Links zu zwei sowjetischen Filmen mit Claude Jade: „Teheran 43“ und „Lenin in Paris“
Bernard Coste muss 1979 als Generalsekretär des Kulturministeriums der Französischen Botschaft Moskau in die Sowjetunion übersiedeln. Seine Frau Claude kennt Moskau bereits von einem viertägigen Aufenthalt bei den Filmfestspielen 1971. Nun wird sie ab dem Frühjahr 1979 für drei Jahre dort leben, in zwei sowjetischen Filmen spielen und zum Drehen für zwei weitere Kino- und sieben TV-Filme immer wieder nach Frankreich fliegen. Oder in der Tschechei den deutschen Film „Rendezvous in Paris“ drehen. Sie behalten die Wohnung in Boulogne, denn ein Hotelleben in Frankreich kann sie sich nicht vorstellen.
In Moskau, wo die Menschen in den Magasins Schlange stehen, an manchen Tagen kästenweise Bananen einheimsen und an anderen Tagen Rasierschaum-Rationen, bemerkt sie einen Soldaten, der massenweise Toilettenpapier mit sich trägt, weil es endlich welches zu kaufen gibt. Sie ist privilegiert und kann in den Berioskas mit Devisen einkaufen, in denen fast alles erhältlich ist. Doch Tomaten, Kosmetik, Papiertaschentücher, Käse, Olivenöl oder Videokassetten muss sie in Paris besorgen.
Zu jener Zeit ist sie nicht die einzige französische Künstlerin, die zwischen Moskau und Paris pendelt. Sie begegnet – ausgerechnet am Flughafen – Marina Vlady, die ebenfalls in Paris arbeitet und in Moskau mit ihrem Mann, dem Dichter, Schauspieler und Sänger Wladimir Wyssotzki, lebt. Vlady hatte bereits zehn Jahre zuvor in einem sowjetischen Film des Regisseurs Sergej Jutkewitsch gespielt. Jutkewitsch engagiert nun Claude Jade für sein letztes Werk „LENIN IN PARIS“ , in dem sie die Revolutionärin Inessa Armand spielt. Ein weiterer russischer Film, den Claude Jade in jener Zeit dreht, ist die sowjetisch-französische Großproduktion „TEHERAN 43“.
Truffaut sendet ihr zu jenem Zeitpunkt ein Buch über sich aus der Reihe „L’Age d’homme“ mit einer amüsanten und treffenden Widmung: „Für die köstliche Madame Doinel, Botschafterin des Charmes im Land des Messers zwischen den Zähnen. Mit all meiner Zuneigung, françois.“ Später wird ihr auch Jutkewitsch ein ihm gewidmetes Buch aus der selben Reihe senden und ihr schreiben: „Für eine sehr große Schauspielerin, Claude Jade, mit Bewunderung, sehr freundschaftlich Sergej Jutkewitsch. Paris-Moskau 1980“.
Claude Jade, die noch vor Beginn ihrer russischen Filme das kyrillische Alphabet lernt, um sich in der Stadt – speziell beim Einkauf auf dem Markt der Kolchosen – zurechtzufinden, freundet sich mit der französischen Pianistin Brigitte Engerer an.
Sie besuchen Engerers Meister Stanislav Neuhaus, den Stiefsohn Boris Pasternaks, und Claude besichtigt das winzige Arbeitszimmer des Schöpfers von „Doktor Schiwago“, das gleichzeitig sein Schlafraum war und sie an eine Mönchszelle erinnert. An seinem Grab steht wie vor vielen anderen eine Bank, auf der Angehörige in unmittelbarer Nähe der Toten picknicken oder ihrer mit Wodka gedenken können.
Im Juni 1981 wird „Télé 7 jours“ in seinem Bericht „Claude Jade: double carrière à Paris et à Moscou“ sie als die Gastgeberin der französischen Moskau-Besucher preisen: „An ihrem Tisch, wo die Bifteck-frites mit Borschtsch und Blinis alternieren, empfängt sie französische Künstler, die sie dann in die Museen und Theater Moskaus steuert. Micheline Presle, eingeladen zur Woche des französischen Films, war bereits ihr Gast.“
Als neben Jean-Jacques Beneix, Alain Bonnot und Evelyne Dress die platinblonde russisch-französische Schauspielerin Katia Tchenko, zu jener Zeit ein begehrtes Pin-up, die Costes besucht, versucht sich der kleine Pierre als Connaisseur en russe: „Du weißt schon, Maman, dass Katia schöner ist als du.“
Dem russischen Winter kann Claude bei einer Armenienreise entfliehen: Sie lassen Pierre bei Bernards Eltern in Moskau und treffen in Jerewan den Schriftsteller Georges Conchon, den Claude 1970 als Jurymitglied in Hyères kennengelernt hatte, und den Politiker Georges Gorse. Als in einer Kolchose die französisch-armenische Freundschaft begossen wird, nehmen die Toasts kein Ende; auf jede neue Ansprache muss ein Glas erhoben und geleert werden. Claude Jade erinnert sich in ihren Memoiren: „Es gelang mir, eine Flasche Wasser zu verstecken; ich behielt sie unter der Tafel und füllte aus ihr diskret nach. Bald wurde jenen sehr übel, die nicht diese Vorsichtsmaßnahme ergriffen hatten. Als sie sich zum Schluss der Mahlzeit von der Tafel zu erheben und auf ihren Beinen zu halten versuchten, war ihnen ein torkelnder Zickzackgang sicher… Am nächsten Tag wurde das Frühstück auf Geheiß unserer Gastgeber verschoben zugunsten der Bekanntmachung mit dem lokalen Cognac! Für mich war es undenkbar, diesen heftigen Alkohol so früh am Morgen zu trinken. Ich ersetzte ihn durch Pflaumensaft, der die gleiche Farbe hatte und umging so das Risiko, ihre Empfindlichkeit zu verletzen noch eine Migräne zu bekommen und ich erwies ihnen dennoch meine Ehre an ihre Gastfreundschaft.“
Auf dem XII. Moskauer Internationalen Filmfestival, das ihre beiden Filme „Teheran 43“ und „Lenin in Paris“ präsentiert, steht Claude Jade gemeinsam mit den sowjetischen Schauspielern und Regisseuren auf der Bühne. Die französischen Gäste des Festivals begrüßt sie weiterhin als Gastgeberin. Noch zehn Jahre später sind Kollegen überrascht, als sie erfahren, dass sie wieder in Paris lebt. Trotz der kontinuierlichen Arbeit in Frankreich wähnten sie Claude Jade weiterhin in Moskau.

Kurzinterview Sowjetskij Ecran:
— Я дебютировала в фильме Франсуа Трюффо «Украденные поцелуи» и с тех пор много снималась у французских режиссеров, были контракты и в Италии, США, Бельгии. Японии.
И вот теперь оба советских фильма, в которых я участвовала—«Ленин в Париже», открывший фестиваль, и получивший Золотой приз «Тегеран-43»,— демонстрировались во время моего пребывания в Москве. Я могла видеть реакцию зрителей, а это очень важно для меня.
Мне очень понравился зритель. Доброжелательный, взыскательный, серьезный и при этом чутко реагирующий на шутку. Таковы москвичи не только в кинозале, но и в жизни. Я убедилась в этом не только сейчас, но и раньше, во время съемок.
Я очень удивилась, когда Сергей Юткевич предложил мне роль Инессы Арманд—известной революционерки, соратницы великого Ленина. Однако после долгой беседы с режиссером поняла все значение этой работы. Познакомившись со сценарием, не раз еще поговорив с постановщиком ленты и драматургом Евгением Габриловичем, я, кажется, стала ближе к этой мужественной, умной и волевой женщине.
В «Тегеране-43» мне довелось создать образ противоположного звучания. Актерам иногда свойственно отказываться от ролей, подобных этой. Ведь любовница Макса—пренеприятная особа. В душе артиста в таких случаях возникает опасение: а вдруг зрители начнут ассоциировать данный образ с твоей личностью?
Однако мне понравились методы работы советских коллег. Я не хотела упустить очередной шанс встречи с ними на съемочной площадке. С несимпатичностью моей героини меня примиряло еще и то, что Макса играл блестящий советский актер Армен Джигарханян. Вообще должна заметить, что творческое общение с вашими актерами—Юрием Каюровым, Натальей Белохвостиковой, Альбертом Филозовым, Игорем Костолевским и другими—далось мне столь же легко, как и с французскими партнерами.
О режиссерах обоих фильмов могу сказать, что они схожи между собой одержимостью в работе, высокими требованиями, которые всегда мотивированы стремлением к совершенству» (Клод Жад // Советский экран. 1981.
– Ich habe mein Debüt in François Truffauts Film „Gestohlene Küsse“ gegeben und seitdem viele Filme mit französischen Regisseuren gedreht, es gab Verträge in Italien, den USA, Belgien, Japan.
Und nun wurden beide sowjetischen Filme, an denen ich beteiligt war – „Lenin in Paris“, der das Festival eröffnete, und der mit dem Goldpreis ausgezeichnete „Teheran-43“ – während meines Aufenthalts in Moskau gezeigt. Ich konnte die Reaktion des Publikums sehen, was für mich sehr wichtig ist.
Das Publikum hat mir sehr gut gefallen. Freundlich, anspruchsvoll, ernsthaft und doch für einen Witz empfänglich. So sind die Moskauer nicht nur im Kino, sondern auch im Leben. Davon war ich nicht nur jetzt überzeugt, sondern auch schon früher, während der Dreharbeiten.
Ich war sehr überrascht, als Sergej Jutkewitsch mir die Rolle der Inessa Armand anbot, einer berühmten Revolutionärin, einer Mitarbeiterin des großen Lenin. Doch nach einem langen Gespräch mit dem Regisseur wurde mir die ganze Bedeutung dieses Werks klar. Nachdem ich mich mit dem Drehbuch vertraut gemacht und nicht noch einmal mit dem Regisseur des Bandes und dem Dramatiker Eugene Gabrilovich gesprochen hatte, schien ich dieser mutigen, intelligenten und willensstarken Frau näher gekommen zu sein.
In „Teheran-43“ hatte ich die Gelegenheit, ein Bild des anderen Tons zu schaffen. Schauspieler neigen manchmal dazu, solche Rollen abzulehnen. Schließlich ist die Geliebte von Max – eine unangenehme Person. In der Seele des Künstlers gibt es in solchen Fällen eine Angst: Was, wenn das Publikum beginnt, dieses Bild mit deiner Persönlichkeit zu assoziieren?
Die Arbeitsmethoden meiner sowjetischen Kollegen gefielen mir jedoch. Ich wollte keine weitere Gelegenheit verpassen, sie am Filmset zu treffen. Auch die Tatsache, dass Max von dem brillanten sowjetischen Schauspieler Armen Dshigarchanian gespielt wurde, versöhnte mich mit dem unsympathischen Charakter meiner Heldin. Generell muss ich feststellen, dass mir der kreative Dialog mit Ihren Schauspielern – Juri Kajurow, Natalia Belochwostikowa, Albert Filosow, Igor Kostolewski und anderen – ebenso leicht fiel wie mit den französischen Partnern.
Über die Regisseure beider Filme kann ich sagen, dass sie sich in ihrer Arbeitsbesessenheit, ihren hohen Ansprüchen, die immer vom Wunsch nach Perfektion motiviert sind, ähnlich sind“ (Claude Jade // Sovietskij Ekran. 1981)









