DVD INA „Lise et Laura“, „Une petite fille dans les tournesols“ und weitere Filme

Une petite fille dans les tournesols (1984)

„Dreh dich um, Marelle !“ In einer Höhle im Gers scheint die Suche von Marelle (Claude Jade) nach ihrem verschwundenen Mann ihr Ende zu finden. Sie begibt sich hier in ein Totenreich wie dem von Orpheus und Eurydike. Auf ihrer Suche erfährt sie, dass sie nicht die einzige ist, die Trauer zu bewältigen hat.  „Une petite fille dans les tournesols“ ist seit einigen Tagen beim Institut National d’Audiovisuel (I.N.A.) als DVD erhältlich. Bernard Fériés Film um Schmerz und Hoffnung erhielt 1985 den Prix de la Société des auteurs.

Claude Jade in „Une petite fille dans les tournesols“ (1984)

Auch „Lise et Laura“ (1982) gibt es dort seit kurzem als DVD. Claude Jade spielt eine Doppelrolle auf zwei Zeitebenen: zur Zeit des Zweiten Weltkriegs die sanfte Lise und in der Gegenwart die emanzipierte Lektorin Laura, die Lises Witwer (Michel Auclair) begegnet.

Claude Jade mit Bernard Malaterre und Michel Auclair als „Lise et Laura“

Neben diesen beiden Neuerscheinungen gibt es dort auch weitere Filme mit Claude Jade :

Da wäre zum einen Claude Jade als Helena in Jean-Christophe Avertys Shakespeare-Verfilmung „Le songe d’une nuit d’été“ (1969), ein gefeiertes TV-Ereignis, das Anfang der 70er Jahre auch wiederholt als „Ein Sommernachtstraum“ im deutschen Fernsehen lief.

Claude Jade in „Une songe d’une nuit d’été“

In der Miniserie „Mauregard“ verlobt sich die mittellose Waise Françoise (Claude Jade) im Jahr 1885 heimlich mit dem adligen Maxence (Richard Leduc) . François Truffaut, der ihr damals sagte „Mit deinen großen Augen könntest du allein die ‚zwei Waisen‘ spielen“, erschien 1968 am Drehort und machte ihr wie Maxence seiner Françoise einen Heiratsantrag.

Claude Jade und Richard Leduc in „Mauregard“

Beim I.N.A. gibt es auch Claude Jade in der Titelrolle von „Sheherazade“. Claude Jade konnte den Fernsehfilm bei seiner Erstausstrahlung zum Jahresende 1971 nicht sehen, da sie gerade mit Bernard in Rio Samba tanzte.

Pierre Michaël und Claude Jade in „Sheherazade“

Weiterhin gibt es die Machiavelli-Verfilmung „La Mandragore“ (1973): Der in die verheiratete Lucrezia (Claude Jade) verliebte Callimaco (Paul Barge) kann seine Angebetete mit der List um die Liebeswurzel Mandragola gewinnen.

Angelo Bardi und Claude Jade in „La Mandragore“

Aus der Reihe „Au théâtre ce soir“ gibt es mit Claude Jade zwei Theaterverfilmungen: In Jacques Devals „Il y a longtemps que je t’aime“ in einer Inszenierung von Raymond Gérôme finden Clarisse (Claude Jade) und Seemann Sixte (Jean Barney) in einem Antiquitätenladen zueinander. Und in „Volpone“, einer Adaption des Ben-Johnson-Stücks von Stefan Zweig und Jules Romains, gerät Claude Jade als Colomba in eine Intrige von Erbschleichern. In der Inszenierung von Claude Jades Stammregisseur Jean Meyer sind Jean Le Poulain, Francis Huster, Jacques Marin und Geneviève Fontanel mit von der Partie.

Au théâtre ce soir: Il y a longtemps que je t’aime, Volpone

Eine weitere populäre Fernsehreihe war „Un comédien lit un auteur“: in „Une histoire d’amour en Provence: Claude Jade lit Madame de Sévigné“ liest sie im Château Grignan aus dem literarischen Schatz der Briefe der berühmten Marquise.

Als Heldin des Horrorfilms „Le collectionneur de cerveaux“ kommt sie den Machenschaften des Grafen Saint Germain auf die Spur. In deutscher Synchronfassung ist der Film als „Schach dem Roboter“ bereits bei Pidax erhältlich.

Claude Jade als Heldin des Horrorfilms „Le colletionneur de cerveaux“

In „Fou comme François“ wird die Ehe von François (Michel Creton) und Luce (Claude Jade) durch den Ausstieg des Mannes in die Arbeitslosigkeit belastet.

Claude Jade und Michel Creton in „Fou comme François / L’Internement“

Im Angebot der I.N.A. sind auch zwei weitere Fernsehfilme, die bereits auf DVD erschienen sind:

Pierre Vernier und Claude Jade in „Eugénie Grandet“

In Jean-Daniel Verhaeghes Balzac-Verfilmung „Eugénie Grandet“  wollen Lucienne des Grassins (Claude Jade) und ihr Bankiersgatte (Pierre Vernier) ihren Sohn mit der Tochter (Alexandra London) eines reichen Geizhalses (Jean Carmet) verheiraten.

Im Fernsehkrimi „L’amie d’enfance“ aus der Reihe „Commissaire Moulin“ ist sie als „Die Freundin aus der Kindheit“ die Titelheldin: Isabelle Mencier (Claude Jade) hat eine Romanze mit Kommissar Jean-Paul Moulin (Yves Rénier) und unterstützt ihm bei der Jagd auf einen Mörder.

Yves Rénier und Claude Jade in „L’amie d’enfance“ aus der Reihe „Commissaire Moulin“

Die Suche nach einem Mörder beschäftigt auch Briefträger René (Alain Claessens) und dessen Freundin, die Lehrerin Solange (Claude Jade), im Krimi „La grotte aux loups“: In der titelgebenden Wolfshöhle hatte René zwei Leichen entdeckt, die kurz darauf verschwunden sind. Und nur Solange glaubt ihm.

Alain Claessens und Claude Jade in „La grotte aux loups“

Diese Fernsehfilme mit Claude Jade sind auf der Seite des Institut National d’Audiovisuel erhältlich. (Stand Oktober 2018)

1: Mauregard, Le songe d'une nuit d'été, Shéhérazade, La Mandragore, Il y a longtemps que je t'aime 2: Le collectionneur de cerveaux, Volpone, Une histoire d'amour en Provence - Claude Jade lit Madame de Sévigné, Fouc omme François, Commissaire Moulin: L'amie d'enfance, La grotte aux loups, Lise et Laura, Une petite fille dans les tournesols, Eugénie Grandet

 

Jean-Christophe Averty 1928 – 2017

„Nach Jean-Christophe Averty können Show-Sendungen nicht mehr sein, was sie vor ihm waren. Er hat ihren Rhythmus verändert und die Ansprüche gehoben.“ (François Mauriac).
Der berühmte Téléaste Jean-Christophe Averty, der mit Surrealismus und Poesie das Fernsehen revolutionierte, ist heute im Alter von 88 Jahren verstorben.
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averty_2017-jean-christophe-averty-portrait11969, in jenem Jahr, in dem er den Grimme-Preis erhielt, erschuf der Pionier der Videokunst eine außergewöhnliche TV-Inszenierung: Shakespeares „Sommernachtstraum“.
Vor der Blue Screen Avertys agierten Claude Jade, Christine Delaroche, Jean-Claude Drouot…
Le Monde erklärt den TV-Film zum „chef-d’œuvre“ und France Soir spricht von einem epochemachenden Datum und einer Revolution in der Geschichte der Regie.
Hier → Averty 88 erinnert der Blog an den großen Künstler Averty.

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Statt Musikvideos für France Gall, Françoise Hardy, Gainsbourg, Bécaud, Hallyday ein Film mit Schauspielern

Statt Musikvideos für France Gall, Françoise Hardy, Gainsbourg, Bécaud, Hallyday und Dalida ein Film: Averty dreht 1969 mit Claude Jade, Marie Versini und Christine Delaroche „Ein Sommernachtstraum“

Lien: Jean-Christophe AVERTY

Téléaste Jean-Christophe Averty wird 88

averty jean-christophe-averty portrait„Nach Jean-Christophe Averty können Show-Sendungen nicht mehr sein, was sie vor ihm waren. Er hat ihren Rhythmus verändert und die Ansprüche gehoben.“ (François Mauriac).
Averty ist Surrealist und Vertreter des Chic, Vater der Blue Screen im französischen Fernsehen und Visionär. Er war der kreativste Fernsehregisseur seiner Zeit. Der „Téléaste“  Averty wollte nie Fernsehen machen, wie es die anderen taten.
Lieber erfand er bunte Bilder, schnitt sie kunstvoll und synthetisch. Er erhielt 1965 für sein Wirken als Video-Pionier den Emmy; die legendären Musikvideos von France Gall, Françoise Hardy,  Gainsbourg, Bécaud, Ferré, Hallyday und Dalida sind ohne Averty undenkbar.

Claude Jade, Christine Delaroche und Jean-Claude Drouot im Fokus Avertys Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum

Claude Jade, Christine Delaroche und Jean-Claude Drouot im Fokus Avertys

averty_songe_d_une_nuit_d_ete Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum1969, jenem Jahr, in dem er den Grimme-Preis erhielt, schuf er eine ambitionierte und außergewöhnliche Inszenierung: Shakespeares „Sommernachtstraum“. Le Monde erklärt den TV-Film zum „chef-d’œuvre“ und France Soir spricht von einem epochemachenden Datum und einer Revolution in der Geschichte der Regie.
Zur deutschen Erstausstrahlung heißt es beim WDR: „Averty, dem eher ein Zuviel als ein Zuwenig an Einfällen vorzuwerfen wäre, hat eine bunte Phantasmagorie geschaffen, vor der Kategorien wie Kunst, Kunstgewerbe oder Kitsch versagen.“

Claude Jade in "Le songe d'une nuit d'été" (Ein Sommernachtstraum) von Jean-Christophe Averty Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum Helena Hélène

Claude Jade in „Le songe d’une nuit d’été“ (Ein Sommernachtstraum) von Jean-Christophe Averty

Claude Jade spielt die verzweifelte Helena, die nach einem Liebeszauber von zwei Männern begehrt wird und darüber – bisher ungeliebt – in erneute Verzweiflung und in Rage gerät. Helenas Monolog zeigt Averty in einem mal roten, mal grünen und dann blauen Medaillon, in dem Claude Jade tränenüberströmt direkt in das Auge der Kamera spielt, umrahmt von wechselnden Tarot-Karten und Herzen, die von Pfeilen getroffen werden.

Drei Stars für Averty: Claude Jade, Marie Versini ("Winnetou")und Christine Delaroche ("Belphégor") Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum

Drei Stars für Averty: Claude Jade, Marie Versini („Winnetou“) und Christine Delaroche („Belphégor“)

Averty inszeniert das Stück, für das neben Claude Jade weitere Stars wie Christine Delaroche als Helenas Freundin und Rivalin Hermia, Jean-Claude Drouot und Christiane Minazzoli als Elfenpaar Oberon und Titania sowie Marie Versini, die Nscho-tschi aus „Winnetou“, als Amazonenkönigin Hippolyta engagiert wurden, vor einer „blue screen“. Für Claude Jade bietet sich eine irreal anmutende Erfahrung, in einem nackten Raum mit blauen Wänden, mit blauen Tonnen und Säulen zu agieren, der später zu Shakespeares Märchenwald wird. Das Bild teilt sich per Split-screen in parallele Szenen, schwelgend vor einem psychedelischen Farbenmeer.

Weihnachten 1969 hatte der Film seine französische TV-Premiere, in Deutschland am 22.12.1971 Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum

Weihnachten 1969 hatte der Film seine französische TV-Premiere, in Deutschland am 22.12.1971

Das Ergebnis ist eine poetische Umsetzung der Shakespeare-Komödie, die am Weihnachtsabend 1969 den Fernsehschirm in ein flirrendes Bilderbuch verzaubert. Maurice Clavel schwärmt in der Neujahrsausgabe des „Nouvel Observateur“ von der Montage der Schauspieler auf den Hintergrund antiker Vasen und Fresken.

Dank Averty die ersten Video-Schauspieler der französischen Fernsehgeschichte Midsummer Night's Dream Helena Le songe d'une nuit d'été Ein Sommernachtstraum

Jade, Delaroche, Drouot, Versini und Tureau: die ersten Video-Schauspieler der französischen Fernsehgeschichte

Maurice Clavel nennt das die Sehgewohnheiten zu Beginn angreifende und verwirrende Werk eine vollkommen harmonische und ästhetische Wissenschaft und vergleicht den Bilderrausch auf dem Fernsehschirm mit einer Galaxie. Clavel spricht auch Claude Jade einen gewissen Anteil am Erfolg zu: „Man ist sich rasch sicher, dass Mademoiselle Claude Jade zum Sprechen keine Atempause braucht; sie agiert so schnell, dass man zu der Überzeugung gelangt, sie habe das Atmen über ihr Spiel vergessen. Und gerade das trägt erheblich bei zum Wunder dieses Films.“

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Ohne Jean-Christope Averty hätte dieses Wunder nicht stattgefunden. Heute feiert er seinen 88. Geburtstag. Bon anniversaire.

fünfminütiger Ausschnitt mit Claude Jade (Helena), Christine Delaroche (Hermia), Michel Ruhl (Lysander), J.C. Drouot (Oberon), Michel Tureau (Puck), Dominique Serina (Demetrius)

 

 

Claude Jade behütet – eine Galerie

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Claude Jade 1972 in „Les feux de la Chandeleur“ (Kerzenlicht)

Célimène et le cardinal

2006 in „Célimène et le cardinal“

Behütet wächst Claude Jade auf und bereits 1964 trägt sie auf der Bühne ihre erste Kopfbedeckung, eine Haube. Zwischen ihrer Molière-Heldin Agnès und ihrer Molière-Heldin Célimène liegen 42 Jahre.
Der Karrierestart erfolgt unter Männern, die sie behüten oder behüten wollen: Sacha Pitoëff und François Truffaut. Und freilich trägt Claude Jade in vielen ihrer zahlreichen Filme Hüte; mal sind es historische Modelle, in seltenen Fällen sind sie ein dramatisches Element.
Unter der Seite Gut behütet  finden Sie hier ab heute einen Artikel, der zugleich eine chronologische Galerie ist.

Link zur Seite GUT BEHÜTET