Vor 110 Jahren wurde Henri Langlois (1914-1977), einer der Gründer der Cinémathèque Française, geboren. 1968 wird Langlois zum Politikum: Am 7. Februar – zwei Tage nach Drehbeginn zu „Baisers volés“ – erfährt François Truffaut, dass sein einstiger Förderer, der kultisch verehrte, doch als Leiter als „unaufgeräumt“ beurteilte Henri Langlois als Chef der Cinémathèque durch Pierre Barbin, einen Mann aus dem Gefolge des Kulturministers André Malraux ersetzt werden soll. Die einstigen Kinder der Cinémathèque und die Ehemaligen der „Cahiers du cinéma“, François Truffaut, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette und Claude Chabrol, sind bereit, den Kampf um Langlois aufzunehmen. Unter Truffauts Leitung formiert sich ein aus mehreren Generationen bestehendes Komitee zur Rettung Henri Langlois’.
François Truffaut mobilisiert Filmschaffende aus aller Welt, die nun die Projektion ihrer Filme in der Cinémathèque untersagen, solange Langlois nicht wieder im Amt sei. Es solidarisieren sich unter anderem Jacques Tati, Jean Renoir, Josef von Sternberg, Charles Chaplin, Gloria Swanson, Akira Kurosawa, Jean-Pierre Mocky, Jerry Lewis, Roberto Rossellini, Fritz Lang, Richard Lester. Truffaut greift in Artikeln Malraux an. Am 12. Februar versammeln sich fast dreihundert Regisseure, Schauspieler, Kritiker und Filmliebhaber vor dem Eingang der Cinémathèque, mit François Truffaut, Jean-Pierre Léaud und Claude Jade an der Spitze. Sie blockieren den Zugang.

François Truffaut und Jean-Pierre Léaud mit Claude Jade (im Profil hinter Léaud) bei der Demonstration.
Nur zwei Tage später greift die Polizei ein. Etwa dreitausend Demonstranten treffen auf der Esplanade vor dem Trocadéro ein. Sie werden von dreißig Mannschaftswagen der Polizei und von mobilen Einsatztruppen eingekesselt. Die Polizei setzt Knüppel ein. Truffaut erleidet eine Gehirnerschütterung, Bertrand Taverniers Gesicht ist blutüberströmt… Die Demonstranten weichen der Staatsgewalt, doch die Öffentlichkeit solidarisiert sich mit ihnen. Der Kampf um Langlois wird im März zum Politikum, zwei Monate vor dem Pariser Mai. Und so entsteht der Film eher neben diesem Kampf, der Truffaut vollkommen einnimmt. In den DVD-Kommentaren erinnert sich Claude Jade: „François kam oft zu spät, er verpasste Proben; am Ende ist es ein kleines Wunder, dass der Film so wunderbar wurde.“
Mit dem Kampf um Langlois beschäftigt, dreht Truffaut seinen Film, der bereits im Vorspann auf den Kampf um die Cinémathèque verweist. Eine Kamerafahrt auf den Eingang des Filmmuseums endet auf dem Schild „Vorübergehend geschlossen“; darüber die Zueignung an Henri Langlois.

François Truffaut, Henri Langlois und Claude Jade bei der Premiere von „Baisers volés“. Fotos oben links: © Ulla Josephsson / ADAGP
Am 4. September erlebt „Baisers volés“ seine Premiere in der Cinémathèque française. Der alte und neue Hausherr Henri Langlois, dem der Film gewidmet ist, macht Truffaut einen Vorschlag. Er sähe das junge Paar gerne in einer Fortsetzung: „Verheiraten Sie Jean-Pierre Léaud und Claude Jade!“ François Truffaut dreht sie 1970 mit „Domicile conjugal“.






































































Er ist warmherzig und in seiner Spielfreude köstlich, wenn er am Essenstisch erklärt, weshalb Christine auf keinen Fall die Marseillaise spielen dürfe. Er ist ein Feingeist, der eine Autowerkstatt besitzt und der in „Domicile conjugal“ seinem Enkel Alphonse eine gelbe Gummiente mitbringt. Kurz zuvor hat Christine herausgefunden, dass Antoine sie mit einer Japanerin betrogen hat. Lucien: „Diese Ente ist übrigens für Alphonse, die ist nicht für euch. Ich sage das, weil ich kürzlich einen interessanten Roman gelesen habe: ‚Die schelmische Ente‘. Es ist die Geschichte eines Richters, eines Mannes aus dem gehobenen Bürgertum, der sich unsterblich in eine Ente verliebt, eine Ente, die man seinem Sohn geschenkt hat.“ Christine: „Das kann Antoine nicht passieren; er hat für leblose Dinge nichts übrig. Er bevorzugt Menschen, obgleich er überhaupt nichts gegen die Farbe Gelb hat.“































