Philippe Laudenbach zum 88. Geburtstag

Claude Jade, Alain Macé, Philippe Laudenbach: Le radeau de la Méduse

Philippe Laudenbach verbrachte mit Claude Jade mehr Zeit auf der der berühmten Fregatte Méduse als es geplant war. 1987 verkündete Le Monde, dass Jean Yanne, Philippe Laudenbach und Claude Jade zu den Hauptdarstellern des Films „Le radeau de la Méduse“ gehören, einer Großproduktion, die Iradj Azimi auf einem Nachbau der Fregatte dreht, die heute vor allem durch das Gemälde von Théodore Géricault berühmt ist.

Philippe Laudenbach, Claude Jade, Jean Yanne

Philippe Laudenbach spielt den zukünftigen Gouverneur des Senegal, Julien Schmaltz, und Claude Jade dessen Frau, Reine-Renée Schmaltz. Wie der Kommandant (Jean Yanne) retten sie sich in Schaluppen, während das Floß mit 146 Menschen aufs Meer treibt. Der Zyklon Hugo zerstörte den Nachbau der Méduse und die Dreharbeiten dauerten bis 1990, sodass auch die Filmtochter von Claude Jade und Philippe Laudenbach, die bei Drehbeginn erst 16jährige Stéphanie Lanoux, an Bord – kaum sichtbar – um drei Jahre altert. Nach einer ersten kleinen Premiere 1994 kam der Film erst 1998 in die Kinos.

„Le radeau de la Méduse“: Philippe Laudenbach, Claude Jade, Jean Yanne, Alain Macé, Stéphanie Lanoux

Der Gouverneur Schmaltz ist eine der bekanntesten Kinorollen von Philippe Laudenbach, doch seine Karriere ist weitaus reicher. Der Neffe des großen Pierre Fresnay studierte Schauspiel am Conservatoire national supérieur d’art dramatique. Sein Bühnendebüt gibt er 1963 bei Yves Gasc am Théâtre Récamier in „L’École de dressage“. In seinen etwa 50 Theaterstücken arbeitet er wiederholt mit Gasc, Laurent Terzieff (der in „Le radeau de la Méduse“ den Géricault spielt) und Robert Hossein. Zeitgleich zu seinem Theaterdebüt erhält er von Alain Resnais seine erste Filmrolle als Robert in „Muriel ou le temps d’un retour“. Resnais besetzt ihn später für weitere Filme, so für die Rolle des Michel Aubert in „Mon oncle d’Amérique“.

„Le radeau de la Méduse“. Die Dreharbeiten dauern von 1987 bis 1990.

Neben dem Theater hat Philippe Laudenbach eine solide Karriere im Fernsehen, wo er 1971 in „Le jardinier“ neben seinem berühmten Onkel spielt. Er spielt in Serien wie „Kommissar Moulin“ an der Seite von „le patron“ Paul Le Person und 1979 neben Fanny Ardant in „Ego“, zwei Jahre bevor sie von François Truffaut entdeckt wird. 1983 holt ihn François Truffaut für seinen letzten Film „Vivement Dimanche !“ (Auf Liebe und Tod), in dem er an der Seite von Ardant und Jean-Louis Trintignant den gerissenen Anwalt Clément spielt, der am Ende als Mörder entlarvt wird. Truffaut ist es wichtig, einen erfahrenen Schauspieler zu besetzen, der nicht als „Böser“ erkannt werden könne. Er denkt zuerst an Serge Rousseau, Claude Jades geheimnisvollen Verehrer aus „Baisers volés“. Rousseau, inzwischen Agent bei Artmédia, empfiehlt ihm Philippe Laudenbach. Tatsächlich entspricht Laudenbach der Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit, die Truffaut wünscht. Cinephile erinnern sich wohl zuerst an ihn, wenn sich jemand aus Versehen zwei Zigaretten gleichzeitig ansteckt, wie es Philippe Laudenbach als Clément handhabt, als er nervös wird bei einem Treffen mit Kommissar Santelli (Philippe Morier-Genoud). Es wird seine berühmteste Rolle.

von oben links: „Des hommes et des dieux“ (2010), „Quelques jours avec moi“ (1998), „Muriel ou le temps d’un retour“ (1963), „Vivement Dimanche !“ (1983), „le radeau de la Méduse“ (1987-1990/1998)

Er dreht bei Bertrand Blier („Notre histoire“), Lelouch („Viva la vie“), Tacchella („Travelling avant“), Rohmer („Reinette et Mirabelle“), Sautet („Quelques jours avec moi“) – und schließlich den Gouverneur Schmaltz in Azimis „Le radeau de la Méduse“. Jean Yanne sagte zu den gemeinsamen Szenen zwischen seinem Chaumareys und dem Ehepaar Schmaltz immer „Alors, prêt-à-schmaltzer“.

„Prêt-à-schmaltzer“: Stéphanie Lanoux, Philippe Laudenbach, Jean Yanne, Claude Jade, Victor Garrivier

Als der Film 1998 in die Kinos kommt, ist Claude Jade auf der Leinwand die Ehefrau von Philippe Laudenbach und im Fernsehen im Krimi „Une femme d’honneur: Mémoire perdue“ die von Philippe Morier-Génoud, jenem Kommissar aus der berühmten Zigaretten-Szene in Truffauts „Vivement Dimanche !“

1998 sind die beiden Filmpartner aus Truffauts „Vivement Dimanche“ mit Claude Jade verheiratet: Philippe Laudenbach im Kino in „Le radeau de la Méduse“, Philippe Morier-Genoud im TV in „Mémoire perdue“

1998 ist nicht nur das Jahr, in dem Claude Jade mit den beiden Filmpartnern aus Truffauts letztem Film im Kino und im Fernsehen verheiratet ist und sie zum Chevalier de la Légion d’honneur ernannt wird: Philippe Laudenbach erhält 1998 für seine Leistung in Luigi Pirandellos „Le Bonnet du fou“ eine Nominierung für die beste Nebenrolle bei den Molières. Molière verbindet ihn auch ein wenig mit seiner Ehefrau: Schauspielerin und Regisseurin Francine Walter, ebenfalls Absolventin des CNSAD, spielte gemeinsam mit Philippe Laudenbach 1967 in Julien Bertheaus Inszenierung von Molières „Tartuffe“ beim Festival von Sarlat. Francine Walter unterrichtete auch am Théâtre de l’Atelier, wo Claude Jade 1971 in „Les oiseaux de lune“ spielte und sie inszenierte 2013 am Lucernaire „Fräulein Else“, an jenem Haus, wo Claude Jade Célimène in „Célimène et le cardinal“ spielte, bevor sie Molières Célimène in Jacques Rampals Fortsetzung ein letztes Mal im August 2006 in Sarlat spielte. Und am Lucernaire waren Francine und Philippe auch 2019 in der Jury des am Lucernaire verliehenen Schauspielpreis Prix Lucernaire Laurent Terzieff Pascale de Boysson.

Francine Walter und Philippe Laudenbach 2019 im Lucernaire. Beide hatten bereits gemeinsam 1967 am Theater in „Tartuffe“ und in einer TV-Adaptation von „Lorenzaccio“ (1968) gemeinsam gespielt.

Dictionnaire du cinéma (Jean Tulard, 1999): „Grand acteur de théâtre dévolu, au cinéma, aux rôles des ministres et préfets de tout poil“ („Großer Theaterschauspieler, der im Kino die Rollen von Ministern und Präfekten aller Art verkörpert“.) „Le radeau de la Méduse“ (1987-1990/1998), „De Gaulle“ (2020)

Philippe Laudenbach blieb auch im neuen Jahrtausend gefragt: 2010 besetzt Xavier Beauvois ihn neben Lambert Wilson in „Des hommes et des dieux, vier Jahre später ist er in „Barbecue“ der Vater von Wilson und 2020 ist Philippe Laudenbach erneut neben Lambert Wilson im Kino zu sehen: in „De Gaulle“ spielt er nach dem Gouverneur Schmaltz erneut eine historische Figur: Philippe Pétain. Heute feiert Philippe Laudenbach, natürlich gemeinsam mit seiner Frau Francine Walter-Laudenbach, seinen 88. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch!
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