Robert Hossein gestorben

Robert Hossein ist am 31. Dezember 2020, einen Tag nach seinem 93. Geburtstag, verstorben.

Claude Jade, Robert Hossein in "Prêtres interdits" (Der Abbé und die Liebe), 1973

Claude Jade, Robert Hossein in „Prêtres interdits“ (Der Abbé und die Liebe), 1973

In Claude Jades Geburtsjahr 1948 hat Robert Hossein den Cours Simon besucht und debütiert am Theater und im Film. Er inszeniert 1949 sein eigenes Stück „Les vouyous“ und beginnt die Zusammenarbeit mit Frédéric Dard. Dards „Les salauds vont en l’enfer“ inszeniert er 1954 am Grand Guignol und ein Jahr später fürs Kino. Die Hauptrolle spielt Marina Vlady, die seine erste Lebensgefährtin ist. Sie spielen gemeinsam in Georges Lampins „Schuld und Sühne“ und in Hosseins Regiearbeit „Toi le venin – Nachts fällt der Schleier“. Robert Hossein spielt zumeist Gangster und üble Schurken, die manchmal einen guten Kern haben.
Auch als Regisseur dreht er vor allem Gangsterfilme und wechselt das Genre nur selten wie für den Western „Une corde, un colt“ (Friedhof ohne Kreuze) oder die Victor-Hugo-Verfilmung „Les Misérables“ (Die Elenden / Die Legion der Verdammten) von 1982. Zwei Jahre zuvor hatte er die Uraufführung des Musicals „Les Misérables“ im Palais des sports inszeniert.

Zum Sexsymbol wird er in den 1960er Jahren er mit der Reihe um „Angélique“: in vier Kostümschinken ist er an der Seite von Michèle Mercier deren Mann Joffrey de Peyrac.  Für Alex Joffé spielt er in „Rififi bei den Frauen“ und Denys de La Patellière besetzt ihn für „Le tonnerre de Dieu“ (Herr auf Schloss Brassac) und „Les Aventures de Marco Polo“. 1973 folgt die dritte Zusammenarbeit mit Denys de La Patellière für „Prêtres interdits“ (Der Abbé und die Liebe).

Claude Jade wird für die weibliche Hauptrolle der Françoise besetzt und Truffaut schreibt ihr:
am 9. Juli 1973 aus Los Angeles:
„Meine kleine Claude,
ja, du bist immer meine kleine Claude, aber wegen deines so liebevollen Briefes hatte ich letzte Nacht einen sehr schlechten Traum. An einer Bar traf ich Robert Hossein und auch Alex Joffé, der mir sagte: ‚Ich drehe einen Film mit Robert als Priester in der Résistance’. Ich sagte: ,Halt, ich dachte, La Patellière würde den Film drehen’.
– Ja, aber er ist abgewiesen worden und ich ersetze ihn.
– Aber mit der kleinen Claude Jade werden Sie doch drehen?
– Äh… nein, wir haben uns gestern entschlossen, auch sie umzubesetzen.
Du siehst, dieser Traum war unangenehm und er wäre Gold für einen Psychoanalytiker – ein Filmemacher, der umbesetzt wird!
Also schreibe mir bitte einen langen Brief, mit dem du mich beruhigen wirst und mir deine Arbeit schilderst; das würde mir große Freude bereiten, denn ich denke ständig an dich.
[…]
Ich umarme dich ganz heftig, meine kleine Claude, ich wünsche dir glückliche Dreharbeiten mit dieser so guten Persönlichkeit, die du da kreieren wirst; schreibe mir schnell,
françois“

„Robert Hossein, ce n’est pas mal, hein?“, sagt Claude Jade 2001 in einem großen Interview in der „Allocine Talkshow“, als sie auf den Film angesprochen wird. Damit reiht sie sich in eine Liste legendärer Aktricen, die mit Hossein spielten: Annie Girardot, Michèle Morgan, Marina Vlady, Marie-José Nat, Catherine Deneuve, Brigitte Bardot, Michèle Mercier, Anna Karina, Stéphane Audran, Delphine Seyrig, Marie-France Pisier, Nicole Garcia, Catherine Rouvel …

Michèle Watrin, die Claude Jades Cousine spielte, war damals Robert Hosseins Verlobte. Sie starb 1974.

Hossein war neben Marina Vlady auch mit weiteren Schauspielerinnen liiert, eine davon spielte in „Prêtres interdits“ Claude Jades Filmcousine. Michèle Watrin hatte gerade in der Fernsehserie „La mer est grande“ eine Hauptrolle gespielt. Als Françoises Cousine steht sie dem Abbé Rastaud, der gerade Françoise nach einem Fahrradunfall verarztet, unbeholfen im Weg und er schiebt sie entnervt beiseite. Eine vergnügliche Szene, denn die beiden wollten ein Jahr darauf heiraten. Im August 1974 kommt Michèle Watrin bei einem Autounfall ums Leben. Ihr Beifahrer Robert Hossein überlebt.

Robert Hossein, Claude Jade und Claude Piéplu in „Der Abbé und die Liebe“

„Prêtres interdits“ erzählt sie Geschichte eines ungewöhnlichen Liebespaares. Die junge Pariserin Françoise verliebt sich 1936 auf dem Lande in den Priester Jean. Nach anfänglichem Zögern erwidert er ihre Gefühle. Als Françoise ein Kind erwartet, wird Jean suspendiert und geht in die Résistance… Der Priester stellt eine Ausnahme in Robert Hosseins Rollenspektrum dar. Der Film lief im deutschen Fernsehen erstmals 1986 und dann 1988 in einer Mittwoch-Filmreihe zu Ehren Robert Hosseins. Die Kinozeotschrift Filmspiegel schrieb 1986 zur Erstaufführung: „Diesen Abbé spielt Robert Hossein, Regisseur und Schauspieler, der so häufig den miesen Ganoven, den brutalen Draufgänger verkörpert hat. Hier ist es eine Rolle, die ihm die Darstellung menschlicher Größe und glaubhafter Gefühle abverlangt. Seine Partnerin ist Claude Jade – die 26jährige wirkt wie ein gerade 16jähriges Schulmädchen.“

Die Kritik lobt die Leistungen der drei Hauptdarsteller Robert Hossein, Claude Jade und Claude Piéplu, der Hosseins Amtskollegen Ancely spielt:
„Denys de La Patellière zögert nicht, Schauspieler zu besetzen, die bereits sehr geprägt sind. Robert Hossein und Claude Piéplu zwingen sich zu ihren Priestern. Um für die verbotene Liebe des Priesters nicht das Gesicht der Sünde zu verwenden, nahm er das reinste Gesicht des Französischen Kinos, das von Claude Jade. Nichts scheint hässlich oder schmutzig; er verwendet zarte poetische Bilder, schwelgend in der Musik von Vivaldi.“  (Le Combat, 20. November 1973)„Verbotene Priester ist ein populärer Film, der Akzente setzt und bemerkenswert mit einem Robert Hossein in seiner wohl besten Rolle. Claude Jade ist sehr lieblich als die verbotene Frucht und die Präsenz von Claude Piéplu dominiert vor allem die zweite Hälfte des Films.“ (Aurore, 24. November 1973)
„Die Leistung der Schauspieler ist hervorragend, die Nüchternheit, die Genauigkeit des Tons und die Einstellung der drei Protagonisten ist unleugbar exzellent.“ (Image et son)

zur Erinnerung vorerst ein Link zum Film „Der Abbé und die Liebe“ (Prêtres interdits)

1988 lief der Film mit vier weiteren in einer Robert-Hossein-Filmreihe

 

Der Film lief wiederholt im DDR-Fernsehen, später im ZDF als „Verbotene Gefühle“. In einer Mittwoch-Filmreiehe zu Ehren Robert Hosseins liefen neben „Der Abbé und die Liebe“ auch Sonderdezernat CIII Montmartre (Brigade Anti-gangs) , Madame Sans-Gêne, Friedhof ohne Kreuze (Une corde, un colt) Die Schamlosen (Les Libertines).

Der Film lief erneut in einer fünfteilen Robert-Hossein-Filmreihe.

3 Kommentare zu “Robert Hossein gestorben

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