stafford habe ihr gesagt, dass sie sich in ihrer Art zu spielen bei „La ragazza di via Condotti“ wohler fühlen würde als bei „Topaz“, schreibt Claude Jade 2004 in ihren Erinnerungen „Baisers envolés“.

Frederick Stafford zieht sich 1976 vom Film zurück wie zehn Jahre zuvor seine Frau Marianne Hold. Er wird wieder Geschäftsmann.
Frederick Stafford kommt im Juni 1979 beim Absturz zweier Flugzeuge über dem Sarnersee in der Schweiz ums Leben. Die Morane-Saulnier Rallye des mit Stafford befreundeten tschechischen Arztes Pavel Krahulec, in der er mitfliegt, kollidiert mit dem Piper-Flugzeug eines schweizer Geschäftsmannes aus Thun. Als Dr. Frederick Strobl-Stafford wird er auf dem Witikon-Friedhof in Zürich gemeinsam mit Krahulec beigesetzt. 1994 wird es der Stein für drei, als ihm seine Frau Marianne folgt.
Frederick Staffords Sohn Roderick Strobl arbeitet wie seine Eltern als Künstler: nachdem er mit 13 mit klassischem Girattenspiel und Gesang begann, bestand er die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Wien. 1984 mit mit dem Duo „Hold & Bayer“ beginnend und dann als Sänger beim Rock-Projekt „Meanviles“, startete er 1991 eine erfolgreiche Solokarriere als Roderick Stafford, Sänger, Komponist und Produzent.

Frederick Stafford und Claude Jade in „Topas“

Links zu beiden Filmen hier:
Topaz
La ragazza di via Condotti

Alfred Hitchcock mit Claude Jade, John Forsythe, Frederick Stafford und Dany Robin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Michel Subor 1935 – 2022

Claude Jade und Michel Subor 1969

„Fotografie ist die Wahrheit. Und Kino ist 24 Mal die Wahrheit pro Sekunde“. Diesen berühmten Satz sagte Michel Subor als Godards „Der kleine Soldat“, ein Film, der erst drei Jahre nach seiner Fertigstellung ins Kino kam.  Um die Wahrheit geht es auch einer weiteren wichtigen Filmfigur in Subors Karriere: als Schwiegersohn eines in Bedrängnis gerateten Agenten – und Ehemann der von Claude Jade gespielten Agententochter – ist er in Alfred Hitchcocks „Topas“ der Journalist François Picard, der einem Mitglied des in Frankreich operierenden sowjetischen Spionagerings „Topas“ die Wahrheit entlockt.


Mischa Sobietsky, Vater Russe, Mutter aus Aserbaidschan, wird 1935 in Paris geboren. Als Anti-Bolschewisten waren sie aus der Sowjetunion nach Frankreich emigriert.  In seiner ersten kleinen Filmrolle spielt er bereits an der Seite seiner späteren „Topas“-Schwiegermutter Dany Robin in „Frou Frou“ einen Restaurantbesucher. Die Hauptrolle in Jean-Luc Godards „Der kleine Soldat“ hätte ihn bereits 1960 berühmt gemacht, doch der Film lag wegen der verschärften Filmzensur zur Zeit des Algerienkrieges bis 1963 auf Eis. Die Stimme von Subor, der 1959 sein Theaterdebüt als Ersatz für Serge Reggiani in Sartres „Die Eingeschlossenen von Altona“ gab, hatte François Truffaut ausreichend verführt, ihn als Erzähler von „Jules und Jim“ einzusetzen.

Dany Robin, Claude Jade, Frederick Stafford und Michel Subor in „Topas“

In der Zwischenzeit war er der Partner von Brigitte Bardot in einer in einer von der Kritik geschmähten Erotikkomödie von Roger Vadim („In Freiheit dressiert“), spielte den tragischen Helden im Deserteursdrama „Ferien in der Hölle“ und war der Liebhaber von Marie-José Nat in Michel Drachs Ehedrama „La vie conjugale“.  1968 wird er von Alfred Hitchcock für „Topas“ engagiert. Er spielt den Ehemann von Michèle (Claude Jade), Tochter des französischen Agenten André Devereaux (Frederick Stafford).

Frederick Stafford (1928-1979) , Claude Jade (1948-2006), Michel Subor (1935-2022)

Michel Subor und Claude Jade: „With a wife like this, one can afford to be modest“

Alfred Hitchcock hat die Romanvorlage geändert, so dass François Picard bereits zu Beginn mit Michèle und ihren Eltern seine Flitterwochen in New York verbringt. Im Roman ist Michèle im ersten Teil noch mit einem amerikanischen Snob verlobt und beginnt gegen den Willen ihres Vaters eine Beziehung mit dem unbequemen Pariser Journalisten. Subor darf so bereits zu Beginn seinem Schwiegervater helfen und hat später die Aufgabe, den „Topas“-Spion Henri Jarré (Philippe Noiret) zu entlarven. Kenner des damals in Frankreich verbotenen Romans rechnen mit François Tod, als Michèle bei einem Blick aus Jarrés Fenster einen Toten auf einem im Hof stehenden Auto liegen sieht.

Claude Jade, Michel Subor

Michel Subor und Claude Jade in Alfred Hitchcocks „Topas“

In Leon Uris‘ Roman „Topas“ wird François ermordet: Seine Mörder locken Michèle aus der Wohnung und klingeln kurz darauf. In der Annahme, Michèle sei zurückgekehrt, öffnet er und wird totgeschlagen. Michèle und ihre Mutter flüchten dann über die spanische Grenze. Bei Hitchcock überlebt François. So kann er Michèle seine Zeichnung des toten Verräters Henri Jarré zeigen – den Nicole als Besucher ihres Liebhabers Jacques Granville erkennt. Hitchock lässt Michel Subor einen markanten Satz sagen, als er angeschossen zu Michèle und ihren Eltern heimkehrt: „„I’ve been shot… just a little.“ Dass reichliche Filmblut auf seinem Hemdärmel ironisiert diesen Satz ebenso wie Michèles Replik: „What do you mean: Not bleeding?“

Dany Robin, Michel Subor, Claude Jade, Frederick Stafford. „What do you mean: Not bleading?“

Als „Topas“ 1969 herauskommt, werden einige Szenen mit Subor werden geschnitten und erst 1999 im Director’s Cut veröffentlicht: Ein amüsanter Dialog mit Michèle über die UNO-Delegierten und die Wildheit der Kubaner, eine Fahrt mit Michèle und André vom Flughafen Orly zum Haus des „Topas“-Chefs Jacques Granville, eine innerfamiliäre Diskussion über ein Duell zwischen André und Granville und schließlich François als Andrés Sekundant beim Duell im Stadion Charléty.

Claude Jade und Michel Subor in Alfred Hitchcocks „Topas“

Parallel zu „Topas“ spielen Claude Jade und Michel Subor Hauptrollen in der sechsteiligen Familiensaga „Mauregard“ und pendeln dafür zwischen Frankreich und Hollywood. Subor ist als Ersatz für den ausgefallenen Jean-Marc Bory. Allerdings haben Claude Jade und Michel Subor in „Mauregard“ keinen gemeinsamen Szenen, da ihre Rollen zeitlich durch 40 Jahre getrennt sind. Claude Jades Rolle von Michel Subors Großtante Françoise wird als gealterte Figur übrigens von einer Schauspielerin gespielt, die ebenfalls mit Alfred Hitchcock gearbeitet hatte: Brigitte Auber als über den Dächern von Nizza balancierende Diebin Danielle aus „To Catch a Thief“.
Michel Subors Karriere verläuft in den 70er und 80er Jahren diskret, bis er 1990 dank Claire Denis ein großes Comeback hat: „Beau Travail – Der Fremdenlegionär“, ein homoerotisches Soldatendrama und zugleich Reminiszenz an Subors großen Erfolg als „Der kleine Soldat“: auch hier heißt er wie bei Godard Bruno Forestier, dessen Geschichte Denis weiterspinnt. Claire Denis arbeitet mit Michel Subor in drei weiteren Filmen („L’intrus – Der Feind in meinem Herzen“, „White Material – Land in Aufruhr“, „Les Salauds – Dreckskerle“) . Nach Subors Tod – er verstarb nach einem Autounfall im Krankenhaus –  schreibt Claire Denis am 17. Januar  „le grand petit soldat est mort“.

Claude Jade und Michel Subor in Alfred Hitchcocks „Topaz“

Dany Robin, Michel Subor, Claude Jade. Topaz

Michel Subor, Claude Jade und Dany Robin in Alfred Hitchcocks „Topas“

Claude Jade und Michel Subor in „Topas“

Link: Galerie Michel Subor und Claude Jade in Alfred Hitchcocks „Topas“

Claude Jade, Michel Subor „Topaz“

Michel Piccoli 1925 – 2020

Michel Piccoli und Claude Jade: Gala de l’Union des Artistes 1971

Michel Subor, Philippe Noiret, Claude Jade, Michel Piccoli, Alfred Hitchcock und Frederick Stafford

Heute wurde bekannt, dass er am 12. Mai starb: Michel Piccoli, den man den größten europäischen Filmschauspieler nennen darf. Er war ein monstre sacrée, er vereinte Eleganz und Wurstigkeit, Sex-Appeal und Monstrosität. Er hatte großen Mut zu Entblößung und Verwandlung und Heroisches war im fremd. Filmriktiker Michael Althen schrieb einmal: „Er war sich für nichts zu schade. Man wäre versucht zu sagen, dass er dabei immer sein Gesicht gewahrt hat, wenn man nicht wüsste, dass er vielleicht nichts so sehr wollte wie sein Gesicht zu verlieren.“

Michel Piccoli, Frederick Stafford, Claude Jade und Dany Robin in „Topaz“

Seine Figuren waren voller Zweifel und er rauchte ohne Unterlass und elegant Zigaretten in Sautets „Die Dinge des Lebens“, einem seiner Schlüsselfilme mit Romy Schneider. Die FAZ schrieb heute zu seinen Filmpartnerinnen vor der Schneider: „Er hat der nackten Bardot [in Godards „Verachtung“] standgehalten, jetzt wird er mit Ikonen bombardiert: Jeanne Moreau (in Buñuels „Tagebuch einer Kammerzofe“), Karin Dor und Claude Jade (in Hitchcocks „Topas“), Françoise Dorléac und Catherine Deneuve (in Jacques Demys „Mädchen von Rochefort“). Aber sie alle sind nur Übergänge, Brücken auf dem Weg zu der Begegnung, die sich tiefer als jede andere in seine Karriere einschreiben wird, der Begegnung mit Romy Schneider. “

Mit Karin Dor hatte er keine Szene in „Topas“ und mit Claude Jade nur eine einzige. Heroisch ist in „Topas“ nichts und Hitchcock drehte für den Tod des von Piccoli gespielten Jacques Ganville drei Versionen: in der ersten wird er bei einem Duell von einem Heckenschützen erschossen, in einem weiteren erschießt er sich nach der Enttarnung hinter verschlossener Tür und in einer dritten reist er fröhlich winkend nach Moskau ab.

Michel Piccoli, Claude Jade, Frederick Stafford und Dany Robin in Hitchcocks „Topas“

Piccolis Kunst, seine sparsam eingesetzten Gesten und Bewegungen jedes Mal erneut zu einer Offenbarung werden zu lassen, nutzte Alfred Hitchcock, als er ihm in „Topas“ die Rolle des Chefs des titelgebenden Spionageringes gibt. Die Hauptrolle des Agenten André Devereaux hatte er Frederick Stafford gegeben und bedauerte später, nicht Michel Piccoli zum Star seines Films gemacht zu haben. Auch als Filmvater von Claude Jade wäre er glaubwürdiger gewesen als der adrette Stafford.

Nachruf Michel Piccoli FAZ

Nachruf Michel Piccoli Focus

Michel Piccoli, Claude Jade und Marion Game: Gala de l’Union des Artistes 1971

Claude Jade und Michel Piccoli traten erneut 1971 in einer Nummer der „Gala de l’union des artistes“ auf, in der Piccoli sie in einem Schrankkoffer verschwinden lässt und wieder herbeizaubert. Nun ist auch er verschwunden.

Michel Piccoli, Philippe Noiret, Alfred Hitchcock und Claude Jade

Berlin: Alfred-Hitchcock-Reihe im Kino Babylon OV „Topaz“

Seit nunmehr 19 Jahren läuft in den Kinos der Director’s Cut von Alfred Hitchcocks „Topaz“.
Mit 19 Jahren, 1968 noch minderjährig, unterzeichnete Claude Jade ihren Vertrag mit Universal. Um weiter in Frankreich zu arbeiten, lehnte sie damals den exklusiven Sieben-Jahres-Vertrag ab und hatte ihren ersten Drehtag an ihrem zwanzigsten Geburtstag. Ein exzellentes Geschenk.

Claude Jade an ihrem 20. Geburtstag mit Alfred Hitchcock

Was in Deutschland im Fernsehen und auf deutscher DVD noch immer nicht möglich ist: Im Berliner Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz ist zur Zeit die 142minütige von Hitchcock favorisierte Version zu sehen.

Topaz Alfred Hitchcock Director's Cut Deutschland Berlin Kino Babylon Hitchcock-Retrospektive Hitchcock-Reihe Claude Jade Rosa-Luxemburg-Platz Juli 2018

Neben anderen Werken, siehe Link zum Kino, wird „Topaz“ (Topas) zu folgenden Terminen gezeigt: am Sonntag, 1. Juli 2018, um 20 Uhr,  am Sonntag, 8. Juli, um 22:45 und am Mittwoch, 11. Juli, um 17 Uhr.


Die um etwa 17 Minuten längere Version mit zusätzlichen alternativen Enden bereichert die komplexe Geschichte  um die Erpressung der Kuzenovs durch die CIA, einen Einblick in Nicoles Résistance-Vergangenheit, einen witzigen Kommentar Michèle Picards zu den Kubanern unter den UN-Delegierten, eine feixende Juanita, einen Versöhnungsversuch Michèles zwischen ihren Eltern und ein Cocktail bei Andrés Freund Jacques Granville.

Michel Piccoli, Claude Jade, Frederick Stafford und Dany Robin in Alfred Hitchcocks „Topaz“

Mehr zum Director’s Cut hier
und ein ausführlicher Artikel zum Film hier.

Karin Dor 1938 – 2017

Adieu Karin Dor ( „Topas“ )

                                            Karin Dor in Alfred Hitchcocks „Topas“

Gefesselt an Götz George am Silbersee (links) und an Mario Girotti, den späteren Terence Hill

In Deutschland war sie bereits ein Star, bekannt geworden als Heldin einiger Edgar-Wallace-Krimis, zumeist inszeniert von ihrem Ehemann Harald Reinl. Als Hauptdarstellerin der ersten Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ wurde Karin Dor in Frankreich auf dem Plakat vor dem dort weitestgehend unbekannten Pierre Brice genannt: „Le trésor du lac d’argent“. Kurz darauf wurde sie in „Winnetou II“ des Apachen große Liebe Ribanna.

Ihr erster englischsprachiger Film war ein James-Bond-Film, doch sie deshalb als Bond-Girl zu bezeichnen, würde dem nicht gerecht. Sie geht weiter als etwa eine Ursula Andress, die mit eingezogenem Bauch aus dem Meer entsteigt und gibt eine gefährliche Agentin mit einem sehr deutschen Namen: Helga Brandt. Diese ohrfeigt Bond und versucht später, ihn umzubringen. Doch Karin Dors Helga kann dem Ladykiller Sean Connery nicht widerstehen, ihr Attentat missglückt und sie findet selbst den Tod in einem Piranha-Becken.

Auch ihr großes Hollywood-Debut endet für ihre Rolle der kubanischen Geliebten von Claude Jades Filmvater Frederick Stafford tödlich: in „Topas“ wird sie in einer Umarmung erschossen. Die Szene ist die berühmteste aus Hitchcocks Film: von oben gefilmt, breitet sich Karin Dors violettes Kleid auf wie eine Blüte oder wie eine Blutlache – an fünf unsichtbaren Fäden zogen Mitarbeiter das Kleid auseinander. Eine weitere Szene mit Karin Dor, in der ihre tragische Juanita schadenfroh lacht, fehlt bisher in der deutschen DVD- und TV-Version und wird hier besprochen: eine Facette, die ihre Rolle etwas ambivalenter macht.

Falsche Erinnerung: Da ich den Mittelteil von „Topas“ verpasst hatte, sah Karin Dor für mich aus wie Denise aus „Zimmer 13“

Als ich „Topas“ Mitte der 1980er das erste Mal sah, verpasste ich die Kuba-Episode, Karin Dor und ihren Filmtod. Ich schaute die erste halbe Stunde, dann wurde zum Essen gerufen. So endete der Film vorerst im Hotel St.Regis mit dem Auftrag an Devereaux, die Akte Parra zu besorgen. Als ich wieder bei „Topas“ einstieg, eilten Devereaux und seine gerade noch in New York eingetroffene Tochter Michèle in Jarrés Pariser Wohnung, die für mich noch immer New York war, und Claude Jade entdeckte den toten Spion im Hof. Ich nahm an, die Agenten-Familie sei dazwischen gemeinsam nach Kuba gereist und wäre dort wohl auch Karin Dor, die ja im Vorspann genannt wurde, begegnet.

Karin Dor in „Zimmer 13“

Da ich Karin Dor zuvor mit ihrer typischen Edgar-Wallace-Heldin-Frisur aus „Zimmer 13“ vor Augen hatte, wanderte sie flux in eben jener falschen Erinnerung auf mein Bild von „Topas“, das sich dann als 16jähriger mit anderen Plakat-Motiven an Claude Jade schickte. Aus Claude Jades Nachlass kam mir nun diese kleine Karte zu, die meines Unwissens wegen, ich hatte ja ein Drittel des Films verpasst, weitere Fehler enthielt. Michel Piccoli hatte ich vom Titel des Buchs „Film in Frankreich“ aus einer Szene des ebenfalls 1969 entstandenen Films „Die Dinge des Lebens“ abgemalt – und dass Devereaux das Gegenteil eines Superagenten war, entging mir ebenso wie der Umstand, dass Michèle im Film bereits verheiratet war und deshalb Michèle Picard hieß.

Mit dem Tod von Karin Dor verschwindet ein Star des bundesdeutschen Unterhaltungsfilms, eine Schauspielerin, die mit dem Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ und Hitchcocks „Topas“ auch internationale Filmgeschichte schrieb.

Die Sterbeszene wird in einem Auszug aus dem Buch „Hitchcock“ von Bruno Villien beschrieben, am Ende eines Berichts von Claude Jade.

Topas heute auf 3sat – noch immer kein Director’s Cut in Deutschland

topaz_alfred_hitchcock_poster_frederick_stafford_dany_robin_claude_jade_karin_dorTestpublikum ist für Regisseure eine der fatalsten Erfindungen des Filmindustrie. Ein paar Leute entscheiden, dass er sein Werk umschneiden muss. „Casablanca“ zum Beispiel fiel vor einer solchen Horde durch.
In Fall von Hitchcocks „Topas“ war es das Ende, bei dem sich die Gegenspieler André Devereaux und Jacques Granville im Stade Charléty duellieren – und Granville von einem Heckenschützen niedergestreckt wurde. Das Publikum verstand nicht und senkte den Daumen. Hitchcock drehte nun eine Version, in der Granville nach Moskau abreist. Auch dieses Ende kam nicht an und so wurde aus bereits vorhandenem Material Granvilles Selbstmord zurechtgeschnibbelt: Eigentlich ist es der Rücken einer anderen Figur, die in Granvilles Haus verschwindet.

Heute abend auf 3sat: die alte deutsche Kinofassung von "Topas"

Heute abend auf 3sat: die alte deutsche Kinofassung von „Topas“

Und so endet diese von Universal auferlegte Version: Nach dem Schließen der Tür arretiert das Bild und wir hören einen Schuss. Seit dem 1. Januar 1970 läuft der Film „Topas“ in Deutschland in der von Hitchcock nicht gewollten Version. Seit 17 Jahren läuft in einigen Programmkinos der Director’s Cut, 17 Minuten länger als die alte deutsche Kinoversion. Und ebenso lange gibt es die längere und von Hitchcock favorisierte Fassung auf Video – inzwischen längst auch auf DVD, allerdings nicht in einer deutschen Version.

diese Sequenz fehlt heute: Tamara (Tina Hedström) hält Ausschau nach Verfolgern

diese Sequenz fehlt heute: Tamara (Tina Hedström) hält Ausschau nach Verfolgern

delete_3_head_Tamara_TopazHitchcocks Fassung wird der Adaption des ausufernden Romans gerechter als das, was wir heute abend auf 3sat sehen – oder auf der deutschen DVD von Universal.
Die 17 zusätzlichen Minuten zeigen ein komplexeres Bild der Figuren und lassen den Film weniger verworren wirken. So wird die Familie des russischen Überläufers von ihren amerikanischen Rettern unter Druck gesetzt.

Nur im Director's Cut: die Erpressung der Kuzenovs

Nur im Director’s Cut: die Erpressung der Kuzenovs

Drei Modellköpfe von Boris Kuzenov, seiner Frau Olga und Tochter Tamara als Verkörperungen des amerikanischen Traums werden vom Ex-KGB-Mann auf den Boden geworfen, Tamara weint um die zerstörte Hoffnung, ein All-American-Girl zu werden und CIA-Mann Nordstrom droht den dreien, sie vor der nächsten russischen Botschaft auszusetzen.

Ann Doran ("Rebel without a cause") ist im Director's Cut mit von der Partie

Ann Doran („Rebel without a cause“) ist im Director’s Cut mit von der Partie

Den Kuzenovs zugewiesen wird auch eine Betreuerin: Mrs. Forsyth wird von Ann Doran gespielt, James Deans Mutter in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Auch sie wird heute abend nicht auf 3sat mit dabei sein. Und ebenso fehlt die Szene, in der Mike Nordstrom (John Forsythe) fragt, weshalb eine tödliche Waffe im Salon der Devereaux‘ an der Wand hängt. Nicole Devereaux (Dany Robin) erklärt, dass es ihre sei und sie damit in der Résistance gekämpft hätte. So zerstört sich in der kurzen Sequenz die Imago vom blonden Püppchen, das den Kalten Krieg verdammt – und der Verweis auf ihre Vergangenheit in der Résistance ist nicht unerheblich für den Fortgang der Geschichte des Ehebruchs von Nicole.

Nicole war in der Résistance. Vom Kalten Krieg hält sie nichts.

Nicole war in der Résistance. Vom Kalten Krieg hält sie nichts.

delete_5_Michele_Claude_Jade_Airport_La_Guardia_Topaz_Hitchcock_Topas_Michel_SuborHitchcock absolviert seinen Kurzauftritt in einem Rollstuhl, aus dem er überraschend aufsteht, bei der Ankunft von Devereaux‘ Tochter Michèle (Claude Jade) und deren Mann François Picard (Michel Subor) am New Yorker Flughafen La Guardia.
Keine Sorge heute abend: Die Ankunft des Paares und das Plaudern sind geblieben, doch einige Dialoge fehlen.

Im Director’s Cut freut Michèle (Claude Jade) sich auf die wilden Kubaner.

Im Director’s Cut freut Michèle (Claude Jade) sich auf die wilden Kubaner.

Die feine Ironie der Szene schließt sich – nur bei Hitchcocks Version – mit Michèles Schwärmerei für ihren Mann (François: „With a wife like this, one can afford to be modest“) und für die Delegierten der UNO: „… especially the Africans with their marvellous robes. And the Cubans. O I like the Cubans. They are so wild.“ Wie wild, verrät der Film wenig später. Der deutsche Fernsehzuschauer verpasst dieses clin d’œil.

delete_6_juanita_laughingDie von Karin Dor gespielte Juanita ist wie ihr Liebhaber Rico Parra eine tragische Figur des Films. Doch diese Frau, die in einer riesigen Villa mit patentem Personal unter der politischen Situation auf Kuba leidet, darf im Director’s Cut schadenfroh lachen. Sie freut sich, Parra ein Schnippchen zu schlagen. In der deutschen Fassung ist sie wenig gut gelaunt.

Die schadenfroh lachende Karin Dor fehlt in der deutschen Version.

Die schadenfroh lachende Karin Dor fehlt in der deutschen Version.

Auf einer Autofahrt vom Flughafen Orly nach Paris berichtet André (Frederick Stafford) von seinen Problemen, doch Michèle wirft ihm vor, Nicole betrogen zu haben. Dem Zuschauer entgeht nicht nur eine der für Hitchcock typischen künstlichen Rückprojektionen sondern auch die Borniertheit des Antihelden. Natürlich, so André zu Michèle, würde er, der gerade noch in Juanitas Armen lag, mit ihrer Mutter reden. Sie habe außerdem ihn verlassen.

Markenzeichen für Hitchcock: seine Rückprojektionen

Markenzeichen für Hitchcock: seine Rückprojektionen

Was Sie sonst noch verpassen? Ein Gespräch zwischen Claude Jade und Frederick Stafford über den Reichtum Jacques Granvilles (Michel Piccoli) vor dessen Haus. Michèle (Claude Jade): „Er hat dieses Haus hier, dann eines an der Côte d’Azur und eines in der Schweiz.“ André: „Jacques hat immer schon ein Auge für gute Dinge“.

Frederick Stafford, Claude Jade und Michel Subor in "Topas"

Frederick Stafford, Claude Jade und Michel Subor in „Topas“

Die elegante Villa des Jacques Granville

Die elegante Villa des Jacques Granville

Frederick Stafford, Claude Jade, Dany Robin und Michel Piccoli

Frederick Stafford, Claude Jade, Dany Robin und Michel Piccoli

Auf der Party von Jacques Granville versucht Michèle, ihre Eltern zu versöhnen und André hat die Hoffnung, mit Jacques (Michel Piccoli) und Claude Martin (John van Dreelen) Topas zu enttarnen. Wir erfahren nur in der englischen Version, dass André, Nicole und Jacques einst gemeinsam in der Résistance kämpften – und dass Jacques in Nicole verliebt war. Nicht unerheblich, fand Regisseur Hitchcock.

Der Cocktail bei Granville fehlt heute abend auf 3sat.

Der Cocktail bei Granville fehlt heute abend auf 3sat.

Dies waren die Szenen, die den Filmgenuss der deutschen Version ein wenig ergänzen.
Zum Abschluss noch die Enden, die von Hitchcock favorisiert wurden.
Die Abreise des Schurken nach Moskau:

Ab nach Moskau: Winkewinke von Michel Piccoli

Ab nach Moskau: Winkewinke von Michel Piccoli

Und das Duell, von dem neben dem Testpublikum auch Andrés Angehörige vorab nicht begeistert sind.

A Duel ? How idiotic !

A Duel ? How idiotic !

Und nun ein Spoiler, sollte das Ende doch einmal in einer deutschen Fassung zu sehen sein.

So endet "Topas", ginge es nach Wunsch des Regisseurs Alfred Hitchcock

So endet „Topas“, ginge es nach Wunsch des Regisseurs Alfred Hitchcock

Dennoch viel Vergnügen – mit kleinen Abstrichen – mit Alfred Hitchcocks „Topas“
Mehr über den Film hier im Blog unter:  Alfred Hitchcock – Topaz

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Philippe Noiret 85

Philippe Noiret, Claude Jade, Frederick Stafford, Topaz, Etau,Alfred Hitchcock, avenue Hoche

noiret face2Claude Jade und Philippe Noiret begegnen sich das erste Mal Ende 1968 an einem Citroën DS 19 an der Avenue Hoche 13. Noiret liegt auf dem Dach des Autos, auf dem er ausharren muss. Und das nach seinem Beinbruch, durch den er hinkte und er deshalb nur mit einer Krücke gehen konnte. Mit Blut beschmiert, liegt er dort als der aus einem Fenster gestoßene und nun tote Spion Jarré. Erst nach einer ganzen Weile erwacht er zum Leben und darf seine Position ändern. Die Pose wäre ganz nach dem Geschmack seines  „Alexandre le bienheureux“  gewesen, eine Rolle, die ihn kurz zuvor zum Star gemacht hatte.

Philippe Noiret, Claude Jade, Frederick Stafford, Topaz, Etau,Alfred Hitchcock, avenue Hoche Citroën DS 19

krückeNoirets Beinbruch nach einem Reitunfall verhalf seiner Rolle in Alfred Hitchcocks „Topaz“ zu einem herrlichen Requisit, der Krücke, die er zwischen seinen Händen dreht und auf Michel Subor richtet. Noiret erschuf somit einen herrlichen Suspense-Moment. Kurz darauf ist sein Henri Jarré tot und wird von Claude Jade entdeckt, als sie aus einem Fenster seines Appartements hinunter in den Hof schaut. Claude Jades Michèle hält ihn für François, bis Filmvater Frederick Stafford den Kopf des Toten anhebt.

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„Sieh nur Michèle, das Portrait eines toten Verräters“, kommentiert François später seine Skizze, die er während des Interviews mit Jarré gezeichnet hat. Und Philippe Noiret erhält für seine feine Rolle des Spions den National Board of Review Award.

elyseeIhr gemeinsamer Leinwandauftritt ist sehr kurz, doch in Hitchcocks Haus in Bel-Air verbringen Claude Jade und Philippe Noiret einen wundervollen Abend und der Meister führt sie in sein Allerheiligstes, seinen Weinkeller. Und natürlich bleibt den beiden nach Hollywood Paris, wo sie sich wiederholt begegnen, unter anderem am 25. September 1969, als Alfred Hitchcock zum Officier des Arts et des Lettres ernannt wird.

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Neben Hitchock, Stafford, Piccoli, Noiret und Subor im Hintergrund (mit Zigarette) Claude Jades damaliger Verlobter Jean-Claude Dauphin (siehe “Der Zeuge“ und „Mein Onkel Benjamin“)

Claude Jade, Philippe Noiret, Alfred Hitchcock, september 25 1969, Plazza Athénée, Paris, Officier des Arts et des Lettres, Topaz

 

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Philippe Noiret hätte heute seinen 85. Geburtstag gefeiert. Er starb am 23. November 2006, neun Tage vor dem Abschied seiner „Topas“-Partnerin Claude Jade.
Mehr zu Claude Jade in Alfred Hitchcocks Thriller finden Sie hier: TOPAZ (Topas)

Topaz (1968/69)

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Ihr 20. Geburtstag am 8. Oktober 1968 ist zugleich ihr erster Drehtag für Alfred Hitchcocks „Topas“. Claude Jade spielt die Rolle einer Agententochter, die in die Enttarnung eines französischen Spionagerings involviert ist. Gegenüber „Look“ erklärt Hitchcock:  „Claude Jade is a rather quiet young lady, but I wouldn’t guarantee about her behavior in a taxi“.  Ein ausführlicher und reichlich illustrierter Bericht über Claude Jade in Hitchcocks Thriller ist unter diesem LINK zu finden: Claude Jade in Alfred Hitchcocks „Topaz“

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Artikel unter Filmographie → Alfred Hitchcock – TOPAZ